Festschrift - Richard Wagner Verband Minden eV
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tere Schichten außerhalb der Mitgliederschaft anzusprechen<br />
versuchte. So veranstaltete der Ortsverband am 7.<br />
Dezember 1953 ein großes Konzert zum 125. Todesjahr<br />
von Franz Schubert im Stadttheater mit drei Solisten von<br />
der Detmolder Akademie. Trotz „volkstümlicher-niedriger<br />
Eintrittspreise“, wie Paul Keber betonte, blieb das Haus mit<br />
250 Personen (bei 625 Plätzen!) fast leer. 289<br />
Solche Ergebnisse bedeuteten für den Ortsverband natürlich<br />
ein finanzielles Debakel. Kaum verwunderlich ist es<br />
daher, dass sich Eugenie Hoppe schon früh an die Stadtverwaltung<br />
<strong>Minden</strong> wenden musste, um Zuschüsse für<br />
das Wirken des <strong>Verband</strong>es zu gewinnen. Am 20. Oktober<br />
1952 bat sie erstmals um Unterstützung seitens der Stadt:<br />
„Unsere Veranstaltungen, die stets ein hohes künstlerisches<br />
Niveau haben, können sich in den seltensten Fällen selbst<br />
tragen und sind auf Zuwendungen angewiesen, zumal die<br />
Mitgliederbeiträge laut Satzung der Bayreuther Stipendienstiftung<br />
zufließen.“ 290<br />
Die Bitte um einen jährlichen, festen Zuschuss musste bei<br />
der Stadtverwaltung allerdings auf taube Ohren stoßen und<br />
wurde vom Kulturausschuss im Januar 1953 auch entsprechend<br />
abgelehnt. Stadtrechtsdirektor Dr. Krieg teilte Eugenie<br />
Hoppe daher mit: „Leider verbietet es die Beschränktheit<br />
der zur Verfügung stehenden Mittel, ihnen einen<br />
festen, jährlichen Zuschuss zuzusagen, vielmehr muss von<br />
Fall zu Fall davon ausgegangen werden, welche Beträge für<br />
die Verteilung verfügbar sind.“ Auch Hoppes Nachfolgerin<br />
Gerda Hartmann versuchte kurz nach ihrem Amtsantritt<br />
1958 erneut, einen kontinuierlichen Beitrag aus öffentlicher<br />
Hand zu gewinnen. Ihre ausführliche, handschriftliche<br />
Bitte, in der sie die kulturelle Tätigkeit und Bedeutung<br />
des Ortsverbandes, seinen weiten Aktionsradius (rund 175<br />
Mitglieder u.a. in Bückeburg, Salzuflen, Bünde, Herford<br />
und Bielefeld) sowie die Förderung der Jugend durch Entsendung<br />
von 45 Stipendiaten zwischen 1951 und 1956<br />
herausstrich, wurde lapidar mit der Bemerkung abgelehnt,<br />
dass nur dem Musikverein als städtischer Einrichtung ein<br />
regelmäßiger Zuschuss zustünde.<br />
Insgesamt hielt sich der Ortsverband <strong>Minden</strong> aber selbst<br />
bei der Beantragung von Zuschüssen im Einzelfall äußerst<br />
zurück und versuchte, so weit wie möglich auf das finan-<br />
289 ebd. (vgl. auch Belege V 5119 a-e).<br />
290 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, Stadt <strong>Minden</strong> H 40, Nr. 524.<br />
291 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, Stadt <strong>Minden</strong> OChr 1, Chronik der Stadt <strong>Minden</strong> 1957, S. 2143a (vgl. auch Beleg V 7194b).<br />
Die letzte größere Veranstaltung unter der Leitung<br />
von Eugenie Hoppe bildete 1957 ein Festkonzert zum<br />
75-jährigen Bestehen der Stipendienstiftung. Mit dabei<br />
waren die 1950 in Herford gebildete „Nordwestdeutsche<br />
Philharmonie“ und der bekannte Sänger Otto Wiener.<br />
zielle Engagement der privaten Mitglieder zurückzugreifen.<br />
Im Laufe von 20 Jahren (1952-1972) wurden lediglich<br />
fünf Anträge zur Förderung von Einzelveranstaltungen des<br />
Ortsverbandes <strong>Minden</strong> gestellt und insgesamt ein Betrag<br />
von 2350 DM bewilligt. Zwischen 1957 und 1970, also 13<br />
Jahre lang, kam der Ortsverband sogar ohne jeden öffentlichen<br />
Zuschuss aus.<br />
Das Festkonzert vom 30. Oktober 1957 anlässlich des<br />
75-jährigen Bestehens der Stipendienstiftung war bereits die<br />
letzte, größere Veranstaltung, die Eugenie Hoppe als Vorsitzende<br />
des Ortsverbandes vorbereiten und präsentieren<br />
konnte. Der bewährte Musikdirektor Franz Bernhardt spielte<br />
mit der Nordwestdeutschen Philharmonie, die 1950 in Herford<br />
durch Zusammenschluss verschiedener, ostwestfälischer<br />
Kommunen entstanden war und bald zum „Hausorchester“<br />
des <strong>Minden</strong>er <strong>Wagner</strong>verbandes wurde, Auszüge aus den<br />
Opern „Der Fliegende Holländer“, „Parsifal“, „Tristan und<br />
Isolde“ und – wie es sich für einen festlichen Anlass geziemte<br />
– „Die Meistersinger von Nürnberg“. Eine besondere Ehre<br />
stellte die Mitwirkung des Solisten Otto Wiener (1911-2000)<br />
dar, der zu den festen Mitarbeitern der Bayreuther Festspiele<br />
und der Wiener Staatsoper gehörte, und an dessen Auftritt in<br />
<strong>Minden</strong> später immer wieder erinnert wurde. 291<br />
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