WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
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2.1 Name und Form<br />
Hybridhistorie<br />
Die namensgebende Vorläuferform der heutigen Wagenburg taucht erstmalig im<br />
Späten Mittelalter auf. Es handelt sich hierbei um eine militärstrategische Formation, die als<br />
Transformationsstufe zwischen <strong>mit</strong>telalterlichem Kriegswesen und dem der anbrechenden<br />
Neuzeit gilt (WULF 1889: 8 f.). 5 Vorstellungen über die Systematik und Führung des<br />
geometrischen Gesamtkörpers stammen erstmals von Markgraf Albrecht Achilles von<br />
Brandenburg aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Anschaulich beschreibt er die Anordnung<br />
von marschierenden und lagernden Wagenformationen im Feld (PRIEBATSCH, 1894: 12 ff.).<br />
Weitere Hinweise auf die frühe Geschichte des Phänomens finden sich in Leonard<br />
Fronsberger′s Buch „Von Wagenburg und Veldleger“ aus dem Jahre 1573, wo ebenfalls in<br />
<strong>einer</strong> idealisierenden Beschreibung die Verwendung der unterschiedlichsten<br />
Lagerformationen beschrieben wird. Von den topographischen Lagebedingungen, über die<br />
Aufstellung der Mannschaftszelte, bis hin zur Platzierung der Kochstelle werden hier die<br />
unterschiedlichsten Aspekte <strong>einer</strong> militärischen Wagenburg durchdacht. Dicht gedrängt<br />
teilten sich bis zu 6000 Personen die vom Wagenburgmeister zugewiesen Quartiere innerhalb<br />
des mobilen Burgwesens. Ein ziehendes Heer beinhaltete zu jener Zeit nicht nur die Verbände<br />
der unterschiedlichsten Waffengattungen wie Reiterei oder Feldgeschützmannschaft, sondern<br />
auch Frauen, Kinder, Händler, Prostituierte, Schmiede, Küfer, Vieh, Kleintiere und alles, was<br />
an Gefolgschaft noch benötigt wurde, um einen Armeezug in Bewegung zu halten. Eine<br />
maximale Verdichtung des Innenbereiches ermöglichte es hierbei, die Außenlinie so kurz wie<br />
möglich zu halten. (FRONSBERGER 1573)<br />
Abb.: 4-5: Wagenburgformationen des 15. und 16. Jahrhundert (HENNE AM RHYN 1897: 482)<br />
Differenzierenderweise muss hinzugefügt werden, dass es sich bei der historischen<br />
Wagenburgformation - sei es nun als runder, ovaler oder quadratischer Gesamtkörper - nicht<br />
um eine reine Verteidigungsform handelte, welche versuchte durch Einpassung in die<br />
jeweiligen naturräumlichen und topografischen Gegebenheiten einen maximalen<br />
5 Der Wagenburg hussistischen Typus’ aus dem 15. Jahrhundert kommt hierbei besondere<br />
Bedeutung zu.<br />
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