s too braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
Kurz zur Person des Heiligen Hermagoras (auch Ermagoras, Hermegoras oder Hermachore<br />
genannt), wie sie sich uns in seiner Vita darstellt. Er wurde und wird auch heute noch<br />
vorwiegend in Friaul/Julisch-Venetien verehrt. Hermagoras war Bürger von Aquileia,<br />
wurde vom Evangelisten Markus getauft, später von den Bürgern von Aquileia zum zukünftigen<br />
Bischof erwählt, ging er mit dem Evangelisten Markus von Aquileia nach Rom<br />
und wurde dort vom Apostel Petrus zum Bischof geweiht. Nach Aquileia zurückgekehrt<br />
missionierte er dort sehr erfolgreich, wurde eingekerkert, vollbrachte einige Wunderheilungen<br />
vom Kerker aus und erlitt in seiner Vaterstadt den Märtyrertod.<br />
Hermagoras-Reliquien und Verehrungen sind im Friaul und in Kärnten vom frühen Mittelalter<br />
bis auf den heutigen Tag und seit der Zeit der Salier auch in einigen Orten Nordwestdeutschlands<br />
nachgewiesen 7). Der Märtyrer-Festtag ist der 12. Juli, darüber hinaus wird in<br />
Aquileia am 27. August der Translationstag gefeiert.<br />
Während der Kult und die Verbreitung einiger Heiliger, wie bei den typischen Heiligen des<br />
Frankenreiches, Martin und Kilian, Garanten der Ausdehnung des Reiches waren, ging es<br />
den Stiftern bei der Ausbreitung des Kultes für den hier zu betrachtenden Heiligen Hermagoras<br />
und bei vielen anderen Heiligen darum, daß die neu dem Christentum erschlossenen<br />
Gebiete bzw. das Gros der neu errichteten Kirchen einen möglichst "zugkräftigeren" Patron<br />
erhielten und die Möglichkeit, die benötigten Reliquien auf die eine oder andere<br />
Weise zu erwerben.<br />
Das verhältnismäßig häufige Vorkommen von Hermagorasreliquien in Niedersachsen (H.<br />
Grotefend nennt im Taschenbuch der Zeitrechnung Osnabrück und Paderborn) hängt<br />
wahrscheinlich mit dem Aufteilen von einmal, im 11. Jahrhundert, hierher gebrachten Reliquien<br />
zusammen. Dieses Teilen von Reliquien war eine oft praktizierte Methode, um den<br />
großen Bedarf an Reliquien zu decken. Leider gibt es so gut wie keine Translationsberichte<br />
für diesen Abschnitt der Geschichte Niedersachsens und keinen, der den Heiligen Hermagoras<br />
betrifft. Eine andere Möglichkeit für das Auftauchen von Hermagorasreliquien in<br />
Niedersachsen ist die Anwesenheit von Patriarch Poppo von Aquileia in 1mbshausen im<br />
Leinegau. Poppo, aus der Heimat des Hermagoras, kam als Bittsteller zu Kaiser Konrad<br />
II. Er wollte das Münzrecht für Aquileia erhalten, was ihm auch gewährt wurde R ). Als<br />
Gegengeschenk konnte er sehr wohl Reliquien aus seiner Heimat mitgebracht oder zugesagt<br />
haben. Aktenkundig wird bei diesem Vorgang Bruno, der Kanzler Konrads H., Neffe<br />
der Kaiserin Gisela, späterer Bischof von Würzburg und als solcher ab 1034 auch Besitzer<br />
von SchmalfeIden in Hohenlohe (Mulachgau), dem anderen Ort nördlich der Alpen, an<br />
dem sich Wandmalereien befinden, welche ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit den<br />
Heiligen Hermagoras darstellen.<br />
Bedingt durch diese Verbreitung können wir annehmen, daß um das 11. Jahrhundert Hermagoras<br />
kein Unbekannter für die Menschen in den genannten Gebieten war. Später ging<br />
7) u. a. Hermann Grotefend, Taschenbuch der Zeitrechnung, Hannover, 1982, S. 64.<br />
B) Paul Werner Scheele, BTUno von Würzburg - Freund Gottes und der Welt. Würzburg, 1985, S.<br />
42.<br />
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http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042631