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Festschrift - Richard Wagner Verband Minden eV

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1941 konnte man mit Walter Gieseking noch einmal einen<br />

prominenten Pianisten für <strong>Minden</strong> gewinnen.<br />

Auch das Programm im Kriegsjahr 1941 gestaltete sich in<br />

dem gewohnten, abwechslungsreichen Rahmen, so dass<br />

der Jahresbericht acht Veranstaltungen festhalten konnte,<br />

darunter vier Lesenachmittage, zwei Konzerte, einen<br />

Lichtbildervortrag über „Daniela Thode und das Bayreuther<br />

Werk“ sowie die obligatorische Jahreshauptversammlung.<br />

Auf dieser musste die Vorsitzende Hoppe die Mitglieder<br />

aber bereits auf Änderungen für die kommende Wintersaison<br />

einstimmen: „Wir werden uns im Interesse des gesamten<br />

hiesigen Musiklebens in der Zahl der Veranstaltungen<br />

einige Beschränkungen auferlegen müssen.“ Tatsächlich<br />

fand am 28. September 1941 das letzte vom <strong>Minden</strong>er<br />

<strong>Wagner</strong>verband im Krieg veranstaltete Solokonzert statt, für<br />

das man allerdings den bekannten Pianisten Walter Gieseking<br />

gewonnen hatte, der schon 1921 die <strong>Minden</strong>er in<br />

Begeisterungsstürme versetzt hatte. So hielt der Rezensent<br />

Hansheinrich Thomas im „<strong>Minden</strong>er Tageblatt“ erneut die<br />

überschwängliche Stimmung der Teilnehmer fest: „Noch<br />

jedes Mal, wenn wir Walter Gieseking hörten, wurden wir<br />

ganz und enthusiastisch erfüllt von dieser einmaligen Erscheinung<br />

unter allen Pianisten unserer Zeit. Er scheint aus<br />

Göttergefilden zu uns herabgestiegen zu sein, eine Gestalt,<br />

kaum fassbar in ihrem Zauber und ihrer phänomenalen<br />

Musikalität … Dank und nochmals Dank ward gegeben<br />

und gewunken -: und Dank gebührt auch dem <strong>Richard</strong>-<br />

<strong>Wagner</strong>-<strong>Verband</strong> Deutscher Frauen, Ortsverband <strong>Minden</strong>,<br />

der uns dieses herrliche Konzert beschert hatte.“ 250<br />

1942 konnte der Ortsverband <strong>Minden</strong> nur noch vier Veranstaltungen<br />

anbieten, die jeweils in der Weserklause<br />

stattfanden. Am 5. März 1942 fand zum letzten Mal nach<br />

zweijährigem, erfolgreichem Bestehen eine Lesestunde mit<br />

Strümpfestopfen statt. Das Frühjahr beschloss ein Vortrag<br />

250 <strong>Minden</strong>er Tageblatt vom 30.9.1941 („Walter Gieseking spielte“).<br />

der Magdeburgerin Frau Boye über den „Werdegang des<br />

japanischen Theaters“, während die Wintersaison mit der<br />

30. Jahresversammlung eingeleitet wurde. Das Vereinsjahr<br />

beschloss Dr. Zimmermann aus Bremen, der am 13. Dezember<br />

1942 einen Vortrag über „Tristan und Isolde“ hielt,<br />

der in Zusammenarbeit mit dem Bayreuther Bund ausgerichtet<br />

wurde. Musikalische Werke konnten wenigstens im<br />

Rahmen kleiner Hauskonzerte auf den einzelnen Versammlungen<br />

angeboten werden, für die zumeist der <strong>Minden</strong>er<br />

Musikdirektor Franz Bernhardt Verantwortung trug. So untermalte<br />

dieser unterstützt durch die Altistin Ilse Siebeking<br />

mit Schumanns Liederzyklus „Frauenliebe und –leben“<br />

auch die Mitgliederversammlung im September 1942.<br />

Je mehr die privaten Vereine sich aus dem öffentlichen Leben<br />

zurückziehen mussten, umso deutlicher nahmen nationalsozialistisch<br />

bestimmte Organisationen, vor allem die<br />

„Kraft durch Freude“, die großen, kulturellen Veranstaltungen<br />

in ihre Hand. Mit besseren, finanziellen Mitteln ausgestattet,<br />

brachte diese während der sogenannten „KdF-Kulturwoche“<br />

im Mai 1942 erstmals einen Teil des Rings, „Die<br />

Walküre“, auf die Bühne des Stadttheaters <strong>Minden</strong>. Dem<br />

Ortsverband <strong>Minden</strong> war hier, wie bei dem ebenfalls in diesem<br />

Rahmen abgehaltenen Galakonzert mit Generalmusikdirektor<br />

Hugo Balzer, nur noch die Rolle eines Mitwirkenden<br />

zugewiesen. Auch wenn man sich mit Osnabrücker<br />

Musikern und Darstellern überzeugende, künstlerische<br />

Unterstützung von außen geholt hatte, waren die Schwierigkeiten<br />

in <strong>Minden</strong> nicht zu übersehen: „Bei der Betrachtung<br />

der <strong>Minden</strong>er Aufführung wird man von der Tatsache<br />

auszugehen haben, daß auch die besten Opernbühnen<br />

in ihren Aufführungen <strong>Wagner</strong> manches schuldig bleiben<br />

und selbst beim Einsatz ihrer besten solistischen Kräfte die

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