Festschrift - Richard Wagner Verband Minden eV
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scher Frauen“ wieder aufnehmen zu dürfen. Als Hauptzwecke<br />
des <strong>Verband</strong>es gab sie die finanzielle Unterstützung der<br />
Stipendienstiftung sowie die „Bekanntmachung des ganzen<br />
deutschen Volkes mit <strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong>s Kunst“ an. „Darüberhinaus<br />
erstrebt die Zweiggruppe den baldigen Wiederaufbau<br />
von Bayreuth als Kulturmittelpunkt (Festspielhaus,<br />
<strong>Wagner</strong>-Gedenkstätten) durch Bereitstellung von Geldmitteln,<br />
durch Wort und Tat. Im Rahmen der örtlichen Veranstaltungen<br />
will die Zweiggruppe vor allem die junge, freie<br />
Künstlerschaft fördern.“ Der Vorstand sollte neben Eugenie<br />
Hoppe als Vorsitzende, Magda Kaßpohl als ihre Stellvertreterin,<br />
Annemarie Greeve als Schatzmeisterin, Gerda Hartmann,<br />
die Tochter Hoppes, als Schriftführerin und Ilse Noll<br />
als stellvertretende Schriftführerin umfassen. 262<br />
Im letzten Punkt stieß die Wiederzulassung des <strong>Verband</strong>es<br />
allerdings auf Schwierigkeiten. Eugenie Hoppe war seit Mai<br />
1933 Mitglied der NSDAP gewesen, wie sie eidesstattlich<br />
bestätigen musste. 263 Sie wurde deshalb von der Kreisverwaltung<br />
<strong>Minden</strong>, an die der Antrag weitergeleitet worden<br />
war, als Vorsitzende abgelehnt. Auch eine durchaus mögliche<br />
Amnestie für über 65-Jährige wollte man dort nicht<br />
in Betracht ziehen. Bevor die Neugründung des Vereins an<br />
dieser Frage scheiterte, erklärte Eugenie Hoppe daraufhin<br />
ihren Verzicht auf das Amt der Vorsitzenden. An ihre Stelle<br />
wurde daher die unbescholtene Magda Kaßpohl berufen.<br />
Für Eugenie Hoppe fanden die Vorstandsmitglieder dennoch<br />
eine leitende Rolle, indem sie sie zur Ehrenvorsitzenden<br />
ernannten, auch in „Anerkennung der besonderen Verdienste,<br />
die [sie sich] für die Förderung des Verständnisses<br />
262 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, Stadt <strong>Minden</strong>, H 30, Nr. 174 / 2, Seite 328.<br />
263 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, RWV, Nr. 44. Vgl. auch KAM, Stadt <strong>Minden</strong> H 10, Nr. 297<br />
(Mitgliederverzeichnis NSDAP für die Ortsgruppe Oberstadt).<br />
264 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, RWV, Nr. 44.<br />
der <strong>Wagner</strong>-Werke gemacht hat.“ 264 Unter diesen Umständen<br />
genehmigte die Kreisverwaltung am 18. Oktober 1949<br />
den Verein als „<strong>Richard</strong>-<strong>Wagner</strong>-<strong>Verband</strong> e.V. Zweiggruppe<br />
<strong>Minden</strong>“ und trug ihn unter Nr. II a 18 in die Vereinsliste ein.<br />
Magda Kaßpohl übernahm somit notgedrungen für zwei<br />
Jahre den Vorsitz des <strong>Minden</strong>er Ortsverbandes. Als Tochter<br />
des Hufeisenfabrikanten Friedrich Homann, der mit der<br />
Familie Hoppe zusammenarbeitete, wurde Sofie Charlotte<br />
Magdalena Homann am 22. April 1879 in <strong>Minden</strong> geboren.<br />
Sie heiratete Herman Friedrich Carl Kaßpohl, den Direktor<br />
der Kornbrennerei Arning, welche 1940 an die Familie Strothmann<br />
verkauft wurde. Eng verwandt mit Eugenie Hoppe<br />
gehörte Magda Kaßpohl 1912 zu den Gründungsmitgliedern<br />
der Ortsgruppe <strong>Minden</strong> und übernahm leitende Aufgaben<br />
als langjährige (und vermutlich erste) Schatzmeisterin<br />
(1912/1920-1940) sowie als stellvertretende Vorsitzende.<br />
1953 zog sie sich aus der Vorstandsarbeit zurück und starb<br />
am 28. Oktober 1969 in <strong>Minden</strong>.<br />
Den Abschluss der Wiederzulassung des Ortsverbandes<br />
<strong>Minden</strong> bildete die Gründungsversammlung am 22. November<br />
1949, die im Wintergarten der teilzerstörten Tonhalle<br />
abgehalten wurde. Mit der Annahme der Satzung und der<br />
Bestätigung des Vorstandes konnte der Ortsverband <strong>Minden</strong><br />
wieder seine Arbeit aufnehmen. Auch die Hauptvorsitzende<br />
Albrecht-Potonié unterstrich durch ihre Anwesenheit<br />
die Bedeutung dieses Tages und hielt eine Ansprache über<br />
„Weg und Ziel des <strong>Richard</strong>-<strong>Wagner</strong>-<strong>Verband</strong>es“, während<br />
das Künstlerehepaar Gillmann Lieder von <strong>Wagner</strong>, Liszt und<br />
Strauß darbot.<br />
Am 18. Oktober 1949 erhielt auch der Ortsverband <strong>Minden</strong><br />
wieder die Zulassung der Behörden, der mittlerweile Teil<br />
des neuen, universellen „<strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong> <strong>Verband</strong>es“ war.<br />
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