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s too braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

bei den Arbeitsämtern um die Zuweisung einer Stelle bemüht hatten. Es wurde den Hausvätern<br />

zur Pflicht gemacht, Personen, die sich durch Weiterwandern der Vermittlung in<br />

Arbeit zu entziehen suchten, sofort aus der Herberge auszuweisen. Nach längerer Erkrankung<br />

starb Hausvater Alexander Rohlfs am 22. Juli 1938. Aus finanziellen Gründen wurde<br />

kein neuer Diakon eingestellt. Frau Klara Rohlfs übernahm die Verwaltung der Herberge<br />

bis zum 31. März 1939 37 ).<br />

Zu dieser Zeit hielten sich hier etwa 30 Personen auf, die keine Wohnung besaßen und auch<br />

nicht in der Lage waren, eine Mietwohnung zu bezahlen. Es handelte sich um Wanderer,<br />

die in Wolfenbüttel hängengeblieben waren und ihren Lebensunterhalt durch Arbeit, teilweise<br />

durch Gelegenheitsarbeit, verdienten. Zum anderen Teil waren es alte Invaliden, die<br />

allein standen und von ihrer geringen Rente lebten. Dieser Personenkreis legte hauptsächlich<br />

Wert auf Unterbringung und Schlafgelegenheit. Die Zahl der Wanderer, die sich vorübergehend<br />

in der Herberge aufhielt, war auf fünf pro Tag herabgesunken. Ferner wurden<br />

von der Polizei behörde sehr oft Jugendliche in das Gebäude in der Brauergildenstraße in<br />

polizeiliche Verwahrung gegeben, da sie nicht in Haftzellen untergebracht werden durften.<br />

Auch obdachlose Familien wurden von der Polizei in die Herberge zur Heimat eingewiesen<br />

- meistens Auslandsdeutsche und Personen, die durch die Errichtung der Hermann-Göring-Werke<br />

angelockt, in das Industrieaufbaugebiet kamen.<br />

Diese neue Belegungssituation - im Gegensatz zu der Zeit, als hauptsächlich Wanderer die<br />

Herberge zur Heimat aufsuchten - veranlaßten den Vorstand, zum 1. März 1939 eine Umstellung<br />

in der Gewährung von Verpflegung zu beschließen. "Früher mußte zahlreichen,<br />

auf Arbeitssuche befindlichen minderbemittelten Volksgenossen",schrieb der Vorstandsvorsitzende<br />

Ramien an Frau Rohlfs im Februar 1939, "Obdach und Kost möglichst billig,<br />

gut und reichlich verabreicht werden, heute stehen die in der Herberge wohnenden Volksgenossen<br />

fast alle in Arbeit. Aus diesem Grund kann es nicht mehr verantwortet werden, daß<br />

ihnen auf Kosten der Allgemeinheit noch billige Verpflegung verabreicht wird. In Zukunft<br />

soll diesen Volksgenossen nur noch Unterkunft gewährt werden. Sie wollen die Abgabe von<br />

Verpflegung daher mit dem 1. März 1939 einstellen. Abgabe von Morgenkaffee eventuell auf<br />

eigene Rechnung"38). Durch diese Umstellung bedingt, wurde der Stütze und dem Hausmädchen<br />

zum 1. April gekündigt. Frau Rohlfs hörte zu diesem Zeitpunkt ebenfalls auf. Ein<br />

Hausverwalter wurde eingestellt. Zu seinen Aufgaben gehörte: das Haus zu verwalten, für<br />

die Reinigung sämtlicher Räume des Grundstücks zu sorgen, die Betten der Mieter täglich<br />

zu lüften und herzurichten, die Bettwäsche zu waschen, den Aufenthaltsraum an kalten<br />

Tagen zu heizen und die Jugendherberge in gleicher Weise mitzuversorgen 39 ). Ferner<br />

mußte der Hausverwalter die der Herberge zugewiesenen Obdachlosen und Jugendlichen<br />

unterbringen und verpflegen. Seine Vergütung betrug monatlich 156 Reichsmark (dazu<br />

freie Wohnung und freies Licht); vier Reichsmark erhielt er für die Heizung der Räume<br />

und zehn Reichsmark für kleinere Ausgaben, z. B. Reinigungsmaterial.<br />

37) Ebd. Nr. 443.<br />

38) Ebd.<br />

39) Ebd.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042631<br />

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