04.01.2013 Aufrufe

WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf

WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf

WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

➣ 6.2.9<br />

dann auch noch eine Toleranz und Bereitschaft und den Willen, dass der Wagenplatz hier sein<br />

kann, den die Stadt quasi so zusätzlich zur Befriedung und kulturellen Bereicherung noch<br />

dazubekommen hat. Mal gerade so nebenbei. Und das können wir, denke ich, auch ganz<br />

selbstbewusst sagen. Weil stolz sind wir ja nicht. (lacht)<br />

F: (lacht) Rassismus oder Sexismus, ist das eher weniger ein Thema in so einem Gebiet, das<br />

ja <strong>mit</strong> ein gewisser Integrations ...<br />

B: Wenn da irgendwie eine Punker-WG <strong>mit</strong> ehemals obdachlose Jugendliche von der Straße<br />

<strong>mit</strong> <strong>einer</strong> Frauen/Lesben-WG zusammenkommt in der Nachbarschaft, da gab es schon<br />

Reibungspunkte, wo Sachen aufeinanderkamen. Aber ich denke, das wird überall erfasst. Das<br />

gibt es halt, Auseinandersetzungen kann es mal geben. Weil du jetzt gezielt eben Sexismus<br />

oder etwas angesprochen hast, da gab es dann schon mal etwas, dass die Punks ziemlich im<br />

Sprachgebrauch dann ziemlich ordinär waren und (3) da gab es dann schon Probleme. Und<br />

letztendlich sind die dann auch hier gegangen oder ausgezogen aus dem Projekt. Aber nicht<br />

nur deswegen, auch noch, weil da viele Sachen waren, von Sachbeschädigung oder<br />

Ruhestörung, Beleidigung, Mietrückstände. Alles zusammen hat eben dazu geführt, dass ein<br />

Großteil dieser Punks, die wir mal hatten, weggezogen sind. Zwei sind noch da. Aber nicht<br />

auf dem Wagenplatz, weil (lacht) (2) und die zahlen auch ihre Mietschulden zurück oder<br />

haben sie inzwischen fast. Einer hat es komplett zurückbezahlt, da hat es zwar lange gedauert,<br />

aber es hat auch funktioniert. Und <strong>einer</strong> lebt jetzt in <strong>einer</strong> Wohnung, hat sich integriert. Man<br />

kann ja niemanden integrieren, er hat sich selbst eben integriert.<br />

F: Kann man da vielleicht eine Wagenburg sozusagen als Integrations, als Zwischenschritt<br />

auch ansehen für Leute, die Platte machen, die draußen auf der Straße sind, und dann<br />

sozusagen der Übergang in ein so genanntes normales Wohnhaus?<br />

B: Ich denke, das kann man nie verallgem<strong>einer</strong>n. Das ist eine Möglichkeit, die es geben kann,<br />

aber ich würde eher sagen, dass so jemand eher gerne von der Brücke weg in so einen Wagen<br />

und dann da auch bleiben. Das würde ich mal von der Mehrheit sagen. Vielleicht gibt es ja<br />

dann auch irgendwann wieder, dass es doch <strong>mit</strong> einem Haus oder so. (2) Das kommt aber<br />

drauf an, was sie da für Möglichkeiten bekommen. Das ist so individuell, die persönlichen<br />

Schicksale, das ist so vielfältig. Das hängt ja auch da<strong>mit</strong> zusammen: Hat jemand riesige<br />

Probleme psychischer Art oder Drogenabhängigkeit oder so etwas oder sonst irgendetwas.<br />

Oder ist es einfach ein Abenteurertyp, der das einfach nicht haben kann, im Haus zu sein, dass<br />

so etwas eine Rolle spielt, dass man einfach raus will, draußen sein will. Das denke ich, sind<br />

so unterschiedliche Beweggründe. Bis hin zum wirklich Reisenden, der herumreisen will. Um<br />

die geht's ja. Klar, Schattenparker sind ja mobiler, die fahren eher <strong>mit</strong> dem Wohnmobil herum<br />

heutzutage, und die anderen sind eher so, dass sie ihren Wagen ein paar Meter weit bewegen<br />

wollen und dann wieder da bleiben wollen.<br />

F: In der öffentlichen Meinung gibt's ja noch so ein bisschen die Tendenz, dass es sich um ein<br />

kriminelles Milieu handelt. Bei der Ölmühle gibt es polizeiliche Akten über die Anfangszeit.<br />

Was kann man da sagen aus der eigenen Erfahrung heraus? Stimmt dieses Vorurteil?<br />

B: Ich denke, es kommt eigentlich daher, dass man erst mal so das übliche (3) Misstrauen<br />

gegenüber dem Unbekannten, Fremden, Andersartigen hat. Das spielt da sicher eine Rolle,<br />

und das ist bei der Polizei und beim Verfassungsschutz und überall bei denen auch extrem<br />

ausgeprägt, und dann tun sie sich da auf irgendwelche harmlosen Leute, weil die so anders<br />

sind, konzentrieren. Also das halte ich für link, abwegig. Also irgendjemand, der aus der Sicht<br />

eine Gefahr sein könnte, sitzt jetzt nicht irgendwo im Wagen, das ist viel zu auffällig. Das ist<br />

180

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!