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WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf

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Lebenswelt<br />

Räumfahrzeuge in den Boden gestemmt. Mit Tarnnetzen und Folien wird die Wagenburg<br />

zusätzlich nach oben gegen Aufzeichnungen von Polizeihubschraubern abgeschirmt.<br />

Transparente machen nach außen hin auf die Situation aufmerksam.<br />

Neben der ersatzlosen Räumung an der Stadtperipherie stehen häufig ausgesprochene<br />

Innenstadtverbote, welche den Betroffenen das Betreten des Zähringer-Altstadtkerns nur für<br />

die nötigsten Besorgungen genehmigen. Parallel zu dem postmodernen<br />

Wirkungsmechanismus Partizipation, Heterogenisierung nach Lebensmilieus, subpolitisches<br />

Engagement, Herausforderung der Hypotaxe zeigt sich hier die Wagenburg als Formgeber für<br />

den Versuch, einen anarchistischen Lebensstil <strong>mit</strong> sozialökonomischem Wirtschaften<br />

innerhalb <strong>einer</strong> Kleingruppe zu praktizieren. Als Gegenhorizont steht für die meisten<br />

Obdachlosigkeit, Notunterkünfte oder Konflikte in Mietwohnungen.<br />

Joe (Anfang 30 - gelernter Mechaniker) Samstag, 20. Januar 2007, 19:30 Uhr<br />

F: Wie oft bemerkst du, dass du in keinem Haus wohnst?<br />

J: Ja klar, jeden Tag. Morgens, Mittags, Abends. Hier kann ich meine Hunde direkt aus dem<br />

Wagen raus laufen lassen. (...) die ganzen Betonklötze die rumstehen, da hab ich kein Bock<br />

drauf. Da hast du dann immer deine Nachbarn, <strong>mit</strong> denen du Stress hast oder irgend ein<br />

Vermieter stresst, der dir sagt was du zu tun oder zu lassen hast. Und hier tut man eben selbst<br />

seine Regeln bestimmen <strong>mit</strong> seinen Leuten. Hier kann man sich absprechen und man hat nicht<br />

den Zwang von oben. Du zahlst deine Miete jeden Monat, so und so viel Euro Nebenkosten.<br />

Hier ist es um einiges leichter, du lebst draußen, bist in der Natur. Das ist auch gerade wenn<br />

man Hunde hat besser als ein Haus oder sonst was.<br />

F: Wieso ist die Wagenburg gerade hier entstanden?<br />

J: Also wir waren hier schon mal, vorletztes Jahr. Das Gelände hier steht seit Jahren leer.<br />

Alles zugewuchert. Daraufhin haben wir gesagt, hier ist nichts, hier passiert nichts, also<br />

können wir hier unsere Wagenburg drauf setzen, weil es braucht eh k<strong>einer</strong>. Deshalb haben wir<br />

den Platz hier gewählt. Und letztes Jahr wurden wir eben schon einmal geräumt hier.<br />

F: Wie sieht es aus, wenn man in der Innenstadt sein möchte?<br />

J: Wenn man <strong>mit</strong> drei vier Leuten an einem Platz steht, ne Decke für die Hunde ausgebreitet<br />

oder sonst was, dann ist das illegales Lagern. Und das verstößt gegen die öffentliche<br />

Sicherheit und Ordnung und gibt ne Anzeige. Und es gibt einen sofortigen Platzverweis. Es<br />

gibt auch mehrere Leute, die haben jetzt auch schon Innenstadtverbote 81 direkt, die dürfen<br />

sich nur noch um das Nötigste zu besorgen in der Innenstadt aufhalten, wenn nicht, gibt es<br />

achtundvierzig Stunden Beseitigungsgewahrsam und ne erneute Anzeige und Bußgeld.<br />

81 Innstadtverbote werden meist für ein Jahr ausgesprochen.<br />

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