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WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf

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3.2.8 Susiburg: gesichert<br />

Lebenswelt<br />

Diese Wagenburg ist integraler Bestandteil und Resultat eines privat organisierten Rezivilisierungs-Projektes<br />

auf dem Gelände des ehemaligen französischen Quartiers Vauban.<br />

Parallel zu der Ausarbeitung eines Umnutzungskonzeptes und der Gründung eines<br />

eingetragenen Vereins (SUSI e.V.- Selbstorganisierte unabhängige Siedlungsinitiative) fand<br />

1993 eine stille Besetzung von mehreren Mannschaftsunterkünften statt, um <strong>einer</strong>seits der<br />

starken Wohnungsnot in Freiburg und andererseits den Komplettabrissplänen der Stadt<br />

entgegen zu wirken.<br />

Initiator war eine Gruppe von 10 Studenten, die <strong>mit</strong> Hilfe des unabhängigen Asta und<br />

des Freiburger Mietshäusersyndikats einen ökologisch nachhaltigen und kostenminimierten<br />

Umbau der 50 mal 16 Meter großen, dreistöckigen Mannschaftsunterkünfte in die Wege<br />

leiteten. Es ging um den Erhalt der noch guten bis sehr guten Bausubstanz. „Umbau statt<br />

Neubau“ lautete die Devise, in deren Kontext von Anfang an auch eine integrierte<br />

Wagenburg auf <strong>einer</strong> Freifläche zwischen den Häusern als Nachverdichtung geplant war.<br />

Von 24 ehemaligen Mannschaftsunterkünften konnten in diesem Rahmen 4 vor einem<br />

Abriss bewahrt werden, und so ging direkt Eigentum vom Bund an die neu gegründete<br />

basisdemokratische Struktur über, die sich als rechtlichen Rahmen den <strong>einer</strong> GmbH wählte.<br />

Besondere Berücksichtigung im Projekt fanden hierbei auch Menschen, die von<br />

Obdachlosigkeit bedroht waren und sich das gemeinschaftliche Zusammenleben in<br />

unterschiedlichsten Wohngemeinschaften vorstellen konnten. Geld sollte hierbei weniger ein<br />

Zutrittkriterium sein, als das Einbringen <strong>einer</strong> so genannten Muskelhypothek, bei der die<br />

eigene Arbeitskraft angerechnet werden kann. Insgesamt fanden so knapp 260 Menschen in<br />

den Häusern und knapp 20 auf dem Wagenplatz einen neuen Wohnraum.<br />

Auf dem heutigen Wagenplatz (circa 900 qm) leben größtenteils Familien in<br />

ausgebauten Bau- und Zirkuswagen. Zu den 16 Wagen auf dem Platz gesellen sich mehrere<br />

umgebaute LKWs und Omnibusse, die sich zeilenförmig am Rande des SUSI-Geländes<br />

anschließen. Für einen kurzzeitigen Aufenthalt stehen ein Gästewagen sowie zwei<br />

Durchfahrerplätze zur Verfügung. Viele der Bewohner gehörten nicht <strong>einer</strong> mobilen<br />

Wagenbewegung an, sondern bezogen den Wagen direkt aus dem Haus heraus.<br />

Was die infrastrukturelle Ausstattung anbelangt, so gibt es ein Badehäuschen, welches<br />

un<strong>mit</strong>telbar an einen ehemaligen Kasernenblock angeschlossen ist. Hier befinden sich<br />

gemeinschaftliche Duschen, Badewanne, Waschbecken und Klo. Die Wagen werden<br />

ausschließlich <strong>mit</strong> Holz beheizt und verfügen selbst über keinen Wasseranschluss. Mit<br />

Kanistern muss das Wasser von der zentralen Stelle geholt werden. Ein Verteilerkasten auf<br />

220 V Basis versorgt die einzelnen Wagen <strong>mit</strong> Elektrizität. Solaranlagen auf angebauten<br />

Terrassen und Veranden speisen zusätzlich Strom ein. Ein geschottertes Wegenetz verbindet<br />

die Wagen untereinander über den ansonsten grasbewachsenen Zwischenraum. Ein lockerer<br />

Baumbewuchs <strong>mit</strong> zum Teil über 15 Meter hohen Eichen verbessert das Mikroklima für die<br />

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