Der Burgbote 2015 (Jahrgang 95)
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prüfung – kaum erwarten, dass sie alle<br />
Aspekte des künstlerischen Singens in<br />
einem Chor ohne Einschränkungen beherrschen<br />
und die vollständige Kontrolle<br />
über ihr »Instrument«, also ihre Stimme,<br />
besitzen. Und zum Anderen ist mit dieser<br />
Form der Werbung und Ansprache verbunden,<br />
dass wir in der Tendenz mehrheitlich<br />
auf Stimmen stoßen, die im Normalbereich<br />
der männlichen Stimmen liegen.<br />
Und da ist das Ergebnis erwartbar:<br />
Um es eine einmal mit den Worten eines<br />
berühmten Chorleiters zu sagen, dessen<br />
Name mir gerade nicht einfallen will:<br />
»Wenn ein Mann singt, ist es ein erster<br />
Bass, alles andere ist Kunst.« An beiden<br />
Problemen sollte man nicht herumdeuteln,<br />
auch wenn die Nebenbemerkung gestattet<br />
sein darf: auch der 2. Tenor und der 2. Bass<br />
haben durch die Werbeaktionen der letzten<br />
Jahre erheblichen Zuwachs erlebt. Aber man<br />
muss die Probleme in einen Kontext stellen:<br />
Während rings um uns her die Tradition des<br />
Männerchores aufgrund mangelnden Nachwuchses<br />
kaum Zukunft hat, konnten wir<br />
uns zahlenmäßig stabilisieren und teils sogar<br />
dazugewinnen.<br />
Also noch einmal ganz konkret: Ja, natürlich<br />
brauchen wir mehr 1. Tenöre. Aber während<br />
andere Männerchöre das Jahr 2020 vermutlich<br />
kaum mehr in Singstärke erleben werden,<br />
haben wir zumindest die Chance, uns<br />
chorintern musikalisch fortzubilden und<br />
über die nächsten Jahre wieder ein ausgewogeneres<br />
Verhältnis der Stimmen zueinander<br />
zu erzielen. Die Sänger aus dem 1. Bass, die<br />
in den letzten Monaten zur Stimmgruppe<br />
der 2. Bässe oder der 2. Tenöre haben wechseln<br />
können, sind dabei sicher das Vorbild<br />
für eine mögliche weitere Entwicklung.<br />
Wie ist denn jetzt das weitere Vorgehen mit<br />
den Aspiranten?<br />
Da sollte man schon mit der Wortwahl vorsichtig<br />
sein. Zunächst haben wir im Blauen<br />
Zelt lediglich »Interessenten« geworben.<br />
Nach dem »Tag der offenen Wolkenburg«<br />
am 8. März werden wir sehen, wie viele<br />
Interessenten den Weg in die Chorschule<br />
finden und somit zu Aspiranten werden.<br />
Das zeigt schon, dass der Weg zu einem<br />
aktiven Sänger im Kölner Männer-Gesang-<br />
Verein immer als ein Prozess betrachtet<br />
werden muss.<br />
Die Herren, die nun am 8. März zu uns in<br />
die Wolkenburg kommen, wissen ja noch<br />
gar nicht, ob sie tatsächlich im KMGV ihre<br />
großes Hobby für die nächsten Jahre oder<br />
Jahrzehnte gefunden haben. Diese Liebe<br />
zum Chorgesang zu entwickeln, die Bereitschaft<br />
zu haben, seine Zeit einzubringen<br />
und sich vielleicht sogar für eine Mitwirkung<br />
beim Zillche zu interessieren – das<br />
bedarf der Zeit und der behutsamen Heranführung.<br />
Diese Wünsche müssen erst<br />
geweckt werden und die Idee einer dauerhaften<br />
Mitgliedschaft im KMGV reift – das<br />
kann doch fast jeder aktive Sänger aus<br />
eigener Erfahrung bestätigen – erst nach<br />
und nach.<br />
Und welche Rolle kommt dabei den Sängern<br />
im KMGV zu?<br />
Eine ganz entscheidende. Es sind, da kann<br />
man mit ganz vielen neu aufgenommenen<br />
Sängern sprechen, immer die persönlichen<br />
Erlebnisse mit den gestandenen KMGV-<br />
Sängern, die letztlich die Bindung zum Kölner<br />
Männer-Gesang-Verein wachsen lässt.<br />
Es ist die »Willkommens-Kultur« in diesem<br />
Verein, die Freundlichkeit zu neuen Aspiranten,<br />
die Bereitschaft, in den Proben Hilfestellungen<br />
zu bieten, die der Garant für<br />
den Erfolg der letzten Jahre war. An diese<br />
besondere Kultur der Aufnahme sollten wir<br />
auch in diesem Jahr anknüpfen, um uns so<br />
auf unser großes Jubiläumsjahr 2017 in bester<br />
Weise vorzubereiten.<br />
AH<br />
KMGV-Werbeaktion <strong>2015</strong><br />
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