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WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf

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6.2.2 Eselswinkel: Lee Robert Zimmermann<br />

F: Wie oft ist es dir bewusst, dass du in keinem Haus wohnst?<br />

➣ 6.2.2<br />

R: Ich könnte da gar nicht mehr wohnen. Ich war zehn Jahre lang <strong>mit</strong> <strong>einer</strong> Frau zusammen.<br />

Und ich war oft bei ihr. Eine wunderschöne Wohnung. Drei Zimmer, wunderbar. Aber nach<br />

ein paar Tagen habe ich Platzangst gekriegt und musste gehen (lachen). Und sie hatte immer<br />

gesagt, mmh, schön dass du da bist. Aber ich musste erst mal zur Balkontür und raus. So<br />

stand ich erst mal draußen.<br />

F: Ändert sich das Raumgefühl, wenn man längere Zeit im Wagen lebt?<br />

R: Ja, ganz sicher. Wenn ich da rein geh (zeigt auf seinen Wagen), dann bin ich total<br />

geborgen, ja, aber ich kann halt auf machen und ich hab grenzenlose Freiheit. Ich kann raus<br />

gehen. Es umgibt mich nichts Verschlossenes. Das störte mich auch immer.<br />

F: Wie empfindest du den umgebenden Raum?<br />

R: (4) Wie empfinde ich den Platz hier? Sehr angenehm. Ich bin nicht immer erfreut, was<br />

intern läuft, im Endeffekt sind es aber eben drei, vier Leute, die den Laden hier schmeißen.<br />

Verwaltung und den ganzen Krempel und sich vor allem auch politisch drum kümmern. In<br />

ner Nacht und Nebelaktion könnte man manche hier in ein Heim stecken, denen würde das<br />

gar nicht auffallen, vor lauter Alkohol. Das ist halt auch ein Problem. Aber das Problem gibt<br />

es übrigens überall. Und ich hab das in Hochhäusern noch viel schlimmer entdeckt, wenn ich<br />

an Weingarten denk, wo Menschen zum Teil leben, die kaum Perspektive haben, die null<br />

Perspektive haben. Also, hier kannst du immer zum Nachbar gehen. Hier kannst du was<br />

gestalten. Es ist eine Gemeinschaft. Es ist eine Gemeinschaft hier; bei den Schattenparkern<br />

nicht anders. Es ist auch so, dass nur ein paar Leute den Laden schmeißen. Das ist<br />

wahrscheinlich überall so. Der Rest igelt sich ein. Ja, die machen das schon. Aber auf der<br />

anderen Seite ist es auch wieder richtig, denn du kannst ja nicht jeden vorschicken.<br />

F: Was macht das Wagenleben aus?<br />

R: Wir wollen mobil sein, wir wollen draußen leben, wir wollen nicht in Wohnungen leben.<br />

Wir wollen nicht in irgendwelchen betonierten Häusern leben. Isoliert. (3) Weil das isoliert,<br />

du kannst ja ne wunderschöne Wohnung kriegen, ohne weiteres, aber dann lebst du da in<br />

dieser Wohnung und nebendran lebt auch jemand und da auch jemand, und du hast <strong>mit</strong> denen<br />

nichts zu tun. Das ist von keinem hier ne Zielsetzung. Okay, ein schönes großes Haus ist ne<br />

Möglichkeit, nur Häuser gibt’s nicht mehr. Und die, die es gab, die haben wir besetzt, und uns<br />

manchmal auch rausprügeln lassen. Was auch interessant war (lachen).<br />

F: Wie hat sich das Umfeld des Platzes verändert seit es ihn gibt?<br />

R: Sehr, sehr viel Veränderung. Als wir hier her kamen gabs nur Wald hier, rundum, die<br />

Herman-Mitsch Strasse war schmal, da sind keine LKW’s durchgedonnert. Da gabs keinen<br />

IKEA, da gabs keinen Möbelbraun, da war hier alles Wald.<br />

F: Kann es ein Problem sein, bei einem Arbeitgeber, wenn man die Wagenburg als Adresse<br />

angibt?<br />

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