Festschrift - Richard Wagner Verband Minden eV
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den Antrag auf Umbenennung des Bundesverbandes in<br />
„Internationaler <strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong> <strong>Verband</strong> e.V.“ ankündigte<br />
und in einem Rundschreiben an die übrigen Ortsverbände<br />
ausführte: „Bei Besuchen einer Delegation des Ortsverbandes<br />
Frankfurt bei <strong>Wagner</strong>-Vereinigungen im Ausland wurde<br />
deutlich, daß ein Bedarf nach einer besseren Integration der<br />
internationalen Gesellschaften besteht. Wenn wir uns heute<br />
dieser Forderung sperren, dann besteht die Gefahr einer<br />
Zersplitterung in nationale und internationale Dachorganisationen<br />
der <strong>Wagner</strong>-Gesellschaften, deren Sitz nicht in<br />
Deutschland und schon gar nicht in Bayreuth sein wird.“ 346<br />
Auf der Hauptversammlung in Berlin am 3. Juni 1988 wurde<br />
erstmals die Erweiterung und Umbenennung des deutschen<br />
Bundesverbandes in eine internationale <strong>Wagner</strong>organisation<br />
verhandelt, wobei sich die Mitglieder überwiegend noch<br />
kritisch zurückhaltend zeigten. Sie fürchteten insbesondere<br />
den Verlust von Stipendien und drängten auf eine Regelung,<br />
nach der die deutschen Ortsverbände im <strong>Verband</strong> weiterhin<br />
eine führende Rolle behielten und bei den Hauptversammlungen<br />
nicht überstimmt werden konnten. Man beschloss<br />
die Einrichtung einer Kommission, um die sich ergebenden<br />
Folgen eines solchen Schrittes zu klären und eine neue Organisationsstruktur<br />
zu verhandeln. Zwei Lösungswege standen<br />
zur Debatte: die Bildung eines einheitlichen, weltweiten<br />
„<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong> <strong>Verband</strong>es“ durch eine Vollintegration<br />
der ausländischen Gesellschaften oder die Bildung eines<br />
separaten Dachverbandes, bei dem die deutsche <strong>Wagner</strong>-<br />
346 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, RWV, Nr. 6.<br />
347 Nordbayerischer Kurier vom 21.10.1988 („Zum Tod von Helmut Goldmann“).<br />
organisation ihre unabhängige Stellung bewahren konnte.<br />
Die Regionaltagungen im Herbst 1988 lehnten die Bildung<br />
eines Dachverbandes überwiegend ab und forderten die<br />
Integration der internationalen Vereine in den bestehenden<br />
„<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong> <strong>Verband</strong>“ unter Bewahrung der deutschen<br />
Interessen. So wehrte sich auch die Regionaltagung Nord<br />
in Braunschweig am 22. Oktober 1988 mit Hannover und<br />
<strong>Minden</strong> an der Spitze gegen eine grundsätzliche Änderung<br />
der Bundessatzung und betonte, dass diese alles enthalte,<br />
was die ausländischen Vertreter wünschen würden. Wie<br />
bereits die österreichischen Verbände in Linz und Wien<br />
könnten sie sich einfach dem „<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong> <strong>Verband</strong>“<br />
anschließen und sich seinen Bestimmungen unterwerfen.<br />
Auch die nach der Berliner Hauptversammlung eingerichtete<br />
Kommission folgte den Vorstellungen der Vereinsmehrheit.<br />
Die 6-köpfige Kommission aus dem Bundesvorsitzenden<br />
Josef Lienhart, dem Juristen Dr. Jürgen Dreher<br />
(München), Paul Götz (Bayreuth), Frank P. Sauerlaender<br />
(Frankfurt) und Dr. Hans-Georg Fischer (Stuttgart) als Vertretern<br />
der deutschen Ortsverbände und Dr. Louis Oster<br />
(Straßburg) als Repräsentant der ausländischen Gesellschaften<br />
trat am 19. Januar 1989 in Stuttgart zusammen. Sie hielt<br />
eine Neuauflage der Satzung für unnötig, da der deutsche<br />
„<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong> <strong>Verband</strong>“ als Dachverband vollkommen<br />
ausreichend sei. Bei der Frage der Stipendien fasste man<br />
eine Reduzierung der 50%-Abgabe ins Auge, da ohnehin<br />
nicht mehr als 200 Stipendien pro Jahr bereitgestellt wer-<br />
den konnten. Nach einem Kompromissvorschlag von Paul<br />
Götz sollte auf den Hauptversammlungen fortan die Sachentscheidungen<br />
weiter nach der alten Regelung (mehrstimmig)<br />
behandelt werden, während Personalentscheidungen<br />
dagegen mit einer Stimme pro Ortsverband erfolgen sollten.<br />
Obwohl die Kommission somit der Stimmungslage unter<br />
den deutschen Ortsverbänden im Herbst 1988 überwiegend<br />
folgte, stießen ihre Vorschläge auf der Kölner Hauptversammlung<br />
1989 überraschenderweise auf Ablehnung.<br />
Helmut Goldmann, der in nur sieben Jahren als Bundesvorsitzender<br />
dem <strong>Verband</strong> zahlreiche Impulse gegeben hatte,<br />
starb inmitten des Reformprozesses im Oktober 1988 mit<br />
59 Jahren an einer schweren Krankheit. Bereits zu diesem<br />
Zeitpunkt, vor den abschließenden Entscheidungen in den<br />
Wendejahren (1989-1991), war der „<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong> <strong>Verband</strong>“<br />
nicht mehr die gleiche Institution wie 10 Jahre zuvor<br />
und stand an der Schwelle zu einem neuen Abschnitt in seiner<br />
Geschichte. So blickte der „Nordbayerische Kurier“ zurück:<br />
„Sein sieben Jahre währendes, verdienstvolles Wirken<br />
in diesem Amt hat den <strong>Wagner</strong>-Ortsverbänden im In- und<br />
Ausland eine Fülle neuer Initiativen und Anregungen beschert.<br />
Denn Goldmann, der durch seinen Beruf mitten im<br />
kulturellen Leben stand, war alles andere als ein orthodoxer<br />
<strong>Wagner</strong>ianer. Er war ein heiterer, toleranter und geistvoller<br />
Mann, der das künstlerische Element mit seine organisatorischen<br />
Pflichten zwanglos zu verbinden verstand.“ 347<br />
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