27.01.2015 Aufrufe

Begründung und Erläuterungsbericht - Geoportal Saarland

Begründung und Erläuterungsbericht - Geoportal Saarland

Begründung und Erläuterungsbericht - Geoportal Saarland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Landschaftsprogramm <strong>Saarland</strong><br />

Siedlung <strong>und</strong> Verkehr<br />

11.1 Siedlungsentwicklung<br />

Vergleichbar mit der Feld-Wald-Verteilung blieb die Verteilung von Siedlungskernen <strong>und</strong> Verbindungsachsen<br />

im <strong>Saarland</strong> Jahrh<strong>und</strong>erte lang stabil <strong>und</strong> bestimmte auch die weitere Siedlungsentwicklung. Seit Ende des<br />

17. Jahrh<strong>und</strong>erts erfolgten ein planmäßiger Ausbau der Siedlungen, der Aufbau zahlreicher Einzelhöfe <strong>und</strong><br />

eine gesteuerte Landbesitzverteilung (Renovationen, Plangewannflur) von Seiten der Landesherren <strong>und</strong><br />

Klöster. Gleichzeitig nahm das Gewerbe seinen Aufschwung. Der Ausbau der Eisengewinnung <strong>und</strong> Eisenverarbeitung<br />

räumt diesem gewerblichen Produktionszweig einen besonderen Stellenwert für die Wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> Siedlungsentwicklung an der Saar ein. Der Schwerpunkt der Eisenhämmer <strong>und</strong> -hütten lag auf<br />

Gr<strong>und</strong> der Rohstoffvorkommen seit dem Mittelalter im Hunsrück <strong>und</strong> Hunsrückvorland. Ab dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

erfolgte der Ausbau im südlichen <strong>Saarland</strong>. 1585 entstand eine Eisenhütte mit Schmelze, Pochwerk <strong>und</strong><br />

Schmiede in Geislautern, 1690 die Dillinger Hütte, 1719/1728 zwei kleinere Betriebe in Sulzbach <strong>und</strong> Fischbach,<br />

1734 das St. Ingberter Eisenwerk, 1753 der Stahlhammer in Scheidt, 1756 die Halberger Hütte. Wichtige<br />

Betriebszweige der damaligen Zeit waren zudem die Achatschleiferei <strong>und</strong> das Glashüttengewerbe.<br />

Der Aufschwung des Steinkohlebergbaus leitete eine stürmische wirtschaftliche Entwicklung an der Saar ein.<br />

1751 kaufte Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken die privaten Kohlegruben auf <strong>und</strong> stellte sie unter<br />

staatliche Verwaltung. Damit <strong>und</strong> mit der Einführung des Schachtbaues war der Gr<strong>und</strong>stein für die industrielle<br />

Entwicklung gelegt. Die Zentren lagen zunächst in den Kohletälern: Fischbach-, Sulzbach- <strong>und</strong> Köllerbachtal.<br />

Im südlichen Warndt setzte der Bergbau erst wesentlich später mit der technischen Möglichkeit, den<br />

wasserführenden Sandstein im Schachtbau zu durchdringen, ein. Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert veränderte der „industrielle“<br />

Bergbau auf der deutschen <strong>und</strong> der französischen Seite die ökologischen, ökonomischen <strong>und</strong> sozialen<br />

Bedingungen im <strong>Saarland</strong> gr<strong>und</strong>legend.<br />

Der Zeitraum von 1800 bis 1870 kennzeichnet den Übergang zur industriellen Massenproduktion <strong>und</strong> die<br />

Entwicklung des Industriegebietes an der Saar. Neben technischen Innovationen waren der Ausbau des<br />

Schienennetzes <strong>und</strong> die Schiffbarmachung der Saar entscheidende Impulse für die Industrialisierung. Mit<br />

Hilfe des Schienennetzes konnten größere Rohstoffmengen über weite Strecken transportiert, das Absatzgebiet<br />

für industrielle Produkte vergrößert <strong>und</strong> das Einzugsgebiet für Arbeitskräfte erweitert werden. Damit<br />

wurde die Standortgunst im Wesentlichen durch die Verkehrslage bestimmt. Die kleineren Steinkohlegruben,<br />

Eisen- <strong>und</strong> Glashütten fernab der Schienentrassen mussten schließen. Neue Großbetriebe produzierten in<br />

unmittelbarer Nähe der Eisenbahn (z.B. die so genannten „Eisenbahnhütten“ der Glasindustrie). Die<br />

Glasherstellung avancierte zum drittgrößten Industriezweig an der Saar - nach Bergbau <strong>und</strong> Eisenverhüttung.<br />

Seit Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts entstand ein montan-industrieller Komplex an der Saar, der bis in die<br />

60er Jahre des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts die Wirtschaftsstruktur des <strong>Saarland</strong>es maßgeblich <strong>und</strong> nachhaltig bestimmte.<br />

Die Industrialisierung hatte eine Verstädterung des Umlandes der großen Montanstandorte zur Folge. In der<br />

ersten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>ert führten die günstigen Umstände, unter anderem die günstigen Kredite der<br />

Gruben für die Bergleute, zu einer intensiven Bautätigkeit, die die Dörfer rasch anwachsen ließ. Der gründerzeitliche<br />

Geschosswohnungsbau seit 1870 konzentrierte sich auf die städtischen Räume. Die Entstehung<br />

der Agglomeration im Saartal stellte neue Anforderungen zur Bewältigung der Nahverkehrsströme. So entstand<br />

in den Jahren zwischen 1890 <strong>und</strong> 1938 das Pendant zum überörtlichen Eisenbahnnetz: das Straßenbahnnetz,<br />

welches die Schwerpunkte von Industrie <strong>und</strong> Wohnen miteinander verband. Die Verbreitung des<br />

Automobils nach dem 2. Weltkrieg setzte der Straßenbahn ein Ende.<br />

Der Wohlstand als Folge des wirtschaftlichen Aufschwungs in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg führte zu<br />

gestiegenen Ansprüchen an das Wohnen <strong>und</strong> zur Flucht ins Grüne. Seit den 1960er Jahren veränderte ein<br />

gr<strong>und</strong>legender Siedlungsum- <strong>und</strong> –ausbau nicht nur den Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Aufriss der Siedlungen, sondern auch<br />

die Kulturlandschaft – sowohl im ländlichen Raum als auch in der entstehenden Stadtregion. Aus den ehemals<br />

bäuerlichen Ortschaften entwickelten sich Arbeiter- <strong>und</strong> Bergmannssiedlungen <strong>und</strong> schließlich Pendlerorte<br />

für den Verdichtungsraum. Das Siedlungswachstum führte zu einer Verstädterung im mittleren Saartal<br />

<strong>und</strong> in den Kohletälern. Die Suburbanisierung erreichte auch die landwirtschaftlichen Schwerpunkträume.<br />

Bestes Beispiel hierfür ist die „Entstehung“ der Siedlungen Riegelsberg <strong>und</strong> Püttlingen durch das Zusammenwachsen<br />

ehemaliger Dorfstrukturen.<br />

Im Saartal bündeln sich die Hauptverkehrsachsen, die bis heute überregionale Bedeutung besitzen. Entlang<br />

dieser Achsen entstanden große Siedlungsagglomerationen mit gewerblich-industriellen Schwerpunkten. Die<br />

Kernzone des Verdichtungsraums umfasst eine Stadtregion mit einem engmaschigen Verflechtungsbereich,<br />

der sich als Band zwischen Dillingen, Saarbrücken, Neunkirchen <strong>und</strong> Homburg erstreckt, <strong>und</strong> seine Fortsetzung<br />

in Frankreich im ostlothringischen Kohlenbecken findet. Die deutsch-französische Grenzregion zwi-<br />

142

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!