WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
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Öffentlichkeit<br />
Lasten anderer.“ (Verwalter von Liegenschaften, 47) oder „ Sollte man nicht dulden. Wie die<br />
Zigeuner“ (Rentnerin, 60). Im neutralen Spektrum finden sich Statements wie: „Alternative<br />
Lebensform. Habe mich bisher noch nicht eingehend <strong>mit</strong> diesem Thema befasst und eher<br />
beiläufig wahrgenommen“ (k.A.) oder „ Bauwagensiedlung“ (Arbeitsloser, 28). Im Spektrum<br />
der Positivzuschreibungen finden sich Aussagen wie: „ Alternatives Wohnen in der heutigen<br />
Zeit für Leute, die auf jeglichen Luxus verzichten, nur nicht auf die Freiheit, sich selbst zu<br />
verwirklichen.“ (Beamter, 53) oder „ Alternatives Leben und Wohnen, Freiheit und Natur“<br />
(Student, 22). 116<br />
Nach dieser einführenden assoziativen Umschreibung stand die Frage nach <strong>einer</strong><br />
generellen Akzeptanz an. Eine absolute Mehrheit von 56% zeigte sich hierbei <strong>mit</strong> positiver<br />
Resonanz. 11% zeigten Gleichgültigkeit und 33% standen der Kulturerscheinung ablehnend<br />
gegenüber. Kritisch bleibt hierbei zu reflektieren, ob eine Wohnform und der da<strong>mit</strong> eng<br />
verbundene Lebensstil überhaupt zur Abstimmung gebracht werden darf. Da ein Grossteil des<br />
politischen Diskurses jedoch seine initialen und finalen Argumentationsthesen aus <strong>einer</strong><br />
angeblichen Nichtakzeptanz der Bevölkerung bezieht, erschien es angebracht, dieses<br />
Argument auf seine Validität hin zu prüfen. 117 Knapp 40 Prozent der abgegebenen Stimmen<br />
sehen darüber hinaus in dieser Wohn- und Lebensform eine Bereicherung für eine Stadt.<br />
Gefragt nach den Orten, an welchen die Entstehung <strong>einer</strong> Wagenburg zu befürworten<br />
wäre, zeigte sich eine generelle Tendenz zu stadtperipheren Räumen, sowie eine Ausweisung<br />
in wohnfunktionslose Areale, wie Industrie- oder Gewerbegebiet. Unter Berücksichtigung<br />
von Zweifachnennungen entfielen 23% der Stimmen auf eine Platzierung im eigenen<br />
Wohngebiet oder in Wohngebieten generell.<br />
Abb. 46 - 47: Standortentscheidung und Nachbarschaftsnutzung in absoluten Zahlen der abgegebenen Stimmen<br />
Eine gezielte Nachfrage bezüglich der vorstellbaren nachbarschaftlichen Nutzungen<br />
ergab, dass die Akzeptanz zu Kindergärten und Schwerbehindertenheimen am höchsten ist.<br />
Asylbewerberheime liegen <strong>mit</strong> 18 Stimmen zusammen <strong>mit</strong> Wagenburgen im Mittelfeld.<br />
Wohnfunktionslose Nutzung wie Gewerbeflächen liegt am unteren Ende.<br />
116 Eine Liste aller Zuschreibungen und Meinungsbilder steht im Anhang (➣ 6.1.4).<br />
117 Redeprotokoll aus der Gemeinderatssitzung vom 21.04.1995: “Kann man Plätze<br />
ausweisen, wenn die Akzeptanz in der Bevölkerung gegen Null tendiert? (…) Wollen wir<br />
<strong>einer</strong> Sache zustimmen, die eine Mehrheit der Bevölkerung ablehnt?”<br />
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