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WAGENBURGKULTUR IN DEUTSCHLAND - mit einer ... - Wagendorf

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➣ 6.2.4<br />

Und dort war genügend Platz, letztendlich war es besetzt, und die Stadt dann auch gesagt hat:<br />

ja, wenn irgendwo Wagenburgler rumstanden, fahrt doch auf den Obi, da steht ja eh schon der<br />

Rest. Da werdet ihr so schnell nicht geräumt. Und haben so<strong>mit</strong> auch wieder ein Ghetto<br />

geschaffen von Wagenburglern. Denn zuvor standen sie mal da oder mal da und überall<br />

durfte man dann nicht mehr stehen, nur noch auf dem Obi. Und das hat sich dann halt<br />

zugespitzt, weil da letztendlich 50 bis 60 Leute standen. Waren dann schon irgendwo alles<br />

Schattenparker, haben aber primär <strong>mit</strong> der Gruppe, die sich damals gegründet hat, nicht direkt<br />

was zu tun.<br />

F: Wie setzt sich denn heute die Gruppe zusammen?<br />

A: Heute setzt sich die Gruppe aus lauter im Wagen lebenden Menschen zusammen, die<br />

politisch interessiert sind, die das Leben anders leben wollen, die mehr Selbstverwaltung,<br />

mehr Autonomie haben wollen, die prinzipiell für sich in ihrem Leben was anders machen<br />

wollen, sei es, jetzt viel draußen sein, sei es, mobil sein, sei es, politisch aktiv sein, sei es,<br />

einfach ne Alternative zu bieten, zu diesem Mietezahlen. Sei es Umweltschutz,<br />

beziehungsweise autonom sein zu wollen durch eine eigene Stromversorgung. Gründe im<br />

Wagen leben zu wollen gibt es soviel wie Menschen.<br />

F: Warum entstehen Wagenburgen in <strong>einer</strong> Stadt?<br />

A: (2) Gibt es wohl auch verschiedene Gründe. Heut wohl andere als damals. Viel hatte <strong>mit</strong><br />

der Hausbesetzungsszene zu tun, als dies dann schwieriger wurde, und krasse Repressionen<br />

nach sich zog, aber die Leute trotzdem billig, anders leben wollten, da hat sich der Wagen<br />

natürlich angeboten. Da bist du natürlich erst mal unabhängig von sämtlichen anderen Leuten<br />

und wenn du auch noch nen Trecker hast, kannst du hin fahren wo du Lust hast. Auch ein<br />

Grund ist wohl, eher heute, dass die Leute nicht soviel Geld haben, um Mieten, um Strom,<br />

und Abfallgebühren, und alles was da<strong>mit</strong> zusammenhängt, zu zahlen. Deshalb wird es auch<br />

immer mehr werden in nächster Zeit, glaube ich, weil die Dinge einfach teurer werden. Sieht<br />

man jetzt auch gut an den Straßenpunks, das ist ja auch ne Gruppe, die nicht im Haus leben<br />

wollen, weil sie nicht das Geld haben, denen das Wagenleben ganz recht ist. Sie können freier<br />

leben und müssen nicht soviel Geld bezahlen.<br />

F: Wo würdest du die Alternativen sehen zum im Wagen leben?<br />

A: Wieder ne Alternative zum Wagenleben? (lachen) Bauwagenleben, wobei das eigentlich<br />

fast dasselbe ist. Schwierige Frage. SUSI ist vielleicht auch ne Alternative zum normalen<br />

Wohnen, weil da auch sehr viel <strong>mit</strong> Gemeinschaft läuft, weil es auch eine Gemeinschaft ist,<br />

die sich regelmäßig trifft und im Plenum was beschließt. Das wäre ne Alternative. Projekte,<br />

wo die Leute mehr was zusammen machen, zusammen das Haus gestalten, zusammen am<br />

Haus arbeiten, vielleicht auch nicht so hohe Mieten. Denn es geht ja auch, dass man ein Haus<br />

kauft und die Mieten gering sind. Dass die gerade so reichen, dass das Haus instand gehalten<br />

werden kann und dass sich k<strong>einer</strong> dumm und dämlich daran verdient.<br />

F: Was sind die gemeinsamen Sachen, die man auf einem Wagenplatz macht?<br />

A: An der Feuerstelle sitzen, über politische Werte und Normen diskutieren. Einfach viel<br />

zusammen machen. Man kriegt hier mehr davon <strong>mit</strong>, wie es dem Anderen geht. Letzte Woche<br />

war <strong>einer</strong> hier krank, und das wussten dann natürlich sofort alle, und dann sind nach und<br />

nach, mal vier, mal fünf, zu ihm ins Krankenhaus gefahren und haben ihn besucht. Und so<br />

was finde ich stark und wichtig. Super wichtig, dass das so funktioniert. Du bist krank und der<br />

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