Festschrift - Richard Wagner Verband Minden eV
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Vor allem Moritz Wirth, dessen ergebene <strong>Wagner</strong>schriften<br />
einst Carl Hermann Bitter zu so viel Widerspruch angeregt<br />
hatten, trat als vehementer Kritiker auf der Mitgliederversammlung<br />
auf, und forderte sogar, gegen den Blätter-Redakteur<br />
Wolzogen die strafrechtliche Verfolgung einzuleiten.<br />
Die „Neue Freie Presse“ aus Wien berichtete: „Der<br />
<strong>Wagner</strong>-Forscher Wirth erging sich in scharfen Ausfällen<br />
gegen den Verwaltungsrat… Herr Wirth bestritt das absolute<br />
Eigentumsrecht der Frau <strong>Wagner</strong> an dem Theater; es sei<br />
eine donatio sub modo der Patrone.“ Der Verein ergab sich<br />
jedoch in sein Schicksal und richtete aufgrund der scharfen<br />
Ausbrüche einiger Mitglieder sogar eine Ergebenheitsadresse<br />
nach Bayreuth. Moritz Wirth zog sich verbittert aus<br />
dem „ARWV“ zurück und gründete 1899 eine auf den Namen<br />
„Rheingoldgesellschaft“ getaufte, bayreuthfeindliche<br />
<strong>Wagner</strong>vereinigung. 84<br />
Tatsächlich kam es nach dem Karteneklat von 1891 zu einer<br />
massiven Abwanderungsbewegung aus dem „ARWV“.<br />
Innerhalb eines Jahres sank die Mitgliederzahl von 7.879<br />
auf 6.721 im Jahr 1892. Der Abwärtstrend setzte sich kontinuierlich<br />
fort von 5.560 im Jahr 1893 über 4.756 (1894)<br />
und 4.294 (1895) auf 3.726 Mitglieder im Jahr 1896. „Ein<br />
<strong>Wagner</strong>verein, in dem die Mitgliedschaft keine materiellen<br />
Vorteile mehr versprach, ja sogar von Nachteil sein konnte<br />
… musste für breite bürgerliche Kreise seine Anziehung<br />
verlieren.“ 85<br />
Seit der Jahrhundertwende war der einst so mächtige<br />
„ARWV“ nur noch einer unter vielen Verbänden, in denen<br />
sich die <strong>Wagner</strong>anhänger allmählich zersplittert hatten.<br />
84 Schüler, Der Bayreuther Kreis, S. 147.<br />
85 Veltzke, Vom Patron zum Paladin, S. 359.<br />
86 Wolzogen, Ein Jahrzehnt, S. 361.<br />
Viele folgten ihren über <strong>Wagner</strong> hinausgehenden Interessen<br />
und wanderten in nationale oder lebensreformerische<br />
Vereinigungen ab. Der Karteneklat von 1891 hatte gezeigt,<br />
dass dem „ARWV“ eine tragende Basis und ein verbindendes<br />
Ziel fehlten. Insofern verwundert es nicht, dass der<br />
heutige „<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong> <strong>Verband</strong>“ nach dem Einschnitt<br />
des Zweiten Weltkrieges nicht auf dem „ARWV“ sondern<br />
auf dem „<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong> <strong>Verband</strong> deutscher Frauen“<br />
aufbaute, der sein Engagement auf die Unterstützung der<br />
Stipendienstiftung richtete und auf Ansprüche gegenüber<br />
der Festspielverwaltung weitgehend verzichtete.<br />
Die Stadt <strong>Minden</strong> war im 1883 gebildeten „Allgemeinen<br />
<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong>-Verein“ nicht vertreten. Nach Auflösung<br />
des selbstständigen, lokalen <strong>Wagner</strong>vereins in der Weserstadt<br />
1882 hatte sich hier nicht einmal eine Ortsvertretung<br />
des Gesamtverbandes gebildet. In der näheren Umgebung<br />
bildete sich einzig in Detmold eine kleine Ortsvertretung<br />
des „ARWV“ unter dem Premierleutnant Adolar von Donop,<br />
die 1886 insgesamt 13 Mitglieder zählte. 86 Warum sich<br />
die <strong>Minden</strong>er trotz ihrer längeren <strong>Wagner</strong>tradition bis zur<br />
Gründung einer Ortsgruppe des „<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong> <strong>Verband</strong>es<br />
deutscher Frauen“ 1912 nicht mehr in einer Vereinigung<br />
sammelten, ist nicht zu ergründen.<br />
Jedenfalls fanden sich in der Weserstadt weiterhin einzelne<br />
Persönlichkeiten, die das <strong>Wagner</strong>ische Werk pflegten und<br />
die Begeisterung für den Komponisten nach außen trugen.<br />
Unter ihnen sticht der Sohn des Buchverlegers Gustav<br />
Bruns, Max Bruns, hervor.<br />
Max Bruns führte den vom Vater gegründeten<br />
Buchverlag um 1900 zu einer beachtlichen Blüte.<br />
Zahlreiche ausländische Autoren brachte er<br />
dem deutschen Publikum näher, so auch<br />
Charles Baudelaire, der zu einem der eifrigsten<br />
<strong>Wagner</strong>anhänger in Frankreich zählte.<br />
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