WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
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➣ 6.2.4<br />
zusammen leben kann, oder wie die Welt aussehen kann. Zeit ist halt nicht unendlich da, und<br />
Geld braucht man auch vom Arbeiten.<br />
F: Muss man gegen allgemeine Vorurteile ankämpfen?<br />
A: Ja, schon. In Freiburg vielleicht ein bisschen weniger als in anderen Städten.<br />
F: Was sind die gängigen?<br />
A: Schwierig. (2) Gute Frage. Dass man dreckig ist, warum man denn nicht in <strong>einer</strong><br />
Wohnung wohnen möchte, das verstehen manche Leute nicht. Und auch meine Eltern<br />
bekommen das ständig zu hören, warum denn der jüngste Sohn im Wagen lebt. Dass die das<br />
überhaupt zulassen, das geht schwer in die Köpfe rein. Dass es Leute gibt, die sich das<br />
bewusst aussuchen und bewusst leben wollen. Was natürlich auch wieder was <strong>mit</strong> dieser<br />
Gesellschaft zu tun hat. Weil der Standard so hoch gesetzt ist, dass man nur angesehen ist,<br />
wenn man ein schickes Auto fährt, alles sauber ist, schicker Garten, Kinder, ne Frau, ne Haus<br />
hat. Dann ist man angesehen und nicht, wenn man im Wagen lebt. Deshalb verstehen das<br />
glaube ich viele nicht. (2) Bei meinen Eltern ist das immer wieder. Die stehen natürlich voll<br />
auf m<strong>einer</strong> Seite und erzählen dann halt so, zeigen Bilder, und haben mir dann schon oft<br />
erzählt, dass sie da fast einen Anschiss bekommen, dass ein Sohn von Ihnen so leben kann.<br />
Das kann man doch nicht zulassen. Das ist ganz seltsam. Aber wir haben uns ein Stückchen<br />
Freiheit zurückerobert. Und mir geht es super gut, so wie ich hier lebe. Hier kann ich so frei<br />
sein wie ich Lust hab. Und muss nicht ständig gucken, dass ich meine Miete wieder herein<br />
bekomm.<br />
F: Ist es schwierig gewesen, juristischen Beistand zu finden?<br />
A: Auf diesem Gebiet schon. Aber es gibt in Deutschland schon einige gute Anwälte, die sich<br />
da<strong>mit</strong> inzwischen schon recht gut auskennen. Klar, eher aber der Berliner oder Hamburger<br />
Raum. Da haben sich Anwälte schon spezialisiert, in Anführungsstrichen. (2) Wenn<br />
Wagenburgen eine super Einnahmequelle für irgend ne Kohle wären, dann wär das schon<br />
längst passiert, dann würde es überall Wagenburgen geben. Aber da dem nicht so ist, sträubt<br />
man sich dagegen, <strong>mit</strong> allen Gesetzen, die man nur finden kann. Man kann <strong>mit</strong> diesen Leuten<br />
kein Geld machen und deshalb will man die nicht in der Stadt.<br />
F: Ist es wichtig, einen Fürsprecherkreis zu haben?<br />
A: Klar. Ohne den hätten wir es auch nur schwer geschafft.<br />
F: Wie setzt sich der zusammen?<br />
A: Leute aus den unterschiedlichsten Institutionen. Gemeinderäte, die ganz klar auf unserer<br />
Seite stehen, Professoren an Unis, Leute von Firmen, einfach Leute, die in diesen<br />
Gesellschaftskreisen mehr zu sagen haben und die sich einmischen. Und sagen; he, so könnt<br />
ihr das nicht machen. Wenn diese Leute etwas sagen, dann ist die Stadt doch meist recht<br />
schnell in einem Rechtfertigungszwang. Die Leute braucht man.<br />
F: Gibt es staatliche Förderungs<strong>mit</strong>tel für diese Wohnform?<br />
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