WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
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➣ 6.3.3<br />
F: Wo ich jetzt in der Geschichte einwenig nachgeforscht hatte. Hatte ich das Gefühl, dass es<br />
in der Vauban diese starke Ansammlung von Wägen gab, in diesem Raumvakuum, jeder<br />
konnte da hinein ziehen. Und dann sozusagen als Reaktion der Stadt die Ausweisung eines<br />
Platzes. Also das es weniger agieren ist, als vielmehr reagieren.<br />
S: Das ist schon durchaus richtig, wobei sich ja Auslöser für den konkreten Standort den wir<br />
jetzt haben, nämlich Himmelfall und Ponyhof, ist nämlich der gewesen in St. Georgen <strong>mit</strong> der<br />
Wagenburg, die sich eigentlich ja nicht nur aus Vauban speist, sondern auch bundesweit auch<br />
immer Resonanz gefunden hat und sich immer mehr auch ausgeweitet hat. Die Stadt ist<br />
letztlich da zu spät eingeschritten und dann ist ja durch meine Ver<strong>mit</strong>tlung der Standort dort<br />
an der Munzingerstrasse als Zwischenlösung gekommen. Und, dann, haben wir das jetzt als<br />
weitere Zwischenlösung, aber Längerfristig, um da jetzt auch Planungssicherheit für alle<br />
Beteiligten zu geben. Wir überlegen uns schon intern, wie es da in fünf Jahren weitergeht, wir<br />
machen da jetzt nicht fünf Jahre die Augen zu. Aber das ist natürlich noch ganz in den<br />
Anfängen, da kann ich ihnen verständlicherweise über die Überlegungen, die auch politisch<br />
noch nicht abgesegnet sind, etwas im Detail sagen.<br />
F: Eine grobe Prognose für die Zukunft des Phänomens im Stadtbild?<br />
S: Ich persönlich gehe mal davon aus, das diese Lebensform, wenn auch <strong>mit</strong> wechselnden<br />
Personen, weil die Leute ja auch dann oft heraus wachsen. In sofern gibt es ja eigentlich auch<br />
zwei Arten von Wagenburgen, das ist eigentlich auch der Unterschied zwischen Eselswinkel<br />
Alt und Biohum <strong>einer</strong>seits und der Wagenburg Himmelfall und Ponyhof. Die ersten beiden<br />
sind halt doch eher Leute, gesellschaftliche Aussenseiter, die durch Alkohol und Drogen,<br />
kaum noch normal wohnfähig sind, und wo sich eine Gesellschaft wirklich überlegen muss,<br />
solche Leute wirklich, mal überspitz formuliert dahin vegetieren und zu tote kommen zu<br />
lassen. Also für mich sind das eigentlich erschreckende Beispiele die eines Sozialstaats nur<br />
begrenzt würdig sind. Während die andere eine bewusst gewählte Wohnform ist aus Gründen<br />
der Kommunikation, teilweise auch aus Gründen der Finanzen, aber von Leuten die eigentlich<br />
in der Ausbildung oder bei Eintritt ins Berufsleben sind. Von da her sind das für mich zwei<br />
unterschiedliche Phänomene, die in Freiburg unter der selben Unterschrift laufen. Von da her<br />
ist, nachdem ich mir die beiden Standorte angeschaut habe, vor allen Dingen Biohum und<br />
Eselswinkel, der ja eigentlich als das gedacht war, was wir jetzt in Ponyhof und Himmelfall<br />
gemacht haben, er hat sich nur anders entwickelt, ist mir auch klar das die Leute aus der<br />
Munzingerstrasse, beziehungsweise aus St. Georgen, nicht zu den Eselswinkel Alt Leuten<br />
wollten. Also, für mich ist das sehr bedrückend gewesen. Jetzt sieht Eselswinkel Alt ja<br />
einigermaßen aus. Das ist Folge des Besuchs den ich da <strong>mit</strong> der Frau Ravenbuchmann<br />
gemacht habe. Es sah ja katastrophal aus wirklich, wie auf <strong>einer</strong> großen Müllhalde. Und wenn<br />
man die Leute da (2) es ist wirklich bejammernswert. Während ich bei denen den Eindruck<br />
habe, das die zwar alternativ leben, aber durchaus in die Gesellschaft integrierbar sind,<br />
während ich das bei den anderen nicht mehr sehe. Das ist also eine Verabschiedung von<br />
unserer Gesellschaft, von Leuten, die es eben nicht gepackt haben und eben jetzt <strong>mit</strong> Drogen<br />
und Alkohlo zu Ende gehen. Das ist also eine ganz schlimme Entwicklung. Von da her muss<br />
man auch die Alternativen die man da andenkt zweigleisig angehen, ob es von Dauer sinnvoll<br />
ist, diese Art des dahinvegetierens in Wagenburgen, für Leute, die eigentlich kaum noch<br />
Wohnfähig sind, die ja überwiegend eigentlich <strong>einer</strong> therapeutischen Behandlung bedürften,<br />
ob das Zukunft hat da habe ich meine Zweifel. Während ich dieses experimentelle Wohnen,<br />
eigentlich eher als Standortalternative, für die Leute die wie die Leute jetzt auf Ponyhof oder<br />
Himmelfall. Da machen das nicht für ihr Leben lang bis zu ihrem Tode, sondern die machen<br />
das als Einstieg, ich will nicht sagen in ein bürgerliches Leben, aber eben doch in eine etwas<br />
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