Festschrift - Richard Wagner Verband Minden eV
Festschrift - Richard Wagner Verband Minden eV
Festschrift - Richard Wagner Verband Minden eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
hohen Anforderungen <strong>Wagner</strong>s im Alltagsbetrieb niemals<br />
gänzlich erfüllen, die sich ihnen bietenden Schwierigkeiten<br />
kaum restlos überwinden können. Der wirklich innere<br />
Erfolg einer solchen Walküre-Aufführung ist an eine Reihe<br />
mitwirkender Faktoren gebunden, an die künstlerische<br />
Zusammenschweißung aller Mittel zum einheitlichen Ganzen,<br />
hier mehr als anderswo, weil die <strong>Wagner</strong>sche Oper in<br />
Text und Musik aus einer Idee entstand…“ Dennoch war an<br />
der musikalischen Leistung nicht zu zweifeln: „In den lyrischen<br />
Schönheiten des ersten Aktes floß der musikalische<br />
Strom unter der unbeirrten, klaren Stabführung Thierfelders<br />
ebenso wie wenn der Meister das schwere Pathos seiner<br />
Musik entfaltet und Spannungen in aufgetürmter Klanglichkeit<br />
sich entladen läßt.“ 251 Die „Walküre“ wurde gezielt im<br />
Kriegsjahr 1942 eingesetzt, um - wie es hieß - durch seinen<br />
„heldisch-pathetischen Stil“ die Bevölkerung moralisch<br />
aufzubauen und zum Durchhalten anzuregen. So setzte die<br />
KdF auch im April 1943 die Auszüge aus dem Ring fort<br />
und brachte den in der Tetralogie anschließenden „Siegfried“<br />
auf die <strong>Minden</strong>er Bühne, der noch mehr geeignet erschien,<br />
die Bürger auf den „Endkampf“ einzustimmen. Die<br />
„Westfälischen Neuesten Nachrichten“, als Tageszeitung<br />
und offiziöses Organ der NSDAP mittlerweile an die Stelle<br />
des „<strong>Minden</strong>er Tageblatts“ gerückt, erinnerten daran: „Diese<br />
Kunstwoche – durchgeführt unter den erschwerendsten<br />
Umständen – erfüllte, was wir ihr als das Bestreben der<br />
NSG Kraft durch Freude vor Beginn voranstellten, ‚innerhalb<br />
dieses Rahmens die Leistungen noch zu steigern und<br />
wenn möglich die Bedeutung des Deutschtums auf diesem<br />
Gebiete noch großartiger und umfassender darzustellen als<br />
bisher.’“ 252<br />
Nachdem der Ortsverband <strong>Minden</strong> 1942 noch einmal vier<br />
Veranstaltungen abgehalten hatte, fand 1943 nur noch die<br />
251 Westfälische Neueste Nachrichten vom 4.5.1942 („<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong>: Die Walküre“).<br />
252 Westfälische Neueste Nachrichten vom 12.4.1943 („Siegfried erfreu sich des Siegs!“).<br />
253 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, RWV, Nr. 42.<br />
vorgeschriebene Mitgliederversammlung im Haus Hoppe<br />
statt. Wie im Vorjahr wirkte wieder die Altistin Siebeking,<br />
sowie Frau Vieth (Klavier) und Frau Rössing (Violine) an<br />
dem anschließenden Hauskonzert mit. Resigniert musste<br />
die Vorsitzende Hoppe den Anwesenden verkünden:<br />
„Eine Vorschau auf in Aussicht gestellte Veranstaltungen ist<br />
schlecht zu machen. Ich fragte bei mehreren, berühmten<br />
Künstlern an, aber diese sind alle so überansprucht und fordern<br />
solch hohe Gagen, daß wir gar nicht daran denken<br />
können, solch ein Risiko einzugehen, zumal wir die Mitgliedsbeiträge<br />
für Ausfälle nicht angreifen dürfen.“ 253 Diese<br />
„31. Jahresversammlung“ vom 24. November 1943 bildete<br />
damit die letzte öffentliche Veranstaltung des <strong>Minden</strong>er<br />
Ortsverbandes vor Ende des Zweiten Weltkrieges. Die abnehmende<br />
Wirksamkeit des Vereins spiegelte sich auch in<br />
den Mitgliederzahlen wider, die von 188 im Jahr 1941 auf<br />
170 Ende 1943 gefallen waren.<br />
In den Kriegswirren drohte auch das 30. Jubiläum des Ortsverbandes<br />
<strong>Minden</strong> völlig unterzugehen. Recht spät ergriff<br />
Eugenie Hoppe schließlich doch die Initiative, um wenigstens<br />
in kleinem Maßstab an dieses Jubiläum zu erinnern. Im<br />
Dezember 1942 wohnte die Vorsitzende einer Ausstellung<br />
des heimischen Künstlers und Holzbildhauers Aloys Bartossek<br />
(gestorben 19.11.1956 in <strong>Minden</strong>) im <strong>Minden</strong>er Stadttheater<br />
bei. Unter seinen Werken erblickte Eugenie Hoppe<br />
auch eine in Holz gefertigte Büste <strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong>s. Noch<br />
am gleichen Abend deutete sie dem anwesenden Bartossek<br />
an, die Figur im Namen des <strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong> <strong>Verband</strong>es<br />
deutscher Frauen erwerben und sie anlässlich des 30-jährigen<br />
Bestehens des hiesigen Ortsverbandes an die Stadt<br />
<strong>Minden</strong> verschenken zu wollen.<br />
Die von Aloys Bartossek geschaffene <strong>Wagner</strong>-Büste wurde<br />
mit etwas Verspätung zum 30. Jubiläum des <strong>Minden</strong>er Ortsverbandes<br />
an die Stadt geschenkt und im Februar 1943 übergeben.<br />
Bis heute steht sie im Wandelgang des Stadttheaters.<br />
79