WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
zu bauen und dann hätten sie ja wieder den Ärger. Und wohin dann <strong>mit</strong> uns. Wo wollte die<br />
Stadt denn auch hin <strong>mit</strong> uns.<br />
F: Wie kamst du zum Wagenleben?<br />
➣ 6.2.1<br />
W:(3). Ich bin auf den Platz gekommen da war ich achtzehn, neunzehn. Stress zuhause<br />
gehabt; Dann bin ich halt weg; Straße, Platte, besetzte Häuser. Ich war ja zuerst in<br />
Regensburg. Ich komm ja aus Bayern. Und dann in Regensburg habe ich ein paar Leute<br />
getroffen, du, wir fahren nach Freiburg, mir brauchen noch ein, zwei Leute die <strong>mit</strong>fahren, um<br />
Spritgeld zu sparen. Und ich sagte, ach hoch ach du, warum denn nicht, ein Wochenende nach<br />
Freiburg. Jo, andere Stadt, andere Leute, ja; (2) (lachen). Das wars. Zwischendurch war ich<br />
noch mal eineinhalb Jahr lang unterwegs <strong>mit</strong> meinem Hund. Frankreich und Spanien. Zu Fuß.<br />
Geloffe. War schön. Und dann bin ich wieder hier her. Hab gesagt, so, jetzt fass ich Fuß.<br />
Dann kam ich wieder auf den blöden Junk. War ja schon mal drauf. Dann war ich wieder<br />
drauf. Dann war ich so ein halbes Jahr lang weg vom Platz. Nur in der Stadt. Und dann habe<br />
ich gesagt: Jetzt. Hab Leute gefragt, wie siehts aus, kann ich kommen zum entziehen und<br />
zum fit werden. Klar, logisch, komm, wir helfen dir. Haben sie gemacht. Und jetzt bin ich seit<br />
einigen Jahren wieder richtig selbständig auf den Beinen und das habe ich einigen Leuten<br />
hier zu verdanken. Unter anderem der Wagenburg. Wenn es die nicht gegeben hätte, wäre ich<br />
jetzt schon tot. Ja, Junk ist ein Teufelszeug. (4) Das war dann auch die Zeit, wo man gesagt<br />
hat: Auf dem Platz kein Junks mehr. Es sind ja auch ein paar Leute auf dem Platz dort drüben<br />
gestorben. Mit Überdosis.<br />
F: Auf dem alten Biohum?<br />
W: Auf dem alten Biohum. Ja, nicht hier. Hier haben wir jetzt vier. Vier Tote. Der XXX ist an<br />
Lungenentzündung gestorben im Krankenhaus. Der XXX hat sich vergiftet. Der XXX hat sich<br />
erschossen. Drei. Sind drei.<br />
[Junge Frau <strong>mit</strong> Hund kommt zur Feuerstelle, Mann kommt zum Holzspalten]<br />
F: Ich hab mich schon einmal gefragt, ob es was bringen würde, die Wagenburgen näher an<br />
die Stadt zu machen?<br />
W: Ne, wenn du jetzt so ne Wagenburg näher an die Stadt ran machst, dann wär das für die<br />
Wagenburgbewohner ein Vorteil - oder eher ein Grund - in die Stadt rein zu gehen. Aber du<br />
hast dann wieder andersrum die Leute von der Stadt, die eher bei dir hocken. Also ich bin<br />
froh, dass es einigermaßen vom Schuss weg ist.<br />
F: Und dass mehr Kontakte entstehen?<br />
W: Ach, Kontakte, wenn man welche will, kann man die pflegen. Man besucht die Leute.<br />
Konzerte. Es kommen öfters Leute auch zu Besuch hier her. Jetzt im Winter eher weniger.<br />
Denen ist der Weg zu weit. Einerseits denke ich das ist gut, andererseits (3): Ich bin froh<br />
drum, umso mehr Ruhe hat man dann für sich und drum rum. Weil zu nahe an der Stadt<br />
hättest du jede Nacht halligalli und rambazamba. Und dann hast du wieder dieses plumpe<br />
Zusammenhängen, hängen müssen. Da will ich jetzt nicht jedem sagen, verschwind hier, ich<br />
wohn hier. Man will ja auch gastfreundlich sein.<br />
141