WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf

➣ 6.3.5
eingehalten werden und über Neuaufnahmen im Esels-, im Eselswinkel entscheidet der
Beirat, dem auch dann immer von Bewohnervertretern angehören.
F: Hat es sich bewährt, so’n Platz?
W: Sagen wir mal so, es hat sich insofern bewährt, indem der Zustand der Illegalität, in dem
die Wagenburgen vorher waren, aufgehoben wurde.
F: Was ändert sich dadurch?
W: Wenn jemand sich in ’ne illegale Wagenburg oder wenn ’n Wohnwagen abgemeldet
irgendwo im öffentlichen Verkehrsraum steht, dann isch des zumindest mal ’ne
Ordnungswidrigkeit und da kann die Polizei eingreifen und sagen, dieser Zustand muss
beendet werden. Vom Eselswinkel wird niemand vertrieben, außer er verstößt so gravierend
gegen des Regelwerk, dass ’n weiterer Verbleib auf dem Platz nicht akzeptiert werden kann
und dann müssen wir im Zweifel zwangsräumen. (2) Ob die Wohnform Bestand haben wird
auf viele Jahre hinaus, mag ich, vermag ich nit zu beurteuilen, oder ob irgendwann mal ’n
neuer Trend aufkommt.
W: Ja oder die Bewohner älter oder kränker werden und den Zustand dort nimmer aushalten,
denn wenn Sie jetzt in der Winterzeit dort rausgehen, es isch kein erstrebenswerter Zustand,
also für mich wär’s kein erstrebenswerter Zustand dort innem zugigen Wohnwagen zu leben,
der nur schlecht oder notdürftig zu beheizen isch. Aber es isch ’ne Lebensform, die bewusst
gewählt wurde und die akzeptieren wir so.
F: Also ham die Leute kategorisch sozusagen ’n Wohnheim, was es von der Stadt ja au gibt,
abgelehnt?
W: Es, es wär kein Angebot für die Leute, dass sie annehmen könnten oder würden.
F: Es gibt ja grade so ’ne aktuell geführte Armutsdebatte, kann man sehen wie man möchte. Is
das ’ne Armutserscheinung für ’ne Stadt, wenn ’ne Wagenburg entsteht?
W: Nein. Also das würd’ ich glatt verneinen, weil wenn man jetzt die Schattenparker, ich
kenn zwar die Infrastruktur im Detail net, aber ich weiß, da finden sich völlig unterschiedliche
Menschen zusammen, die diese Wohnform bewusst leben, die man aber mit Sicherheit nit als
arm bezeichnen kann.
F: Stichwort Meldeadresse, was glaub ich oftmals ’n Problem ist bei Leuten, die im Wagen
leben?
W: Wir ham die Anschrift, des eine isch die Hermann-Mitsch-Straße 21b, des isch der
Eselswinkel, des isch die Postanschrift und wir ham die Opfinger Straße 190, des isch die
dortige Postanschrift und für die neuen, die neuen Wagenburg dort unten müssten ebenfalls
die Postanschrift entsprechend der Hausnummer sein, die weiß ich aber net.
[Es klopft, die Tür geht auf ]
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