s too braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
ten Schriftwechsel spricht Vieles dafür, daß nach Auszug der Witwe von Münchhausen nur<br />
Instandsetzungsarbeiten und keine größeren Umbauten stattgefunden haben. Möglicherweise<br />
war aber die Neugestaltung des Saales zu dieser Zeit geplant.<br />
Ohne den Eindruck, den Merians Beschreibung von Schloß Bevern vermittelt, schmälern<br />
zu wollen, ist im Vergleich zu einem nüchternen und sachlichen Verzeichnis festzustellen,<br />
daß es dem Autor des Textes gelingt, das Anwesen mit wenigen zusätzlichen Attributen in<br />
ein sehr positives Lkht zu rücken. Deshalb sind diese Angaben mit großer Vorsicht zu<br />
verwenden.<br />
SchI uß bemerkungen<br />
Dies gilt auch, wie unsere Untersuchung des Merian Textes zeigt, für den "aktuellen" Teil<br />
des Berichtes, der dem Gegenwartshorizont des Autors nahe kommt. Er enthält eine Anzahl<br />
von Fakten, die sich auch aus den überlieferten Akten erschließen lassen. Die Gläubiger<br />
des Statius von Münchhausen begannen erst in den 1640er Jahren ihre Forderungen aus<br />
dem bevernschen Besitz zu ziehen. Es gab eine Reihe von Konflikten und Auseinandersetzungen<br />
mit Creditoren, Dorothea von Münchhausen und den Neffen des Statius von<br />
Münchhausen. Herzog August hat einige Forderungen der Gläubiger bezahlt und der<br />
Witwe ihre Alimentation gewährt. Ebenso wurde dann das Haus und Gut renoviert.<br />
Allerdings wird vieles verschwiegen und ein stark geschönter Eindruck vermittelt. Die<br />
Auseinandersetzungen waren nicht allein der Angelegenheit des münchhausischen Konkurses<br />
geschuldet, sondern der faktischen Entziehung der wolfenbüttelschen bevernschen<br />
Lehen durch Herzog August. Die Forderungen der Neffen, Philipp Adolf und Lihorius von<br />
Münchhausen wurden nicht anerkannt. Wahrscheinlich wurden viele der übrigen Creditoren<br />
mit Teilbeträgen abgefunden. Zumindest in dem geschilderten Fall der Beckerschen<br />
Erben kann die Abfindung ihrer Forderung von insgesamt 9000 Talern mit 1500 Talern<br />
nicht als "ansehnliche" Bezahlung gesehen werden. Im Vergleich zu ihrer bisherigen Lebensweise<br />
und ihrer Forderung von 10000 Goldgulden muß die der münchausischen Witwe<br />
eingeräumte Alimentation als kümmerlich bezeichnet werden. Der Druck, den Herzog<br />
August mit Hilfe der Besetzung des Schlosses durch seine Soldaten ausübte, ist für die<br />
letztliehe Zustimmung zu den Abfindungen aller Beteiligten nicht zu unterschätzen.<br />
Wir wissen nicht, wer den Text über Bevern verfaßt hat. Die Autoren könnten Justus Georg<br />
SchottcIius oder der Herzog selbst sein, kannten sie sich doch in dieser AngcIegeheit<br />
sehr gut aus. Da sie zumindest mit der Überarbeitung der Texte sowie der Endredaktion<br />
betraut waren ist davon auszugehen, daß sie mit der veröffentlichten Beschreibung einverstanden<br />
waren. Ihre redaktionelle Überarbeitung kann allerdings auch nicht-wie Zimmermann<br />
und Raabe glaubten - darin bestanden haben, historische und faktische Unrichtigkeiten<br />
zu verbessern. Sie diente in diesem Fall v. a. der herrschaftlich-repräsentativen<br />
Selbstdarstellung. Der Herzog präsentierte in Merians Topographia sein neues "köstlich"<br />
ausgestattetes Amts- und Jagdhaus und sich selbst als freundlichen konfliktschlichtenden<br />
Gönner und Wohltäter.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042631<br />
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