Festschrift - Richard Wagner Verband Minden eV
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Eugenie Hoppe geb. Strott war eine ausgebildete<br />
Sängerin – eine Tätigkeit, die sie auch nach der Heirat<br />
mit dem <strong>Minden</strong>er Hufeisenfabrikanten Fritz Hoppe<br />
fortführte, so 1912 bei einem „Biedermeierduett“<br />
mit ihrem Kollegen Hattenhauer.<br />
Einer der beliebtesten Aufführungsorte des<br />
<strong>Wagner</strong>verbandes in den 1920er Jahren bildete das<br />
Gesellschaftshaus „Harmonie“ an der Lindenstraße.<br />
führte. In diese Zeit fiel z.B. die Begründung des späteren<br />
Elsa-Brandström-Heimes, das im Oktober 1931 als Waisenhaus<br />
an der Prinzenstraße eingeweiht wurde. Der örtliche,<br />
1867 gegründete „Vaterländische Frauenverein“ war Vorläufer<br />
des <strong>Minden</strong>er Ortsvereins vom Deutschen Roten Kreuz,<br />
der 1937 durch die Zusammenlegung mit der Sanitätskolonne<br />
gebildet wurde. Zu ihrem 80. Geburtstag lobte das<br />
„<strong>Minden</strong>er Tageblatt“ Eugenie Hoppe mit den Worten: „Die<br />
Besucher, die ihr persönlich gegenübertreten, werden einem<br />
Menschen begegnen, der immer bestrebt war, zu dienen<br />
und zu helfen, der bewußt lebte, in sich ausgewogen und<br />
der doch immer ein Suchender blieb nach den Werten des<br />
Lebens – einem musischen und zutiefst sozial denkenden<br />
Menschen.“ 148<br />
Da die Übergabe des Vorsitzes in der <strong>Minden</strong>er Ortsgruppe<br />
1919 ohne Rücksprache mit den Mitgliedern vorgenommen<br />
worden war, ließ Eugenie Hoppe, wenn auch erheblich verzögert,<br />
im November 1920 eine Mitgliederversammlung ansetzen,<br />
in der sie auch die inhaltliche und organisatorische<br />
Neuausrichtung des Vereins zur Abstimmung stellte. In der<br />
Einladung schrieb die neue Vorsitzende: „Sechs lange Jahre<br />
mussten wir die uns liebgewordene Mitarbeit im Rich. Wag-<br />
148 <strong>Minden</strong>er Tageblatt vom 20.1.1960 („Immer bereit zu dienen und zu helfen“).<br />
149 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, RWV, Nr. 39.<br />
150 Hier hatte sich Eugenie Hoppe offensichtlich mit dem Gründungsjahr 1912 verrechnet.<br />
ner-<strong>Verband</strong> Deutscher Frauen liegen lassen. Nun aber, da<br />
allerorten der Ruf zum Wiederaufbau in unserm Vaterlande<br />
erschallt, wollen auch wir uns wieder zusammenschließen<br />
und mit doppelter Hingabe unser Wirken in der Ortsgruppe<br />
aufnehmen. Mit ihrer Erlaubnis übernehme ich den Vorsitz<br />
in der hiesigen Ortsgruppe für Fräulein Schmiedt, die leider<br />
den Vorsitz wegen Überarbeitung niederlegen mußte. Ich<br />
bitte Sie alle, mir Ihre freundliche, fördernde Unterstützung<br />
zuteil werden zu lassen.“ 149<br />
Am Nachmittag des 26. November 1920 trat die erste Mitgliederversammlung<br />
der <strong>Minden</strong>er Ortsgruppe nach dem<br />
Ersten Weltkrieg im Haus Hoppe an der Stiftstraße 40 zusammen.<br />
In ihrer Eröffnungsrede blickte Eugenie Hoppe auf<br />
die letzten Jahre zurück: „Für ihr Erscheinen danke ich Ihnen<br />
herzlich, ersehe ich doch daraus, dass unsere Ortsgruppe<br />
des R.-W.-V. Deutscher Frauen noch nicht vergessen ist. Ein<br />
Jahr vor dem Kriege gegründet 150 , nahm sie einen vielversprechenden<br />
Aufschwung, bis dann der fünfjährige Krieg<br />
mit einem Male alles Interesse dafür lahmlegte. Wir haben<br />
keine Beiträge mehr eingefordert, und so hatte es den Anschein,<br />
als ob das neugeborene Kindlein bereits wieder sein<br />
junges Leben ausgehaucht hätte. Im Stillen haben Fräulein<br />
Schmiedt und ich doch immer gehofft, wenn bessere Zeiten<br />
kämen, das Kindlein mit Ihrer Hilfe zu neuem Leben zu erwecken<br />
und das, hoffe ich, wird heute gelingen…“<br />
In Anknüpfung an den erfolgreichen „<strong>Wagner</strong>-Abend“ vom<br />
März 1914 forderte Eugenie Hoppe nun wieder das verstärkte<br />
Abhalten von Veranstaltungen. Nach den Vorstellungen<br />
Hoppes sollten diese an Nachmittagen „in noch<br />
zwangloserer Weise“ als vor dem Krieg stattfinden und dafür<br />
möglichst unentgeltlich Künstler und Vortraghaltende gewonnen<br />
werden. Auch die Räume sollten kostengünstig „in<br />
den Privaträumen einzelner Mitglieder“ bereitgestellt oder<br />
die Klubräume der Weserklause und Harmonie genutzt werden.<br />
„Durch die Bereitstellung von Privatwohnungen ist es<br />
möglich, den Veranstaltungen einen ganz intimen Charakter<br />
zu geben, sie sollen nur für Mitglieder oder von solchen<br />
Eingeführten sein und unentgeltlich. Es könnte eine Büchse<br />
aufgestellt werden, in die jeder nach Belieben ein Schärflein<br />
stecken kann zur Deckung der Unkosten, die durch Reise<br />
etc. entstehen könnten. An größere öffentliche Veranstaltungen<br />
können wir uns vorläufig nicht wagen, da die Unkosten<br />
und Vergnügungssteuer zu groß sind und das Risiko von unserer<br />
leeren Kasse nicht übernommen werden kann.“<br />
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