s too braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
Durch die starke Inanspruchnahme mußten 1895 mit Hilfe von Zuschüssen des Herzoglichen<br />
<strong>Braunschweig</strong>isch-Lüneburgischen Staatsministeriums und des Kreises ein Anbau errichtet,<br />
Wirtschaftsräume erstellt und die Küche verlegt werden. Die Zuschüsse waren erforderlich,<br />
weil die Herberge - jeder Besucher zahlte pro Tag für Übernachtung und Essen<br />
60 Pfennige - keinen Gewinn erwirtschaften konnte 2U).<br />
Die erwähnte Naturalverpflegungsstation wurde 1898 durch Beschluß der Kreisversammlung<br />
aufgehoben, da das vorher über Norddeutschland gezogene Netz der Stationen für die<br />
Verpflegung der wandernden Handwerksgesellen und Arbeiter schon vielfach durchbrochen<br />
war und so seinen Zweck nicht mehr erfüllte. Für die Herberge zur Heimat fielen<br />
damit Einkünfte fort, und die Wolfenbütteler Stadtverordnetenversammlung beschloß im<br />
gleichen Jahr, aus städtischen Mitteln einen jährlichen Betrag von 200 Mark für die Unterkunft<br />
mittelloser Reisender zu gewähren 21 ).<br />
Im März 1907 besuchte der Schriftführer des Niedersächsischen Herbergsverbandes, Pastor<br />
Lemmermann aus Hannover, die Herberge zur Heimat in Wolfenbüttel. Er berichtete:<br />
"Die Herberge ist in einem durchaus guten Zustand, sauber und rein gehalten. Besonders<br />
wohltuend ist mir aufgefallen, daß eine Badeeinrichtung für die Sauberkeit der Gäste sorgt<br />
und daß für die geistliche Versorgung derselben sonntägliche Herbergsgottesdienste durch<br />
die Kandidaten des Predigerseminars gehalten werden. Damit steht Wolfenbüttel vorbildlich<br />
für unsere Herbergen im Niedersächsischen Herbergsverband da"22).<br />
Den Hausvater Rohlfs schilderte er als gewissenhaften und geschickten Menschen. Bemängelt<br />
wurde der Zustand der Betten, auf den auch das Vorstandsmitglied Kaufmann Pommer<br />
in einem Schreiben an den Vorsitzenden, Kreisdirektor Krüger, hinwies: "Die Betten<br />
in der Herberge sind, trotz des etwa vor Jahresfrist erfolgten tei/weisen Ersatzes in einem<br />
Zustand, der es uns fast unmöglich macht, überhaupt noch bessere Durchreisende bei uns<br />
aufzunehmen. Erschwert wird dieser Umstand noch dadurch, daß die immer mehr entstehenden<br />
sozialdemokratischen Herbergen für weniger Geld bedeutend mehr bieten als es uns,<br />
bei unseren ohnehin bescheidenen Räumen, möglich ist. Wir erlauben uns, die vorläufige<br />
Anschaffung von etwa zehn neuen compl. Belfen in guter Qualität vorzuschlagen. Ein ausreichender<br />
Ersatz an Küchen- und Bettwäsche ist unumgänglich nötig. Um das äußere Ansehen<br />
unseres Herbergshauses zu heben, müßten sämtliche Fenster neu gestrichen werden"23).<br />
Das Schlafgeld betrug zu dieser Zeit (1906) für Federbetten zwischen 25 und 50 Pfennigen<br />
und für Strohsäcke 15 und 20 Pfennig. Ein Mittagessen (Suppe, Fleisch, Gemüse, Kartoffeln)<br />
kostete 45 Pfennig (ohne Suppe 35 Pfennig), Kartoffeln und Gemüse 20 Pfennig. Eine<br />
Portion Pellkartoffeln konnte man für 10 Pfennig kaufen, mit Hering kosteten sie das Doppelte,<br />
ebenso mit Butter, Schmalz oder Speck und Zwiebeln. Die große Portion Bratkartoffeln<br />
erhielt man für 15, die kleine für 10 Pfennig. Die bezahlte man auch für eine Flasche<br />
20) Ebd.<br />
21) Ebd.<br />
22) Ebd.<br />
23) Ebd. 34 N Fb. 5 NT. 441.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042631<br />
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