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WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf

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F: Wieso entstand die Wagenburg an diesem Platz?<br />

➣ 6.2.5<br />

K: Das Wieso ist eigentlich ganz einfach. Die Frage ist eigentlich überflüssig. Weil die Leute<br />

auf die Straße fliegen, sei es durch Scheidung, sei es durch Arbeitsverlust und fliegen auf die<br />

Straße, und kriegen dort keine Möglichkeiten und suchen sich dann halt Alternativen. Und<br />

dann möchte ich jetzt den Diddi bitten, hier weiter zu sprechen, wie er zu so nem Ding<br />

(Wohnwagen) hier kommt.<br />

D: Ich war <strong>einer</strong> von den ersten hier. Ich hatte einen grünen Wohnwagen, da<strong>mit</strong> stand ich<br />

zuerst auf dem Parkplatz da oben. Dann kamen die Zigeuner und als die dann gingen musste<br />

ich dann auch gehen. Ich wäre weggeräumt gewesen. Und dann kam ich hier her. Hier war<br />

alles zugewachsen, es gab noch ne Hütte von den Franzosen und dann bin ich zwangsweise<br />

hier herein gezogen. Vor die Hütte. (2) Dann war ich nicht mehr auf Stadtgelände, sondern<br />

auf Bundeseigentumsgelände, also das gehört jedem.<br />

K: Und so haben wir eine Duldung bekommen. So haben wir einfach ne Chance gekriegt. Das<br />

sind nun knappe drei Jahre. Und es funktioniert. Wir haben uns irgendwie gefunden. Wir<br />

mussten - , einem haben sie auch mal die Hütte angebrannt, auch mal räumen. Inzwischen ist<br />

es eigentlich ne Gemeinschaft. (2). Es ist eigentlich was, das es so in ganz Freiburg nicht gibt.<br />

Und deshalb werden wir jetzt auch wieder - , denke ich, mal wieder ne Ersatz kriegen, wenn<br />

es auch nicht in dieser Form ist. Ohne Betreuung, ohne alles. Wir hatten bewiesen, dass das<br />

funktioniert. Dass nicht irgendein Hansele, der überhaupt nicht weiss was Obdachlosigkeit ist,<br />

hier zu bestimmen hat. Und das ist uns ganz wichtig. Denn ich sag mir immer: In jedem<br />

Beruf musst du ein Praktikum machen vor Ort, dann sollen bitte solche Leute, die über solche<br />

Sachen entscheiden, bitte Praktikum machen über den Winter bei uns hier. Dann kann er<br />

<strong>mit</strong>reden. (2) Das ist einfach meine persönliche Einstellung. Ich weiß nicht wie die andern<br />

denken. Er da hinten denkt gar nichts, aber Ruhe jetzt. Wir sind auch guter Hoffnung. Hier ist<br />

verkauft. Wir müssen gehen. Durch den milden Winter sind die jetzt zwei Monate früher<br />

gekommen. Also wollen sie uns hier kurzfristig raus haben. Wir haben schon mal ein paar<br />

Tage Verlängerung bekommen und auch das Versprechen, dass für uns was geht. Denn wir<br />

sind ja auch nicht mehr die jüngste Wagenburg. (2) Wenn du mir jetzt sagst, ich soll es<br />

vergleichen <strong>mit</strong> Biohum oder Eselswinkel. Das geht nicht. Es ist was anderes.<br />

F: Warum ist es was anderes?<br />

K: Weil wir sind sechs Leute, wir setzen uns zusammen, wir entscheiden, es gibt hier<br />

Diskussionen noch und nöcher, aber es wird entschieden und am nächsten Tag wird das<br />

gemacht, was die Mehrheit entschieden hat. Und da brauchen wir nicht a Hansel, so ein<br />

Sesselfurzer ,wo da entscheidet, also Sesselfurzer musst du nicht schreiben. Aber es ist so.<br />

F: Wann müsst ihr von dem Gelände hier gehen?<br />

K: Am 11 Februar. Aber wir sind davon ausgegangen, nach ner mündlichen Zusage, Ende<br />

März, Ende April. Durch das milde Klima können die jetzt aber früher anfangen. Dadurch ist<br />

das Ganze jetzt überraschend gekommen und dann müssen wir jetzt gucken, was wir machen<br />

können. Das Ganze haben wir erfahren vor vier Tagen (25. Januar). Selbst wenn wir einen<br />

neuen Platz hätten, wär das nicht machbar. Weil hier muss alles abgebaut, muss alles<br />

rausgefahren werden. Das geht ja gar nicht mehr. Wir haben nicht mal Zugmaschinen. Hier ist<br />

der Schrieb. Wobei danach am Ersten wäre (1. Februar). Und zwar genau in sechs Tagen.<br />

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