WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
➣ 6.2.6<br />
J: Ja, doch schon. Wir sind politisch geworden, wir kämpfen um Freiräume, wir solidarisieren<br />
uns <strong>mit</strong> andern Wagenplätzen und Projekten. Ich bin politisch, schon.<br />
F: Wie könnte man Punk definieren?<br />
J: Punk kannst du nicht definieren. Nicht definierbar. (3) Wir sind Straßenpunks.<br />
F: Wie hat sich die Gruppe zusammengefunden?<br />
J: Also wir kennen uns zum Teil schon länger, gerade durch das Leben auf der Straße. Wir<br />
hatten unter Brücken schon zusammen gewohnt. Wir kennen uns aus der Stadt. Es ist auch<br />
immer ein Wechsel. Die Gruppe, die jetzt aber hier ist, die ist schon länger als zwei, drei<br />
Jahre zusammen. Man kennt sich halt. Man kommt familiär <strong>mit</strong>einander klar. Wir kennen uns<br />
eigentlich alle von der Straße.<br />
F: Warum gibt es soviel Druck gegen die Wagenburgen?<br />
J: Ich glaube, die Stadt hat auch Angst davor, dass sich da auch ein politisches Spektrum<br />
bildet, das nicht nach der Pfeife gerade tanzt, so wie es der Staat gerade will. Leute, die sich<br />
selbst organisieren können und nicht immer unter staatlicher Obhut sind und kontrolliert<br />
werden. Und sich auch dagegen stellen können. Dass die Leute auch Freidenker sind und<br />
nicht durch Medien zugeschüttet. Nicht: du musst morgens zur Arbeit gehen, weil der Staat<br />
das so will, schön in die Rentenkasse einzahlen und <strong>mit</strong> vierundsechzig kriegst du dann deine<br />
Rente, und du musst ein Häuschen haben <strong>mit</strong> Garten.<br />
F: Liegt dir noch was am Herzen zu diesem Thema?<br />
J: Am Herzen. Ja klar. Es muss mehr Wagenburgen geben. Und man soll sich auf keinen Fall<br />
freie Räume erbetteln, sondern dafür kämpfen. Was anderes hilft nicht. Nicht kuschen,<br />
einfach Widerstand leisten.<br />
6.2.7 Urstrom: Uri<br />
F: Wie oft bemerkst du, dass du in keinem Haus wohnst?<br />
U: Wie oft ich merk, dass ich (lachen) gar nicht, ich hab den Vergleich zum Haus echt<br />
verloren. (lachen) Ne, das ist mein zuhause und da hab ich nie so das Bedürfnis, gut ich<br />
wollte schon einmal ein Haus kaufen, aber das ist irgendwie, nicht weil ich mir jetzt hier<br />
direkt ein Haus ersehne, sondern weil ich da mehr Platz und mehr Räumlichkeiten hätte. Das<br />
ist wohl der Grund.<br />
F: Was glaubst du, warum entstehen Wagenburgen in der Nähe von <strong>einer</strong> Stadt?<br />
U: Ich schätz mal, weil es in <strong>einer</strong> Stadt ein großes Bedürfnis gibt nach anders leben, nach<br />
draußen leben und trotzdem die Stadt nicht missen.<br />
F: Ein rein städtisches Phänomen?<br />
164