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s too braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

nur ein Teil der Reformen verwirklicht werden, da die Durchführung des Gesetzes zwei<br />

Jahre später durch den nationalsozialistischen Volksbildungsminister Franzen zum Teil gestoppt<br />

wurde. In der Zwischenzeit waren das Berufsschulgesetz und insbesondere der Neubau<br />

der <strong>Braunschweig</strong>er Bezirksberufsschule Gegenstand einer polemischen Kampagne<br />

der bürgerlichen Presse, die sich zum Sprachrohr der Gegner der Berufsschulreform in<br />

<strong>Braunschweig</strong> machte. Begleitet wurde sie von außerparlamentarischen Protesten, die<br />

ähnlich unsachliche Züge annahmen wie die Auseinandersetzungen über die Sieverssche<br />

Schulpolitik.<br />

Auf dem Lande war es ausgerechnet der frühere Fortbildungsschulinspektor und 1929 pensionierte<br />

Direktor der <strong>Braunschweig</strong>er Berufsschule Hermann Heinemann, der zu Kundgehungen<br />

und Protestaktionen gegen das Berufsschulgesetz aufrief. So organisierte er Anfang<br />

1929 in Velpke eine Protestkundgebung. Sie endete mit der Verabschiedung einer<br />

Entschließung gegen den weiteren Ausbau der Berufsschule. Gefordert wurden darin u. a.<br />

die Beseitigung der staatlichen Trägerschaft und die Einsetzung eines Berufsschulausschusses<br />

mit Vertretern aus Handwerk, Landwirtschaft und Kaufmannschaft, an dessen<br />

Zustimmung der Volksbildungsminister in seinen Entscheidungen zur Berufsschule künftig<br />

gebunden sein sollte 78 ). Zwar, so Heinemann, sei der Berufsschulgedanke an sich aus<br />

"wirtschaftlichen, sozialen und nationalen Gründen" durchaus zu unterstützen, das vorliegende<br />

Berufsschulgesetz aber aus dem "Gefühl des Verantwortungsbewußtseins" heraus<br />

abzulehnen, da in ihm allein "der parteipolitische Gedanke" vorherrschend sei 79), weswegen<br />

er die Öffentlichkeit zur Bekämpfung des Gesetz aufrief.<br />

Dies war aber nur der Auftakt einer Kampagne gegen das Berufsschulgesetz, die ihren<br />

Höhepunkt in seiner Auseinandersetzung über den Bau der neuen Berufsschule in <strong>Braunschweig</strong><br />

erreichte. In der Stadt <strong>Braunschweig</strong> war der Ausbau des Berufsschulwesens, wie<br />

erwähnt, schon vor Verabschiedung des Berufsschulgesetzes relativ weit gediehen. In diesem<br />

Sinne wurde 1928 der Neubau der Knabenberufsschule zwischen Nickelnkulk und Inselwall<br />

beschlossen 80). Das großzügig geplante Gebäude, dessen ,Modernität' äußerlich in<br />

der am Bauhausstil angelehnten Architektur zum Ausdruck kam, wurde in den folgenden<br />

zweieinhalb Jahren mit einem Kostenaufwand von weit über 1 Mill. RM errichtet, wobei<br />

es allerdings bei den Planungen zu einigen Pannen kam. - So fielen z. B. die Fundierungsarbeiten<br />

wegen des schlechten Baugrundes schwieriger und teurer als erwartet aus. - Der<br />

ursprüngliche Kostenvoranschlag wurde deshalb bald um rund 1;4 Mill. RM überschritten.<br />

Diese Entwicklung allein bot innerhalb der sozialdemokratisch regierten Stadt schon genügend<br />

Zündstoff der kommunalpolitischen Auseinandersetzung. Zum landespolitischen<br />

Streitobjekt und "Fall" wurde die <strong>Braunschweig</strong>er Städtische Berufsschule schließlich<br />

78) Vgl. Staatszeitung vom 26.2. 1930, "Um das Berufsschulgesetz"; dieser und weitere Artikel in:<br />

Nds. StAWf 12A Neu Fb. 9 Nr. 4162.<br />

79) Ebd. BNN vom 26. 2. 1930, "Das Berufsschulgesetz untragbar" und BLZ vom 2. 3. 1930., "Halt<br />

mit dem Berufsschulgesetz".<br />

80) Hierzu und zum Folgenden ausführlich: StA BS D IV Nr. 4188.<br />

124<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042631

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