Masterthesis - Socialnet
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2 Kontext des Qualitätsdiskurses in der Jugendhilfe 15<br />
zu einem Post-Wohlfahrtsstaat, welche das Selbstverständnis eines aktivierenden<br />
Staates sowie die als neoliberal klassifizierte Wende vom „welfare state“ zum<br />
„workfare state“ beinhaltet, sind die Ideologie des Neoliberalismus und deren<br />
politische Umsetzung in Konzepte von einem schlanken Staat sowie stärkere<br />
Ausrichtung am internationalen Wettbewerb, die Prozesse einer politischen<br />
Europäisierung sowie die Entwicklung zu einer Dienstleistungsgesellschaft 15 vor dem<br />
Hintergrund von Veränderungen bei der Beschäftigungsstruktur zu nennen (vgl. ebd.:<br />
35 ff.). Exklusiv den sich veränderten äußeren Rahmenbedingungen, die eine<br />
ökonomisierte Soziale Arbeit fordern, ist die Perspektive, dass die Soziale Arbeit<br />
professionsintern zu dieser Entwicklung beigetragen hat, nicht zu vernachlässigen 16 .<br />
Bütow, Chassé und Hirt sprechen aufgrund der vielfach widersprüchlichen Situation<br />
der Sozialen Arbeit, konfrontiert mit vielen Ambivalenzen, sich verschlechternden<br />
Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen, der Einbettung in der Philosophie eines<br />
aktivierenden Staates, von einem „fundamentalen Paradigmenwechsel auf allen<br />
Ebenen“ (2008: 11). Die anstehenden Herausforderungen, die „abnehmende<br />
Leistungsfähigkeit lebensweltgebundender Formen des sozialen Bedarfsausgleichs“<br />
(Rauschenbach, 1999: 243) und der damit verbundenen zunehmenden Nachfrage<br />
nach sozialen Dienstleistungen in Form komplexer, intensiver und auch individueller<br />
Angebote, bei gleichzeitig stagnierenden und fehlenden Hilfepotentialen zu<br />
kompensieren, erfordert effektivere Programmatiken der Sozialen Arbeit (vgl.<br />
Schelle, 2006: 55). Der Übergang zu ökonomisierten Denkmustern bedarf einer<br />
reflexiv angelegten Selbstvergewisserung über die Zielvorstellungen, Handlungs-<br />
strategien und Wirksamkeit sowie einer tiefgreifenden Analyse der zu bewältigenden<br />
Aufgaben, vor denen die Soziale Arbeit und damit auch die Jugendhilfe steht.<br />
15 „In Anlehnung an Häußermann/Siebel (1995: 21) werden als Dienstleistungsgesellschaften solche<br />
Gesellschaften bezeichnet, deren Beschäftigungsstruktur durch ein Übergewicht von<br />
Dienstleistungen gekennzeichnet ist“ (Pothmann, 2003: 37).<br />
16 In Anlehnung an Schelle (2006: 38 f. ) lassen sich vier verschiedene Perspektiven ableiten, warum<br />
die Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit eine solche Bedeutung gewonnen hat: Einerseits<br />
scheinen ökonomische Sichtweisen bereits seit dem Bestehen der Sozialen Arbeit ein fester<br />
Bestandteil der Profession zu sein, andererseits kann die Ökonomisierung als Folge<br />
programmatischer oder organisatorischer Defizite innerhalb der Sozialen Arbeit verstanden<br />
werden. Eine weitere Perspektive richtet den Blick wie bereits oben aufgezeigt auf die veränderten<br />
gesellschaftlichen sowie sozialpolitischen Rahmenbedingungen, die eine Ökonomisierung der<br />
Sozialen Arbeit ermöglichten bzw. intensivierten und forcierten.