Festschrift - Richard Wagner Verband Minden eV
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Am Sitz des „Bayreuther Bundes“ in Detmold versuchte<br />
der zuständige Gauleiter Meyer eine neue Stätte der <strong>Wagner</strong>pflege<br />
zu etablieren. Hierzu dienten auch die seit 1935<br />
abgehaltenen „reichswichtigen“ <strong>Wagner</strong>-Festwochen, die ihre<br />
parteipolitische Vereinnahmung nicht verleugnen konnten.<br />
Der Vorstand des „<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong> <strong>Verband</strong>es deutscher<br />
Frauen“ scheute sich vor einer gezielten Gegenoffensive<br />
zum „Bayreuther Bund“ und seinen mächtigen Hintermännern<br />
und empfahl seinen Mitgliedern stattdessen auf der<br />
Münchener Hauptversammlung 1938: „In Orten, wo der<br />
B.B. [Bayreuther Bund] neben dem R.W.V. [<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong><br />
<strong>Verband</strong>] besteht, wird eine freundschaftliche Zusammenarbeit<br />
erstrebt.“ 205 Vor allem die stark etablierte Ortsgruppe<br />
<strong>Minden</strong>, die die Konkurrenz des neuen <strong>Wagner</strong>vereins<br />
kaum spürte und sogar noch wachsende Mitgliederzahlen<br />
verbuchte, fand mit dem „Bayreuther Bund“ eine anscheinend<br />
für beide Seiten zufriedenstellende Koexistenz. So<br />
lud sie z.B. den als Redner hochgeschätzten Otto Daube<br />
häufig zu Vorträgen nach <strong>Minden</strong> ein und richtete mit dem<br />
„Bayreuther Bund“ insbesondere im Zweiten Weltkrieg gemeinschaftliche<br />
Veranstaltungen aus, zumal dieser durch<br />
die wohlwollende Unterstützung der NSDAP auch größere<br />
Projekte finanzieren konnte. Das gute Auskommen in<br />
<strong>Minden</strong> täuschte jedoch nicht darüber hinweg, dass das<br />
Verhältnis des Gesamtverbandes zum „Bayreuther Bund“<br />
stets angespannt blieb und gerade junge und weniger etablierte<br />
Ortsgruppen einem massiven Druck ausgesetzt wurden.<br />
Mit Blick auf das benachbarte Bielefeld, wo erst 1938<br />
unter Thea <strong>Wagner</strong> eine Ortsgruppe des Frauenverbandes<br />
gegründet worden war, 206 klagte die Reichsvorsitzende Marianne<br />
Lange im August 1942 in einem Brief an Eugenie<br />
Hoppe: „Ich sehe aber für Ihren Ortsverband, der so lange<br />
und gut arbeitet, keine Schwächung durch den B.B. [Bayreuther<br />
Bund] – was ja auch Daube vermieden wissen will.<br />
Was er als Ideallösung in <strong>Minden</strong> hinstellt, bekämpft und<br />
205 Wilberg, Protokollbücher, S. 227.<br />
206 Wilberg, Protokollbücher, S. 373.<br />
207 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, RWV, Nr. 42 (Brief M. Lange an E. Hoppe vom 30.8.1942).<br />
208 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, Drucksachensammlung, G.14. (Rundschreiben vom 15.8.1942).<br />
erschwert er in Bielefeld! – Um also einen kleinen Druck<br />
Ihrerseits auszuüben, würde ich ihm diese gelegentliche<br />
Zusammenarbeit gern zusichern, mit dem ausdrücklichen<br />
Wunsch, ähnliche Gemeinsamkeit in Bielefeld, und nicht<br />
dies ewige Verlangen, den R.W.Verb. dort im B.B. aufgehen<br />
zu lassen! Ich habe, da ich krankheitshalber wie gesagt,<br />
nicht selbst nach Bayreuth konnte, lange und ausführlich<br />
über Bielefeld an Kempfler [Bayreuther Oberbürgermeister,<br />
seit Januar 1941 Vorsitzender der Stipendienstiftung, d.<br />
Verf.] geschrieben und ihn gebeten, die Sache mit Lafferentz<br />
(K.D.F.) und Daube zu besprechen – ob es genutzt hat? Warum<br />
sich die geschlossenen Veranstaltungen des B.B. nicht<br />
mit R.W.Verb. in Bielefeld zu machen ließen, verstehe ich<br />
nicht, denn die Einladung durch Rundschreiben wäre doch<br />
kein Hinderungsgrund! Sie können mir schon glauben, daß<br />
es ein bewußtes Unterdrücken vom R.W.Verb. in Bielefeld<br />
ist seitens des B.B. und da könnten Sie eben helfen, indem<br />
Sie Daube schrieben: schön in <strong>Minden</strong> – aber dann ändere<br />
er seine Taktik in Bielefeld! Er schreibt honigsüße Worte<br />
über Ideallösung in <strong>Minden</strong> – handelt aber in Bielefeld<br />
genau im Gegensatz!“ 207<br />
Unbemerkt blieb beiden wohl eine parallele Werbeaktion<br />
des „Bayreuther Bundes“ unter der <strong>Minden</strong>er Lehrerschaft<br />
anlässlich des gerade erfolgten Beitritts des NS-Lehrerbundes<br />
als korporatives Mitglied. So erhielt auch der <strong>Minden</strong>er Studiendirektor<br />
Dr. Paul Keber einen Rundbrief des Bundes, in<br />
dem durch Verweis auf den Jahresbeitrag von 5 Reichsmark<br />
und Ankündigung von Preisnachlässen bei Veranstaltungen<br />
insbesondere mit den geringen Kosten geworben wurde. 208