WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
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➣ 6.3.6<br />
eines Jahre, das muss so 95 gewesen sein, da wurden Herr Metzger und ich eingeladen zu<br />
einem Ausschuss des Gemeinderates um ein Referat zu halten über die Ansammlungen,<br />
wieviele Wagenburgen sich dort befänden. Wie die Leute sich verhalten. Wie die Kriminalität<br />
ist. Wie die Stimmunng ist. Und so weiter Und, da haben die also erst einmal gestaunt als ich<br />
denen erzählte, dass Kriminialität gleich Null ist, das also die Menschen im Vauban Gelände<br />
sich anständig verhalten und auch keinen Anlass geben für polizeiliche Razzien, (2) <strong>mit</strong><br />
Polizeiüberfälle, wie die Wägler gerne sagen in ihren Kreisen. Nein. Es war wirklich nichts.<br />
F: Kam es denn in der ganzen Zeit nie dazu?<br />
Z: Nein, es kam nie dazu. Es kam überhaupt nicht dazu. Es kam in der Bezirksammelstelle für<br />
Asylanten zweimal zu <strong>einer</strong> Durchsuchungen <strong>mit</strong> dem SEK [Sondereinsatzkommando] weil<br />
von dort aus Straftaten begangen wurden im Sinne vom BTM [Beteubungs<strong>mit</strong>telgesetz]. Da<br />
ging es morgens schon früh los. Es wurde abgeriegelt. Da<strong>mit</strong> hatten die Wagenburgler aber<br />
nichts zu tun. Die hatten mir zum Teil sogar gesagt; Zinnkann pass auf, da unten wird <strong>mit</strong><br />
Rauschgift gehandelt. Das ist natürlich auch ein Ansatz gewesen da vermehrt aufzupassen.<br />
Das hat eben auch dazu geführt, dass die Leute beobachtet wurden, man hat sie verfolgt, und<br />
dann wusste man wer <strong>mit</strong> wem und wie was übergeben wurde. Und es wurde viel übergeben<br />
auf der Kaserne durch die Zäune. Aber die Wagenburgler hatten sich an diesen Aktionen oder<br />
Handel <strong>mit</strong> Rauschgift nicht beteiligt.<br />
F: Kam es zu Räumungen auf dem Gelände?<br />
Z: Ja, es kam zu Räumungen, nachdem feststand das gebaut wurde. Und dann kam für die<br />
Wagenburgler, die wussten zwar, dass, sie wurden auch ein paar Mal von der Stadt<br />
aufgefordert das Gelände zu verlassen. Aber das die nicht gehen, das war vorrausehbar. Und<br />
wenn sie einmal dort monatelang dort stehen und geduldet werden, dann haben die sozusagen<br />
auch ein Wohnrecht da drauf wo sie sind. Da kann man die dann nicht mehr so ohne weiteres<br />
raus schmeißen, so im Zuge von Gefahr im Verzug oder sonst so was. Das geht ja gar nicht.<br />
Das ist unmöglich. Das kann man nicht. Dann hat man eben versucht einen Kompromiss zu<br />
schließen indem man einen anderen Platz anbietet. Plätze die jedoch meist abgelehnt wurden<br />
von den 120 Leuten die dort waren, so kam die Stadt nicht umhin eine Räumungsklage<br />
einzureichen.<br />
F: Würden sie sagen es gibt den typischen Wagenburgbewohner?<br />
Z: (3) Mittlerweile würde ich schon sagen, der typische Wagenburgbewohner, das ist ein<br />
Mensch der sich an diese Wohnart gewöhnen kann und der die Vorteile merkt, die es hat sich<br />
einen eigenen Bereich aufzubauen, wo er sein Herrschaftsbereich hat. Wo es niemanden mehr<br />
gibt der ihm was sagen kann, wie zum Beispiel in einem großen Wohnhaus. (2) Es ist bei<br />
manchen natürlich auch ein finanzieller Aspekt, das darf man nicht vergessen. Wenn ich 364<br />
Euro im Monat hab oder mir jeden Tag meine 9 Euro abhole. Wie kann ich da ne Miete<br />
bezahlen? Dann mich verköstigen? Das geht ja gar nicht. Das ist rein theoretisch nicht<br />
möglich. Und die haben dann eben eine Form des Wohnens und des Lebens herausgesucht<br />
und probiert. (2) Es gibt viele Arme Leute, die in den Alkohol und an das Rauschgift<br />
verfallen, und dann auf der Straße landen, wo sie sich was suchen, eben dann diesen Schutz in<br />
Wagenburgen. Die sagen sich, ha, da hol ich mir nen Bauwagen bei nem Unternehmer, ich<br />
sag, gib mir mal des alte Ding das da steht und dann geh ich da hin und dann wohn ich da<br />
drin, dann bau ich mir den aus <strong>mit</strong> Sperrmüll. (2) Die sind bemüht ihre Lebensart in positivem<br />
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