WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
F: Kann das ein Grund sein, aus dem Wagen zu ziehen?<br />
➣ 6.2.3<br />
A: Kann schon sein. In unserem Fall jetzt hier, war der Platz halt völlig neu, es gab noch<br />
keine Wege, knietief Schlamm sozusagen, keine Wasseranschlüsse, keinen Zaun drumherum,<br />
Das Kind war zwei Jahre alt und die Straße ist hier in der Nähe, das ist nicht sinnvoll. Im<br />
Sommer, wenn das Gelände besser befriedet ist, dann ist sie bestimmt auch wieder mehr hier.<br />
Für kleine Kids war das schon gefährlich. Im allgemeinen ist es <strong>mit</strong> Kindern schwieriger, bei<br />
so Sachen <strong>mit</strong> Schule. Wenn man keinen festen Platz hat, dann geht das fast nicht <strong>mit</strong> Kind.<br />
Wo will man denn da sein Kind zur Schule bringen?<br />
F: Weil die Meldeadresse fehlt?<br />
A: Die könnte man vielleicht noch haben. Aber die Schule ist vielleicht in <strong>einer</strong> anderen Ecke<br />
der Stadt, da, wo man sich gerade nicht befindet.<br />
S: Jedes Mal muss man dann neu gucken, wie, wo, wann Busse fahren, wie es hinkommt.<br />
A: Was mutet man seinem Kind auch da zu.<br />
F: Was sind die Gründe, in den Wagen zu ziehen?<br />
U: Mobilität auf jeden Fall.<br />
S: Bei mir stand eine Reise am Anfang, <strong>mit</strong> Kind und Hund im VW Bus, ein halbes Jahr, und<br />
dann war klar, ich komm zurück, werde die WG - Zimmer auflösen, kauf mir einen größeren<br />
Bus und ziehe wieder los. Und das habe ich dann auch so gemacht.<br />
A: Bei mir war das eigentlich genauso. Bus gekauft, <strong>mit</strong> Kind, noch vor der Einschulung, ein<br />
dreiviertel Jahr lang losgezogen, und konnte es mir dann einfach nicht mehr vorstellen, in<br />
einem Haus zu wohnen. Zuvor hatte ich auch gar keine Wagenleute gekannt.<br />
F: Was gibt es noch für Gründe, im Wagen zu leben?<br />
S: Keine Miete bezahlen, sondern Pacht.<br />
A: Was auch ein Grund ist irgendwie, ist, nicht bei diesem Konsum <strong>mit</strong>zumachen.<br />
Wagenleben heißt auch Holz machen, Wasser holen in Kanistern, Solarstrom. Ich bin nicht so<br />
auf Konsum fixiert. Keinen Fernseher besitzen. Viel <strong>mit</strong> Recycling machen. Wieviele Wagen<br />
sind innen komplett aus recyceltem Material ausgebaut? Mann schaut, dass man alles wieder<br />
verwenden kann. Das ist irgendwo auch ein Gedanke des Wagenlebens, glaube ich, nicht<br />
diesen Konsumwahnsinn <strong>mit</strong>zumachen, (3) die Bandbreite ist weit, aber das ist irgendwo der<br />
Tenor.<br />
F: Hat man das Gefühl, dass es hier am Rande der Stadt ist?<br />
S: Auf jeden Fall.<br />
A: In die Innenstadt ist es ewig weit und auch die Dinge wie KTS oder SUSI, wo viele von<br />
uns hier hingehen, sind auch am anderen Ende der Stadt. Die Busverbindung ist miserabel.<br />
Um acht ist hier Feierabend. Sonntags gar k<strong>einer</strong>. Das ist halt auch ein bisschen politisch<br />
145