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WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf

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F: Kämpfe gegen Vorurteile?<br />

➣ 6.2.7<br />

U: Ach (2). Mein Bestreben war eigentlich immer nur, das möglichst positiv darzustellen,<br />

dass die Leute es selber schnallen, dass dies auch ne Möglichkeit ist zu leben. Von<br />

Vorurteilen wurde ich selber eigentlich nie betroffen. Die bekommst du aber auch meist nicht<br />

<strong>mit</strong>, da bist du dann schon wieder losgefahren. Aber die meisten sind doch eigentlich eher<br />

interessiert und wollen reden.<br />

F: Kann die Wagenburg als Adresse bei Arbeitgebern ein Problem sein?<br />

U: Ja, wenn du nicht ne coolere Adresse hast. Aber selbst habe ich das noch nicht festgestellt.<br />

Aber das Problem sind meist matschige Schuhe oder dreckige Klamotten.<br />

F: Was bedeuten Jahreszeiten?<br />

U: Das ist so der Lebenslauf auch. Es ändert sich. Irgendwie geht es über in dich (3)<br />

Jahreszeiten sind rudimentär, die erlebst du richtig bewusst. Das sind dann auch immer ganz<br />

unterschiedliche Zustände beim Wohnen im Wagen. Im Sommer kann es sehr heiß sein und<br />

im Winter kalt, Frühling, Herbst durchwachsen. Irgendwie ist es schön, so die Jahreszeiten zu<br />

erleben.<br />

F: Gaspreiserhöhung, Stromkosten und Mietspiegelentwicklung, was kann man dazu sagen?<br />

U: Kein Check (lachen). Ich weiß nicht mal ,was Strom kostet (lachen). (2) Mietenwicklung<br />

(1). Strompreis, ja da hat man schon manchmal das Gefühl, super, das geht mich alles nichts<br />

an. Und es ist doch für die allermeisten Leute etwas existenzielles, ob sie jetzt Strom haben<br />

oder nicht. Das tut einen manchmal eher bestätigen.<br />

F: Was führt zu mehr Gruppenbildung: das gemeinschaftliche Interesse, oder der Druck von<br />

außen, politisch, städtisch?<br />

U: Ich denke oftmals ist es der Druck von außen. Denn der ist so gemacht, dass man einfach<br />

zusammenhalten muss, wenn die Leute sich vereinzeln besteht keine Chance, sich gegen<br />

diesen Druck zu wenden und so ist man aufeinander wirklich angewiesen, was man sonst im<br />

Leben ja nicht so spürt, oft. Aber es geht auch oft einher <strong>mit</strong> einem politischen Willen.<br />

Eigentlich gehört es zusammen. Durch den Druck entsteht ein politischer Wille, dadurch<br />

entsteht meist noch mehr Druck, weil die Leute sich politisch verhalten, was der Stadt<br />

wiederum nicht gefällt. Der Druck wird erhöht, wodurch die Leute aber klarer werden, was<br />

sie politisch wollen, da kann man hier in Freiburg schon klar ne Entwicklung sehen, dass die<br />

Leute sich politisieren über die Auseinandersetzungen die es gab. Vorher war es den Leuten<br />

vielleicht gar nicht so bewusst, dass es so massive Widerstände gibt.<br />

F: Vielleicht noch zwei weiter gefasste Fragen: Würdest du Wagenburgkultur und die<br />

ethnische Minderheit der Sinti und Roma in Verbindung bringen können?<br />

U: Das ist für mich selber ne schwierige Frage. Weil ich mich in meinem Idealgefühl, was ich<br />

schon hatte im Wagen, mich schon orientiert hab nach diesen alten Zigeunergeschichten.<br />

Einmal wollten wir ne Wagenkarawane machen in den Neunzigern, da hatte ich dann viel<br />

Literatur gewälzt und festgestellt, dass viele Fahrende, Sinti , Romas, Vagabunden, dass die<br />

bestimmte Landstriche hatten wo sie unterwegs waren, um Handel zu treiben. Aber doch<br />

auch wiederum oftmals ihren festen Platz hatten. Und so habe ich mir das alles auch ein<br />

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