WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
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Lebenswelt<br />
individuelle- oder familiäre Faktoren), welche zu Abspaltung, Sub- oder Neugruppierung<br />
führen. Alle Transformationsprozesse bewirken eine erneute Binnenstrukturierung bei<br />
gleichzeitiger Offenheit gegenüber Neuzuzug.<br />
Von den drei neu entstandenen Wagenburgen, die sich infolge administrativen Drucks<br />
ausdifferenzierten, blieb nur die nach ökologischen Gesichtspunkten ausgerichtete<br />
Wagenburg an der Ölmühle bestehen (➣ 3.2.7). Die anderen beiden zogen in Folge von<br />
Räumungsandrohungen der Gemeinden wieder zurück in den urbanen Raum der Stadt<br />
Freiburg (1993) und kehrten so<strong>mit</strong> die zentrifugale Bewegungsrichtung um.<br />
Im Sommer des Jahres 1993 machen sich zum ersten Mal die Auswirkungen des<br />
Mauerfalls un<strong>mit</strong>telbar im Stadtraum Freiburgs für Wagenburgbewohner bemerkbar.<br />
Nachdem Freiburg nach dem Zweiten Weltkrieg in die französische Besatzungszone gefallen<br />
war, wurde die hiesige "Albert-Schlageter“ Wehrmachtskaserne an der südlichen<br />
Stadtgebietsgrenze von 10.000 französischen Soldaten bezogen und in Quartier Vauban<br />
umbenannt. Nach dem Abklingen des Ost-West-Konfliktes wurde das Kasernengelände der<br />
Forces Françaises en Allemagne im August 1992 dann an den Bund übergeben. 41 Ein privates<br />
Sicherungsunternehmen übernimmt nun zunächst für ein knappes Jahr die Bewachung und<br />
Abriegelung des Geländes. Bald entschließt man sich von städtischer Seite jedoch, aus<br />
Kostengründen auf diese Maßnahmen zu verzichten.<br />
Ein ebenfalls von der französischen Armee hinterlassener Schießplatz ohne<br />
Folgenutzung an der nordöstlichen Peripherie der Stadt wird von zwei Wagenburgen bereits<br />
im Sommer 1992 bezogen. Ein Räumungsbescheid zwingt die Bewohner jedoch eine<br />
Ausweichfläche anzusteuern, woraufhin sie nach Absprache <strong>mit</strong> der Polizei auf das nunmehr<br />
ungenutzte Kasernengelände verwiesen werden. So entsteht direkt hinter <strong>einer</strong> provisorisch<br />
eingerichteten Notunterkunft für Obdachlose die erste Wagenburg auf dem ehemaligen<br />
Militärgelände (20.Mai 1994).<br />
In den folgenden Monaten und Jahren finden sich immer mehr<br />
Wagenburggruppierungen auf dem funktionslosen 1 km langen und 0,6 km breiten Gebiet ein.<br />
Es bilden sich Punkwagenburgen, Wagenburgen bestehend aus ehemaligen Obdachlosen,<br />
Wagenburgen aus der Anti-Atomkraft- und Ökologiebewegung, Wagenburgen <strong>mit</strong> rein<br />
familiären Strukturen und eine reine Frauenwagenburg. Mit knapp 90 Wagen entsteht so<strong>mit</strong><br />
die größte Wagenburgbündelung in der Stadtgeschichte Freiburgs.<br />
Ein zentral gelegener Sportplatz bildete die Grundfläche für mehr als 40 LKW,<br />
Zirkuswagen, Gespanne, Wohn- oder Bauwagen der insgesamt 12 autonom agierenden<br />
Wagenburgen (1995). Sanitäre Anlagen werden in Eigenregie erbaut. Eine Reparaturwerkstatt<br />
41 Die Stadt schließt 1992 <strong>mit</strong> der Bundesrepublik Deutschland einen Generalmietvertrag,<br />
welcher 1994 in einem konkreten Grundstückskaufvertrag aufgeht. (Gespräch <strong>mit</strong> Herrn Feith<br />
– Leiter der Projektgruppe Vauban am 16.11.06).<br />
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