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Festschrift - Richard Wagner Verband Minden eV

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20<br />

Der 1881 von Gustav Bruns gegründete Buchverlag<br />

„J.C.C. Bruns“ stellte sich früh in den Dienst der <strong>Wagner</strong>werbung.<br />

1884 veröffentlichte Eduard Schläger dort eine<br />

weitverbreitete Broschüre über „Die Bedeutung des <strong>Wagner</strong>schen<br />

Parsifal in und für unsere Zeit“, die auch in englischer<br />

Sprache erschien und für die jungen Festspiele werben sollte.<br />

Auch bei den neuen Lokal-Vereinen sollte die geistige Vorbereitung<br />

und Werbung für die Uraufführung des „Parsifals“<br />

im Vordergrund stehen. So hielt bereits am 6. Dezember<br />

1878 vor dem jungen <strong>Minden</strong>er <strong>Wagner</strong>-Verein eines seiner<br />

Mitglieder, der Gymnasiallehrer Wilhelm Fuhlage, einen<br />

Vortrag über „Die Gestaltung der Artus- und Gralssage<br />

als Vorfabel des Parsifal.“ 59 Ferner machte Gustav Bruns<br />

seinen 1881 gegründeten Buchverlag zu einer Plattform für<br />

die <strong>Wagner</strong>werbung. Schon im Verlagsjahr 1883 ließ er in<br />

deutscher Sprache ein Werk der <strong>Wagner</strong>vertrauten Judith<br />

Gautier über „<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong> und seine Dichtung von Rienzi<br />

bis zu Parsifal“ herausgeben, das von Louise Wester<br />

aus dem Französischen übersetzt worden war. 60 1884 folgte<br />

eine Schrift von Eduard Schläger über „Die Bedeutung des<br />

<strong>Wagner</strong>schen Parsifal in und für unsere Zeit“, die eine weite<br />

Verbreitung fand und bewusst darauf gerichtet war, für<br />

das junge Bühnenweihfestspiel und die Bayreuther Weltanschauung<br />

„im Hinblick auf das internationale Publikum“ zu<br />

werben. Hierzu diente auch die durch Miss Coleman erfolgte<br />

Übersetzung in englische Sprache unter dem Titel „The<br />

significance of <strong>Wagner</strong>’s Parsifal in and for our times“. 61<br />

Eduard Schläger war kein Unbekannter in der jungen <strong>Wagner</strong>bewegung<br />

und zählte zu den entfernten Mitgliedern des<br />

sogenannten „Bayreuther Kreises“, der sich intensiv um die<br />

Verbreitung des <strong>Wagner</strong>ischen Gedankengutes bemüh-<br />

59 Bayreuther Blätter, 3. Stück, März 1879, S. 87.<br />

60 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, Nachlass Bruns, Nr. 1436 (Verlagsverzeichnis 1906). Klaus Martens,<br />

Literaturvermittler um die Jahrhundertwende: der J.C.C. Bruns Verlag, seine Autoren und Übersetzer. Schriftenreihe<br />

der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek Bd. 1, St. Ingbert 1996, S. 17.<br />

61 Martens, J.C.C. Bruns Verlag, S. 57.<br />

62 Schüler, Der Bayreuther Kreis, S. 147.<br />

63 Hamann, Familie <strong>Wagner</strong>, S. 62.<br />

te. Seinen Schwerpunkt und besonderen Akzent gewann<br />

Schläger durch die Verbindung mit sozialreformerischen<br />

Ideen. 62 Damit kündigte sich bereits die Streuung der <strong>Wagner</strong>anhänger<br />

am Ende des 19. Jahrhunderts in verschiedene<br />

Gruppierungen an, die teilweise im Umfeld von Esoterikern,<br />

Lebensreformern und Tierschützern aber auch rassistischen<br />

und antisemitischen Kreisen standen.<br />

Die von <strong>Wagner</strong> erhoffte geistige Durchdringung seiner<br />

Anhänger, speziell der Mitglieder des Bayreuther Patronatvereins,<br />

sollte sich nicht im erwünschten Maße einstellen.<br />

Zu sehr blieb der Verein auch unter der im Vergleich zum<br />

ersten Patronat stärkeren Regie Bayreuths in den engen<br />

Bahnen einer praktisch ausgerichteten, bürgerlichen Organisation,<br />

die lediglich der Teilnahme an einem gesellschaftlichen<br />

Ereignis entgegen fieberte. Schon früh trat die<br />

Einrichtung einer Stilbildungsschule in Bayreuth, welche<br />

Darsteller und Musiker auf einen klassischen, „deutschen“<br />

Aufführungsstil im Sinne <strong>Wagner</strong>s ausrichten sollte, als<br />

Zielsetzung des Patronatvereins in den Hintergrund. Wie<br />

beim ersten Patronat verlagerte sich der Schwerpunkt des<br />

Patronatvereins doch auf die rein materielle Unterstützung<br />

für die Uraufführung des „Parsifals“ und die Fortführung der<br />

Bayreuther Festspiele. Selbst die finanziellen Leistungen<br />

blieben aber wie 1876 hinter den Erwartungen Wahnfrieds

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