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WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf

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Öffentlichkeit<br />

Durch die Verknüpfung eines Bürgerentscheids 118 vom 13. November 2006 und<br />

Wagenburgplätzen lassen sich signifikante Überschneidungen feststellen. Bei der damaligen<br />

Volksentscheidung stimmten 70,2 % gegen den Verkauf von 7900 der 8900 städtischen<br />

Wohnungen an eine amerikanische Investorengruppe zur Sanierung des Haushaltsdefizits. Die<br />

Stadtregierung erhoffte, sich durch einen Erlös von mindestens 510 Millionen Euro, den<br />

Schuldenstand der Stadt begleichen zu können, um so<strong>mit</strong> ohne Schuldzinsen im kommenden<br />

Haushaltsjahr (in den kommenden Haushaltsjahren) wirtschaften zu können. Ob hierdurch<br />

eine große Chance vertan wurde, oder ob ein klares Signal an die Stadtregierung ging, dass<br />

Wohnraum keine Ware ist, bleibt im Ermessensbereich jedes einzelnen. Festzuhalten bleibt,<br />

dass beide Themenfelder eine ähnliche Polarisierung hervorrufen, was eine generelle<br />

Zustimmung beziehungsweise Ablehnung betrifft.<br />

Neben diesem gesamtstädtischen<br />

Bürgerentscheid lassen sich weitere<br />

Überschneidungen zwischen einzelnen<br />

Stadtteilen und <strong>einer</strong> Wagenburgkultur<br />

erkennen. So stimmten die Wohngebiete<br />

Stühlinger und Wiehre <strong>mit</strong> mehr als 90 % der<br />

abgegebenen Stimmen für eine Akzeptanz des<br />

Lebens im Wagen, wohingegen Landwasser,<br />

Mooswald und Haslach fast ausschließlich<br />

gegen einen Wagenburgplatz stimmten.<br />

Abb. 48: Bürgerentscheid und Wagenburgen<br />

Phänomenologische Parallelen lassen sich<br />

auf architektonisch-stadtplanerischer Seite<br />

zu dieser Diskrepanz erkennen. Bei den drei<br />

tendenziell ablehnenden Stadtteilen handelt es sich um eher standardisierte<br />

Gesamtplanungskonzepte <strong>mit</strong> anti-individualistischem Charakter. Sei es nun in Form <strong>einer</strong><br />

Gartenstadt und Arbeitersiedlung der 1920er, <strong>einer</strong> ehemaligen Frontkämpfersiedlung der<br />

1940er oder dem monolithischen Sozialwohnungsbau der 1960er und 1970er Jahre. Alle drei<br />

Wohngebiete liegen kernstadtentfernt. Stühlinger und Wiehre schließen dagegen direkt an die<br />

Kernstadt an und zeichnen sich mehr durch Altbauwohnungen und gründerzeitliche Villen<br />

aus. Lage und Form der Wohnbebauung transformiert sich in diesen Fällen über die<br />

unterschiedliche Bezugsklientel in ein Meinungsbild. Alle weiteren Freiburger Stadtgebiete<br />

zeigten keine Besonderheit in der Verteilung auf.<br />

Was in stadträumlichen Kategorien bedingt eine explizite Interpretation ergibt, zeigt<br />

sich in Bezug auf soziodemographische Daten relativ eindeutig. So lassen sich klar drei<br />

Personenkreise voneinander trennen, was die Akzeptanz gegenüber <strong>einer</strong> Wagenburgkultur<br />

118 Bei <strong>einer</strong> Wahlbeteiligung von 39,9 % stimmten 70,5 % für den Erhalt der städtischen<br />

Wohnungen und 29,5 % dagegen. Quelle:<br />

http://www.swr.de/nachrichten/bw//id=1622/nid=1622/did=1708726/1dwhr3b/index.html<br />

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