WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
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4 Resümee<br />
Resümee<br />
Am Ende steht die Zusammenführung der Triangulation zur Konklusion unter erhöhter<br />
Abstraktion. Konkreter ausbuchstabiert für eine Wagenburgkultur Heute bedeutet die<br />
Bündelung der einzelnen Triangulationsstränge im Resümee das Aufdecken zweier<br />
postmoderner Prozesse. Zum eine ist es die Pluralisierung. Zum andern ist es die<br />
Polarisierung.<br />
Als Initialräume beider Prozesse zeigen sich bei der urbanen Genese <strong>einer</strong><br />
Wagenburgkultur temporäre Freiflächen, wie Konversionsgebiete, Baulücken oder<br />
Brachgelände. Im ausgehenden 20. Jahrhundert generierten die beiden historischen<br />
Transformationsereignisse der Deindustrialisierung und die Beendigung <strong>einer</strong> Ost-Westblock<br />
Dichotomie die größten urbanen und suburbanen funktionslosen Areale. Neben Militär- und<br />
Industriebrache schließen Gewerbebrache und der allgemeine Schrumpfungsprozess der<br />
meisten ostdeutschen Stadtlandschaft weiter Freiflächen auf. Im speziellen Freiburger<br />
Fallbeispiel ist es die singuläre Transformation im Bereich der Abwasserwirtschaft, die<br />
enorme Flächenpotentiale frei gibt.<br />
Die mobilen, infrastrukturlosen Lebensstile in <strong>einer</strong> Wagenburg ermöglichen die<br />
temporäre Folgenutzung all dieser Flächen, welche lediglich durch ihre<br />
Untergrundbeschaffenheit und bauliche Reststruktur das Bewegen und Rangieren von Wagen<br />
ermöglichen müssen. Besetzung, Duldung und Besitz stellen hierbei die gängige Bandbreite<br />
der rechtlichen Lage im Raum dar.<br />
Gleichsam greifen – wenn auch <strong>mit</strong> <strong>einer</strong> zeitlichen Versetzung um Monate oder<br />
Jahrzehnte - Nachfolgenutzungspläne, welche die Wagen unter den Mechanismen der<br />
abfallenden Bodenrendite an die Peripherie des urbanen Raumes, zu interurbaner Bewegung<br />
oder ins rurale Umland tragen. Treibende zentrifugale Kräfte sind hierbei<br />
Polarisationsprozesse wie Gentrifikation, Segregation und die renditediktierte Nutzung des<br />
Raumes – kurz um alle raumgebundenen Prozesse <strong>einer</strong> sozialen Entmischung.<br />
Das Freiburger Fallbeispiel zeigt darüber hinaus deutlich, dass es sich oftmals um<br />
Großprojekte handelt, welche ein flexibles Reagieren von Wagenburgagglomeration auf den<br />
jeweiligen Flächenwegfall nicht mehr erlaubt. Das Errichten eines industriellen<br />
Schlachthofes, Fachmarktzentren, Stadtteilsanierungsprogramme und das Entstehen zweier<br />
gänzlich neuer Stadtviertel sind hierbei die historischen Beispiele der Fallstudie.<br />
Die eigentlichen Polarisierungsprozesse zeigen ein geschichtliches Kontinuum <strong>mit</strong> den<br />
Exklusionsprozessen gegenüber der Ethnie der Sinti und Roma, für welche im geographisch<br />
dokumentierten Zeitraum (ab 1884) im Falle Freiburgs das Stadtgebiet gleichsam keine<br />
Integration auf der Basis von Wagen ermöglichte, sondern parallel zur heutigen<br />
Wagenburgkultur die Deslokalisierung in ursprünglich wohnfunktionslose Areale erfolgte.<br />
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