Festschrift - Richard Wagner Verband Minden eV

110
Das Mindener Stadttheater diente immer wieder als Ort
von festlichen Veranstaltungen des Wagnerverbandes.
Eröffnung der Bundestagung 1968 in Minden mit einem
Empfang im Rathaussaal (24. Mai). Von links: Lotte
Albrecht-Potonié, Gerda Hartmann, stv. Bürgermeister
Horst Leutheusser, Mercedes Bahlsen. Am rechten Rand:
Wilhelm-Ulrich Hartmann und Annemarie Greeve.
1965 konnte das Nachrichtenblatt des Gesamtverbandes
nur noch verkünden, dass der Ortsverband Detmold nach
13jährigem Bestehen durch Krankheit des Vorsitzenden die
Arbeit eingestellt habe. 318
Auch die Haupttagungen gerieten immer mehr zu blassen
Veranstaltungen, die keine großen Schritte oder Richtungsentscheidungen
mehr einleiteten. 2009 fasste der Wiener
Vorsitzende Prof. Heinrich Tettinek die Situation pointiert
zusammen: „Vor 1986 kannte der Deutsche Wagnerverband
lediglich die Bundestagungen: Die vereinsrechtlich
gebotene, einmal im Jahr stattfindende Sitzung der einzelnen
lokalen Vorsitzenden als Zentrum, in der kaum Aufregendes
zu diskutieren war… Hatten sich die Bundestagungen
doch nach den Vereinsaktivitäten erschöpft in einem
Opernbesuch je nach Repertoire, etwa in München Zauberflöte,
weil sie eben mal auf dem Programm stand, und
einem gemeinsamen Festessen. Dann gab es viel Zeit für
Kaffeeklatsch der Vorsitzenden, die lokal eng angesiedelt,
einander bestens bekannt waren, und endlich mal wieder
Privates austauschen konnten.“ 319 Auch den Zeitgenossen
blieb die relative Belanglosigkeit der damaligen Hauptversammlungen
nicht verschlossen. Im Hinblick auf finanzielle
Einsparungen stellten 1960 die Ortsverbände Minden
und Hannover unter Gerda Hartmann, Mercedes Bahlsen
und Karlalinda Fichtel den Antrag, die Hauptversammlungen
nur noch im 2-jährigen Turnus stattfinden zu lassen.
Auch Adolf Hopf, der sich für den Bayreuther Ortsverband
dem Vorschlag anschloss, forderte eine Einschränkung der
Hauptversammlung „in dem umfangreichen Rahmen – mit
vielen gesellschaftlichen Veranstaltungen wie in den letzten
Jahren“ und schlug für das dazwischen liegende Jahr
eine kurze Arbeitssitzung am Vortag der Festspieleröffnung
vor. 320 Bei den übrigen Mitgliedern stieß aber die Einschränkung
des regelmäßigen Treffens auf wenig Gegenliebe, so
dass nach einjährigen Verhandlungen der Vorschlag aus
Minden, Hannover und Bayreuth auf der Hauptvorstandssitzung
1961 zurückgezogen wurde.
Dafür belebte man die Haupttagungen seit den 1960er Jahren
durch Besuche im Ausland, wo sich befreundete Wagnergesellschaften
gebildet hatten, die dem „Richard Wagner
Verband“ als korporative Mitglieder ohne Stimmrecht
angehörten. 1965 nahm man einen Vorschlag aus Wien an,
um dort die in der Vereinsgeschichte erste Hauptversammlung
außerhalb Deutschlands abzuhalten. Um das attraktive
aber äußerst spontane Angebot der Wiener wahrnehmen
zu können, musste der Ortsverband Bremen auf Druck des
Hauptvorstandes sogar kurzfristig auf die zugesagte Austragung
verzichten und sich auf das nächste Jahr vertrösten
318 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 33 (Nachrichtenblatt Nr. 57 vom März 1965).
319 Prof. Dr. Tettinek, Würdigung des Vorsitzenden des RWV Regensburg Oberstudienrat Emil Kerzdörfer anlässlich der Feierlichkeiten
zum 25. Jubiläum seiner Präsidentschaft, S. 3f. (Internetauszug vom 13.10.2011, http://www.richardwagnerverband.at/gfx/ansprache.pdf ).
320 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 33 (Nachrichtenblatt Nr. 37 vom Mai 1960).
321 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 33 (Protokoll Hauptvorstand vom 9.5.1964).