2.2 „Lernen und Identitäten“Das vorangegangene Kapitel befasste sich mit <strong>Gee</strong>s Auffassung von „semiotic doma<strong>in</strong>s“.Unter anderem argumentierte er, dass es für das Lernen erforderlich sei, e<strong>in</strong>e neue Identitätanzunehmen und mit dieser zu experimentieren. <strong>Gee</strong> def<strong>in</strong>ierte diese Identität als e<strong>in</strong>en aktiverforschenden Problemlöser. Er fügt nun h<strong>in</strong>zu, dass jegliches Lernen <strong>in</strong> allen „semioticdoma<strong>in</strong>s“ e<strong>in</strong>e neue Identität erfordere, die allerd<strong>in</strong>gs mit den alten Identitäten verknüpftwerden muss. Dieses Kapitel soll nun zeigen, dass Computerspiele e<strong>in</strong> entscheidendesBeispiel für den Umgang mit Identitäten und Lernen s<strong>in</strong>d. Denn Computerspiele erschaffenIdentitäten und ermutigen darüber h<strong>in</strong>aus, mit diesen Identitäten zu arbeiten und sie zureflektieren. Die Art, wie dies geschieht, beschreibt <strong>Gee</strong> als klar und e<strong>in</strong>flussreich. 53Um se<strong>in</strong>en Standpunkt zu verdeutlichen, verwendet <strong>Gee</strong> alsBeispiel das Fantasie-Rollenspiel „Arcanum: VonDampfmasch<strong>in</strong>en und Magie“. Zunächst erläutert er das Spielund dann die damit verbundene Identitätsarbeit. „Arcanum“spielt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen Welt genannt Arcanum, welche ausvielen Ländern, Dörfer und Städten besteht. Arcanum wurdefrüher nur von Magie bee<strong>in</strong>flusst, jetzt beg<strong>in</strong>nt dieTechnologie e<strong>in</strong>e wichtige Rolle zu spielen. Das LandArcanum ist e<strong>in</strong> spannungsreicher und unbehaglicher Ort, dasowohl Magie als auch Technologie existieren. In Arcanumleben verschiedene Rassen, Menschen, Elfen, Gnomen,Zwerge, Orks, Oger und deren Mischrassen (Halbelfen, Halborks etc.), bei dem e<strong>in</strong> Elternteiljeweils menschlicher Herkunft ist. Jede Rasse steht dem Konflikt zwischen Magie undTechnologie anders gegenüber. Bevor man nun „Arcanum“ spielen kann, muss man e<strong>in</strong>enCharakter erstellen. <strong>Gee</strong> entschied sich für e<strong>in</strong>e Halbelfe, die er „Bead Bead“ 54nannte.Halbelfen, wie jede andere Rasse, haben ihre eigene charakterliche Ausprägung <strong>in</strong> Stärke,Konstitution, Geschicklichkeit, Schönheit, Intelligenz, Willenskraft, Wahrnehmung undCharisma (siehe Abb. 6). Die Fähigkeiten bee<strong>in</strong>flussen den Charakter <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Spielweise.Sie entscheiden über den Ausgang von Dialogen und Kämpfen, und wie andere Charaktere,sogenannte NPCs, auf den eigenen Spielcharakter reagieren. Im weiteren Spielverlaufbekommt der Charakter mehr Erfahrung und somit auch Punkte, die man als Spielerverwenden kann, um Attribute wie Stärke, Schönheit und so weiter, zu verändern oder um53 Vgl. GEE, <strong>James</strong> <strong>Paul</strong>: „What video games have to teach us about learn<strong>in</strong>g and literacy”; 2007; S. 45-4654 Vgl. ebd.; S. 46Abb. 5: Cover von „Arcanum: VonDampfmasch<strong>in</strong>en und Magie“16
Fähigkeiten, wie den Umgang mit Waffen, Magie, Technologie etc., zu tra<strong>in</strong>ieren (siehe Abb.6). Des Weiteren beschreibt <strong>Gee</strong>, dass die Interaktionen und Entscheidungen, die man imVerlauf des Spiels trifft, darüber entscheiden, ob der Charakter gut oder böse ist. DieseAusrichtung wiederum entscheidet, ob andere NPCs sich dem Charakter anschließen oderAbb. 6: „Arcanum“ Charakterprofilnicht. Das Spiel selbst beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>er Katastrophe. Der erstellte Spielcharakter überlebte<strong>in</strong>en Zeppel<strong>in</strong>absturz. Der Zeppel<strong>in</strong> wurde zuvor von zwei anderen Luftschiffen angegriffen.Am Boden f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>en sterbenden Mann, der dem Spieler e<strong>in</strong>en R<strong>in</strong>g aushändigt mit derkryptischen Aufforderung, ihn „dem Jungen“ zu geben. Der Mann prophezeit, dass das Bösezurückkehrt und alles zerstören wird. Somit ist man der e<strong>in</strong>zige Überlebende dieses Unglücksund sieht sich mit der Aufgabe konfrontiert, die Welt zu retten, <strong>in</strong>dem man den R<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>emmysteriösen „Jungen“ übergibt. 55<strong>Gee</strong> stellt fest, dass <strong>in</strong> <strong>Computerspielen</strong> wie „Arcanum“ e<strong>in</strong>e sehr <strong>in</strong>teressante und wichtigeMethode im Umgang mit Identitäten beobachtet werden kann. Wenn man „Arcanum“ spielt,so entwickeln sich parallel drei Identitäten. Die erste ist die virtuelle Identität, sie verkörpertden Spielcharakter. In diesem Fall „<strong>James</strong> <strong>Paul</strong> <strong>Gee</strong> als Bead Bead“. Die Schreibweise sollverdeutlichen, dass der Fokus auf dem Spielcharakter und se<strong>in</strong>en Handlungsweisen liegt. Die55 Vgl. GEE, <strong>James</strong> <strong>Paul</strong>: „What video games have to teach us about learn<strong>in</strong>g and literacy”; 2007; S. 46-4817
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Game-like-learning„Game-like-lear
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kommunizieren. Im verwendeten Konte
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