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Festschrift - Richard Wagner Verband Minden eV

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Sofie Backhaus geb. Fischer (geb. 26.2.1876) war Ehefrau<br />

von Dr. Otto Backhaus, Direktor der zum Elektrizitätswerk<br />

<strong>Minden</strong>-Ravensberg (EMR) gehörenden <strong>Minden</strong>er Straßenbahn,<br />

und wohnte in der Fischerallee 4. Luise Reimann<br />

geb. Richter (geb. 22.11.1867, gest. 24.12.1955) war mit<br />

dem Sanitätsrat Dr. Wilhelm Reimann (1864-1918) verheiratet,<br />

der ein Haus an der Marienstraße besaß.<br />

Damit stammten die ersten Mitglieder der Ortsgruppe vornehmlich<br />

aus der <strong>Minden</strong>er Honoratiorenschaft. Bei den<br />

meisten der neun uns bekannten Gründungsmitgliedern<br />

handelte es sich um Frauen, deren Ehemänner leitende Positionen<br />

im Wirtschaftsleben wahrnahmen und einige der<br />

wichtigsten Firmen in <strong>Minden</strong> vertraten (5 Damen; Hoppe,<br />

Kaßpohl, Leonhardi, Muermann, Zschetzsche). Zu ihnen<br />

gesellten sich zwei Arztgattinnen (Gleue, Meier), eine<br />

Vertreterin des Militärs (Friedrichs) und eine selbständige<br />

Musikerin (Schmiedt). Das Durchschnittsalter der uns bekannten<br />

Gründungsdamen betrug 39 Jahre. Betrachtet man<br />

zudem die Anschriften der Mitglieder im Jahr 1912, so<br />

bietet die junge Ortsgruppe den Eindruck eines „Nachbarschaftsvereins“,<br />

der sich rund um die Stiftstraße gruppierte.<br />

Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass das Viertel<br />

nördlich der Altstadt („vor dem Marientor“) seit dem Fall<br />

des Festungsrings ohnehin zum bevorzugten Wohngebiet<br />

der wirtschaftlich erfolgreichen Bürger in <strong>Minden</strong> zählte<br />

und noch heute von zahlreichen Villen geprägt ist. Jedenfalls<br />

wird die soziale und räumliche Nähe der genannten<br />

Damen die Bildung einer Ortsgruppe vermutlich sehr erleichtert<br />

und gefördert haben.<br />

Noch weniger als beim Gründungsakt hat sich über die<br />

Person der Gründerin, der Musiklehrerin Emma Schmiedt,<br />

in den historischen Quellen niedergeschlagen. Auch ein<br />

Bildnis von ihr ist leider nicht überliefert. In Rückblicken<br />

auf die Vereinsgeschichte durfte zwar der Name des „Fräulein<br />

Schmiedt“ nie fehlen, doch umging man stets eine<br />

nähere Schilderung ihrer Persönlichkeit, ihres Lebensweges<br />

oder ihres weiteren Einsatzes für den Verein nach der<br />

Gründung. Nach 1920 zog sich Emma Schmiedt aus nicht<br />

eindeutigen Gründen von der Mitwirkung in „ihrem“ Verein<br />

zurück. Selbst beim 25-jährigen Jubiläum 1937 konnte<br />

von Eugenie Hoppe nur lapidar bemerkt werden, dass die<br />

Gründerin Schmiedt an der Festveranstaltung leider nicht<br />

teilnehmen konnte.<br />

Auch heute lässt sich ihre Biographie nur in groben Zügen<br />

darstellen: Pauline Johanne Emma Schmiedt wurde am<br />

15. April 1869 in Halle a. d. Saale geboren. Ihre Mutter<br />

kam als Bertha Winzer am 11. September 1846 in New<br />

York zur Welt. Ihr Vater, der Eisenbahn-Bauinspektor Ed-<br />

gar Schmiedt (geboren 4. September 1834 in Schleusingen),<br />

zog spätestens Anfang 1884 mit seiner Familie nach<br />

<strong>Minden</strong> und wohnte entsprechend seines Berufes in der<br />

Nähe des Bahnhofs. 106 Seit 1893 ist Emma Schmiedt in den<br />

städtischen Adressbüchern als Pianistin und Musiklehrerin<br />

nachweisbar. 1912 wohnte sie zusammen mit ihrer mittlerweile<br />

verwitweten Mutter im Haus Fischerglacis 25, dem<br />

Gründungsort und der ersten „Geschäftsstelle“ der jungen<br />

Ortsgruppe. Ab 1914 lebte sie bis zu ihrem Tode in der<br />

Hahler Straße 32. In den 1920er Jahren wirkte sie als Pianistin<br />

an Konzerten mit und genoss als solche in der Stadt<br />

hohe Anerkennung. So veranstaltete sie beispielsweise im<br />

April 1929 ein Bach-Konzert mit Georg Stern (Violine) und<br />

Hermann Voigt (Flöte): „Frl. Emma Schmiedt zeigte sich als<br />

vorzügliche Pianistin, deren feine Kultur für Bach in dem<br />

pianistischen Soloauftritt im ersten Satz bestimmend war<br />

für den im ganzen schönen, tiefen Eindruck des ganzen<br />

Werkes … Der Abend gab viel Schönes, schöne Kunst inmitten<br />

der steinigen und dornigen Wüste der modernen<br />

Zeit.“ 107 Wenige Tage zuvor hatte eine der bekanntesten<br />

Schülerinnen von Fräulein Schmiedt, die später auch für<br />

den <strong>Wagner</strong>verband tätige Pianistin Eva Engeling, ihre Prüfung<br />

abgelegt. 108 Emma Schmiedt blieb unverheiratet und<br />

starb am 25. Juni 1946 im Stadtkrankenhaus <strong>Minden</strong>. 109<br />

106 Angaben nach Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, Stadt <strong>Minden</strong> F, Nr. 2143 (Volkszählung 1900) sowie Adressbücher und Einwohnermeldekartei. Nachweisbar sind noch zwei Geschwister von Emma Schmiedt:<br />

Franziska (geb. 21.6.1876 in Münster) und Carl (geb. 18.2.1884 in <strong>Minden</strong>, gest. 1963 in Kassel). Ihr Vater Edgar Schmiedt starb zwischen 1893 und 1895, ihre Mutter Berta am 23.1.1919.<br />

107 <strong>Minden</strong>er Zeitung vom 18.4.1929 („Bach-Konzert“).<br />

108 <strong>Minden</strong>er Zeitung vom 15.4.1929 („Schöner Erfolg für <strong>Minden</strong>er Pianistin“). Auch Anna Paege (geb. 1.1.1908) gehörte zu den Schülerinnen von Emma Schmiedt.<br />

109 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, Stadt <strong>Minden</strong> PStR 1, C 73 (Sterbeeintrag Nr. 469/1946).<br />

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