s too braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
entsprechend den Forderungen der Reformpädadogen und Berufsschullehrer von Grund<br />
auf und im Rahmen eines bildungspolitischen Gesamtplanes neu zu gestalten. Bei ihren<br />
Bemühungen um eine Reform des Berufsschulwesens griff die <strong>Braunschweig</strong>er Landesregierung<br />
zum Teil auf die in Thüringen und Hamburg gemachten Erfahrungen zurück. -<br />
Dies betraf unter anderem auch die Personalpolitik. So wurde als l'achfolger Heinemanns<br />
und Direktor der neuen <strong>Braunschweig</strong>er Berufsschule mit Oskar Hundertmark ein Mann<br />
berufen, der zuvor am Aufbau der neuen Thüringer Berufsschule beteiligt und als Dozent<br />
für das Berufsschulwesen an der Universität Jena tätig gewesen war 56 ).<br />
An Einzelbestimmungen des <strong>Braunschweig</strong>er Entwurfs sind insbesondere die staatliche<br />
Trägerschaft des Berufsschulwesens, die in dieser Form nur in Lippe zu finden war, sowie<br />
die im Anschluß an das Berufsschulgesetz durchgeführte Reform der Berufsschullehrerausbildung,<br />
herauszuheben, auf die noch weiter einzugehen sein wird. Aufbau und inhaltlkhe<br />
Konzeption der braunschweigischen Berufsschulen gingen dagegen an keiner Stelle<br />
über die Forderungen der bürgerlichen Reformpädagogik hinaus. Auch wurde - anders als<br />
in Thüringen - nicht der Versuch unternommen, die Berufsschule als Bestandteil der von<br />
den Sozialdemokraten angestrebten "Einheitsschule"57) zu institutionalisieren. In diesem<br />
Punkt, ebenso wie in der Frage der Selbstverwaltung der Schule blieb die Vorlage sogar<br />
hinter den Forderungen der sozialistischen Bildungsreformer und den Bestimmungen einiger<br />
anderer Länder zurück 58).<br />
Desungeachtet stieß der Entwurf des Berufsschulgesetzes, das im Landtag in erster Lesung<br />
am 30. November 1928 beraten wurde, insgesamt wie in seinen einzelnen Bestimmungen,<br />
bei den Rechtsparteien auf vehemente Kritik und Ablehnung, wobei es eigentlich keinen<br />
Punkt gab, der nicht umstritten war.<br />
Die radikalste Position in der Debatte bezog die Deutsche Volkspartei, deren Vertreter<br />
Torn einen Handlungsbedarf an sich bestritt. Nach Ansicht seiner Partei sollte weiterhin<br />
eine eventuelle Reichsregelung abgewartet werden; zudem hielt er die bis dahin im Land<br />
praktizierte Regelung für völlig ausreichend 59 ).<br />
Die Deutschnationalen erkannten zwar einen gewissen Handlungsbedarf durchaus an,<br />
lehnten aber den Entwurf in der vorliegenden Form und zum aktuellen Zeitpunkt ab. Mit<br />
Rücksicht auf die agrarische Klientel der Partei, kritisierte der Sprecher der DNVP Mollenhauer<br />
unter anderem die Einbeziehung der jugendlichen Landarbeiter und landwirtschaftlichen<br />
Lehrlinge in die Besuchspflicht, die eine vermeintlich unzumutbare Belastung für<br />
die Landwirtschaft darstellte 60 ). Ebenso wurden die staatliche Trägerschaft und Schulaufsicht<br />
durch das Volksbildungsministerium und die übergeordneten staatsbürgerlichen Bildungsziele<br />
von der DNVP zurückgewiesen.<br />
56) Lebenslauf Hundertmarks in: Nds. StA Wf 12 A Neu Fb. 12 Nr. 24184.<br />
57) Vgl. Schüler(wieAnm.2)S.lOff.<br />
58) Weiterreichende Forderungen finden sich z. B. bei Olga Essig (wie Anm. 32) oder Anna Siemse<br />
n. Beruf und Erziehung. Berlin 1926.<br />
59) Vgl. LI 1927-1930, Sp. 1328 ff.<br />
60) Ebd. Sp. 1315 ff.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042631<br />
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