Festschrift - Richard Wagner Verband Minden eV
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Für das erste, große Konzert nach dem Ersten Weltkrieg im<br />
Januar 1921 gewann man den bekannten Pianisten Walter<br />
Gieseking. Auch im April erschien er in <strong>Minden</strong>, um mit<br />
dem heimischen Sänger Friedrich Holthöfer aufzutreten.<br />
Zur Verbesserung der finanziellen Situation bewilligte die<br />
Versammlung auf Vorschlag Hoppes die Erhöhung des Mitgliedsbeitrags<br />
von 1 auf 3 Mark im Jahr. 151<br />
Ebenso genehmigten die Mitglieder die Personalvorschläge<br />
von Frau Hoppe für den neuen Vorstand, der nach dem Vorbild<br />
des Hauptvorstandes im Gesamtverband erweitert und<br />
deutlicher strukturiert wurde: Neben Frau Hoppe (1. Vorsitzende)<br />
setzte sich der Vorstand nun aus 5 Damen zusammen:<br />
der stellvertretenden Vorsitzenden (Emma Schmiedt),<br />
der Schriftführerin (Frida Meyeringh) und deren Stellvertreterin<br />
(Luise Zschetzsche), der Schatzmeisterin (Magda Kaßpohl)<br />
und deren Stellvertreterin (Grete Griese). Die Gründerin<br />
Emma Schmiedt übernahm somit noch einmal kurz Mitverantwortung<br />
für die Ortsgruppe, ist in den Jahren danach<br />
aber nicht mehr im Vorstand oder bei Veranstaltungen des<br />
Vereins nachweisbar.<br />
Im Jahr der internen Neuausrichtung der <strong>Minden</strong>er Ortsgruppe<br />
1920 konnten noch keine Veranstaltungen durchgeführt<br />
werden. Dafür verzeichnete sie einen spektakulären<br />
Mitgliederzuwachs auf 75 Personen, nachdem man Ende<br />
1919 noch 2 /3 weniger, also 25 Personen, zählte. 152 Dies erschloss<br />
der Ortsgruppe anscheinend so viele neue Finanzquellen,<br />
dass man sich im Vereinsjahr 1921 mit einem wie<br />
aus dem nichts gewachsenen, umfangreichen Programm im<br />
kulturellen Leben der Stadt <strong>Minden</strong> zurückmelden konnte.<br />
Den Anfang setzte am 9. Januar 1921 ein „Meistersinger“-<br />
Vortrag im Evangelischen Vereinshaus, bei dem ein Fräulein<br />
Oelze aus Hannover am Klavier die „Hauptmotive des Werkes,<br />
Satz- und Aufbau und die einzigartige Zusammenfassung<br />
der Gedanken über Welt und Leben, die in allen Wer-<br />
ken <strong>Wagner</strong>s scharf hervortreten“, erläuterte. Der heimische<br />
Sänger Friedrich Holthöfer rundete diesen Sonntagvormittag<br />
mit dem „Flieder- und Wahnmonolog“ von Hans Sachs ab.<br />
Schon einen Tag später, am 10. Januar 1921, folgte ein Konzert<br />
im großen Saal der Harmonie, für das die Ortsgruppe<br />
den berühmten Musiker Walter Gieseking zu einem Klavierabend<br />
gewonnen hatte. Mit einer Auswahl von Schumann,<br />
Beethoven, Brahms und Chopin traf dieser offensichtlich den<br />
Geschmack des nach dem Ersten Weltkrieg kulturell ausgehungerten<br />
Publikums in <strong>Minden</strong>. „Die beiden Säle faßten<br />
kaum all die Zuhörer, die dem Spiele des Künstlers lauschen<br />
wollten. Und meisterhaft war, was er uns bot! ... Das war<br />
Musik! Wer erlauschte ihn nicht, den feinen Ton, der weitab<br />
führte von allem Erdenleid, hinein in das Märchenland der<br />
Musik? ... Wie feine glitzernde Kristalle perlten die Töne dahin,<br />
als sei jeder einzelne mit besonderer Liebe dem klangvollen<br />
Instrument entlockt… Dem <strong>Richard</strong>-<strong>Wagner</strong>-<strong>Verband</strong><br />
deutscher Frauen sei herzlich Dank gesagt für die Veranstaltung<br />
des genußreichen Abends in diesem an musikalischen<br />
Darbietungen so armen Winter.“ 153 Auch für ein Konzert am<br />
2. April 1921 im Stadttheater gewann die <strong>Minden</strong>er Ortsgruppe<br />
den gefeierten Pianisten Walter Gieseking, der zusammen<br />
mit dem erwähnten Bariton Friedrich Holthöfer<br />
Lieder von Schubert, Schumann, Wolf und <strong>Wagner</strong> vortrug.<br />
Auch in den Solo-Stücken glänzte Gieseking wieder dermaßen,<br />
dass die heimische Presse überschwänglich schrieb:<br />
„Walter Gieseking hat den ausgezeichneten Ruf, dessen er<br />
sich auch in <strong>Minden</strong> als einer der besten Klavierspieler erfreut,<br />
aufs neue befestigt und hat Stürme des Beifalls über<br />
sich ergehen lassen müssen.“ Zum Auftakt der Wintersaison<br />
hielt am 6. Oktober 1921 der dem <strong>Wagner</strong>verband seit lan-<br />
151 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, RWV, Nr. 39. Erst 1936 legte die Hauptversammlung des Gesamtverbandes einen Mindestbeitrag<br />
von 5,00 RM fest (Wilberg, Protokollbücher, S. 198).<br />
152 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, RWV, Nr. 34 (Jahresbericht RWVdF 1920, S. 8).<br />
153 Kommunalarchiv <strong>Minden</strong>, RWV, Nr. 39.