Begründung und Erläuterungsbericht - Geoportal Saarland
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Landschaftsprogramm <strong>Saarland</strong><br />
Erhaltung der Kulturlandschaft<br />
Das Landschaftsprogramm unterstützt diese Planung durch die Darstellung von Halden als zu entwickelnde<br />
Landmarken (siehe Karte „Erhaltung der Kulturlandschaft, Erholungsvorsorge <strong>und</strong> Freiraumentwicklung“). Im<br />
Zuge der Realisierung sind dabei jedoch insbesondere die Anforderungen des Arten- <strong>und</strong> Biotopschutzes zu<br />
beachten. Gleichzeitig misst das Landschaftsprogramm der Industriekultur im Rahmen der landschaftsbezogenen<br />
Erholung besondere Bedeutung bei. Den landschaftlichen Gesamtzusammenhang sichern Grünzüge,<br />
Grünzäsuren <strong>und</strong> die Schwerpunkte zur Freiraumaufwertung <strong>und</strong> –entwicklung.<br />
Beispiel: Relikte der Niederwaldwirtschaft im Nordsaarland<br />
Die Niederwaldwirtschaft prägte noch im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert den gesamten Raum zwischen Mosel <strong>und</strong> Prims-<br />
Blies-Hügelland, in dem die Bauern (Gehöferschaften, Schachen- <strong>und</strong> Erbengemeinschaften) Feld <strong>und</strong> Wald<br />
(zuletzt nur noch Wald) gemeinsam besaßen, bewirtschafteten <strong>und</strong> nutzten. Gleichzeitig stellten <strong>und</strong> stellen<br />
diese Formen der Waldbewirtschaftung wichtige Potenziale für Niederwaldbegleitende Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten<br />
dar. Die heute verbliebenen Betriebe <strong>und</strong> die typischen Erscheinungsformen reliktärer Niederwälder<br />
haben daher einen hohen Stellenwert. Die letzten Reste der ehemals weit verbreiteten Niederwälder stellen<br />
insgesamt weniger als 1 % der Gesamtwaldfläche dar.<br />
Die Durchschnittsgröße der Gehöferschaften liegt bei ca. 113 ha, wovon im Schnitt noch ca. 50 ha als Niederwald<br />
bewirtschaftet werden. Vier Gehöferschaften (Wadrill, Losheim, Theley, Krettnich) bewirtschaften<br />
noch Niederwaldflächen um 100 ha oder darüber. Die aktive Gehöferschaft in Wadrill bewirtschaftet derzeit<br />
mit 210 ha die größten Niederwaldflächen.<br />
Beispiel: Kulturhistorische Relikte im Saarkohlenwald <strong>und</strong> Warndt<br />
Jenseits der spektakulären Objekte des Denkmalschutzes gibt es eine bisher nicht systematisch <strong>und</strong> flächendeckend<br />
erfasste Fülle an kulturhistorischen Zeugnissen in der besiedelten wie unbesiedelten Landschaft.<br />
Nur wenige Arbeiten haben sich der Erfassung dieser Relikte in einem definierten Raum <strong>und</strong> über<br />
alle Zeitepochen hinweg gewidmet. Eine der aus Sicht der Landschaftsplanung wichtigsten Kartierungen<br />
wurde im Saarkohlenwald <strong>und</strong> Warndt im Auftrag der Landesforstverwaltung durchgeführt.<br />
Räumliches Bezugsgebiet der Kartierung ist die Fläche des Staatswaldes im Stadtverband Saarbrücken,<br />
speziell die beiden jeweils ca. 5000 ha großen relativ geschlossenen Waldgebiete des Warndt <strong>und</strong> des<br />
Saarkohlenwalds. Thematischer Gegenstand der Erfassung ist die Kulturgeschichte dieser Waldareale in der<br />
zeitlichen Reichweite von etwa 2000 Jahren. Da die Erfassung ganzflächig im Maßstab 1:5.000 <strong>und</strong> themenoffen<br />
angelegt war, waren hierbei gr<strong>und</strong>sätzlich alle materiellen <strong>und</strong> immateriellen Spuren von Interesse.<br />
Neben konkreten materiellen Relikten zählten dazu auch Hinweise auf verschw<strong>und</strong>ene Relikte (Namen,<br />
Sagen). Zusammengefasst wurden die Spuren nach thematischen Gruppen (Nutzungskategorien) wie<br />
Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Bergbau, Siedlungen etc. In einer Datenbank wurden dazu einerseits objektweise<br />
Hintergr<strong>und</strong>informationen gesammelt, andererseits je nach Vollständigkeit von Relikten <strong>und</strong> Kontext<br />
spezielle thematische Karten mit Erläuterungen <strong>und</strong> Illustrationen erstellt. Beispiel hierfür sind die typischen<br />
Grenzsteinlinien im deutsch-französischen Grenzraum, das Netz der Waldquerenden Bergmannspfade<br />
sowie die Standorte der Forstverwaltungen (Forsthäuser der Ämter <strong>und</strong> Reviere) <strong>und</strong> die Betriebsanlagen<br />
der Kohlenbergwerke (Stollenm<strong>und</strong>löcher, Schachtgerüste, Bergehalden <strong>und</strong> Kohleschlammweiher). Auf der<br />
Basis dieses Materials entstanden dann Planungsvorschläge, die auf verschiedenen Ebenen eine Inwertsetzung<br />
der Spuren ins Auge fassen. Diese Ebenen reichen von der denkmalpflegerischen Gestaltung des<br />
Einzelobjektes über die Einbindung in Infrastrukturmaßnahmen zur Entwicklung von Erholung, Freizeit <strong>und</strong><br />
Tourismus bis hin zu strategischen Überlegungen, wie das Thema Kulturgeschichte, darunter insbesondere<br />
auch Industriekultur, Eingang in die Regionalentwicklungsplanung finden kann.<br />
Diese flächendeckende Erfassung von Spuren der Vergangenheit auf dem „Betriebsgelände“ eines einzigen<br />
Besitzers (SaarForst Landesbetrieb) ist bei diesem Flächennutzer erst Auftakt <strong>und</strong> noch nicht durch eine<br />
Inwertsetzung umgesetzt. Sie kann aber als Anregung dienen, auf weiteren Waldflächen ebenso wie auf<br />
Nichtwaldflächen der unterschiedlichsten Eigentümer Spuren der Kulturgeschichte zu ermitteln <strong>und</strong> für Dokumentationen,<br />
Präsentationen <strong>und</strong> Inszenierungen aufzubereiten. Besonderes Problem dieser eher unspektakulären<br />
<strong>und</strong> schweigenden Zeugnisse ist <strong>und</strong> wird in Zukunft der besondere Imaginations- <strong>und</strong> Animationsbedarf<br />
sein, der aber dann auf unterschiedlichste Inwertsetzungsbedarfe hin ausgerichtet werden kann.<br />
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