Masterthesis - Socialnet
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2 Kontext des Qualitätsdiskurses in der Jugendhilfe 16<br />
2.3 Reorganisation der Jugendhilfe<br />
Die Jugendhilfe ist als ein ausdifferenziertes Teilsystem der Sozialen Arbeit zu<br />
verstehen, welches „die Sozialisationsbedingungen für Kinder, Jugendliche und<br />
deren Familien vor dem Hintergrund der durch andere Instanzen und Milieus<br />
geprägten Lebens- und Aufwachsbedingungen öffentlich organisiert und dafür einen<br />
gesellschaftlichen Auftrag hat“ (Bock/Seelmeyer, 2005: 985). Der gesellschaftliche<br />
Auftrag basiert auf der Erkenntnis, dass Kinder und Jugendliche zusätzlich zur<br />
elterlichen und schulischen Erziehung familienunterstützende, -ergänzende und<br />
-ersetzende staatlich verantwortete Erziehungs-, Bildungs- und Förderangebote<br />
benötigen; dies beinhaltet ausdrücklich auch eine Schutzfunktion. Die<br />
„Relativierungen der Normalstandards von Identitätsformationen“ (Gissel-Palkovich,<br />
2002: 25) verursachen, dass familiäre Netzwerke schwächer und geringer werden<br />
und sich der Rahmen des Aufwachsens für Kinder und Jugendliche 17 stark wandelt.<br />
Die grundlegende sozialstaatliche Transformation sowie die Erscheinungsformen der<br />
Ökonomisierung des Sozialen sind von entscheidender Relevanz für die Jugendhilfe.<br />
Plakativ lässt sich formulieren, dass es eine ökonomisch motivierte Infragestellung<br />
struktureller, organisatorischer, finanzieller und professioneller Aspekte bedeutet. Die<br />
Wandlungsprozesse finden zum einen „innerhalb der Institutionen auf der Mikro-<br />
ebene statt, zum anderen verändern sich darüber hinaus die Austauschbeziehungen<br />
zwischen den Institutionen der Jugendhilfelandschaft und deren Verhältnis zum<br />
Staat“ (Fischer, 2005: 14 f.). Damit steht die Jugendhilfe genauso wie das gesamte<br />
sozialstaatliche Leistungssystem vor der Herausforderung ihre Strukturen auf die<br />
veränderte Situation in den sozialstaatlichen Rahmenbedingungen und der<br />
politischen Bewältigung des Modernisierungsdrucks sowie Finanzierungsnöten bei<br />
gleichzeitig wachsendem Problemdruck der Adressaten einzustellen. Als Teilbereich<br />
einer sich ökonomisierenden und transformierenden Sozialen Arbeit orientiert sich<br />
die Modernisierung und Reorganisation an der „Implementierung betriebswirtschaft-<br />
licher Methoden unter dem Primat einer marktorientierten Handlungslogik in die<br />
soziale Leistungserstellung“ (ebd.: 112). „Neue Formen der Angebotssteuerung wie<br />
Kontrakte, Budgets und Kostenkennzahlen verweisen auf einen zunehmenden<br />
Einfluss betriebswirtschaftlicher Steuerungsparameter auf die Erbringung und<br />
17 Im Rahmen des Achten Jugendberichtes sind Strukturmaxime einer lebensweltorientierten<br />
Jugendhilfe als jugendpolitische Antworten auf die gesellschaftlichen Herausforderungen entwickelt<br />
worden (vgl. exemplarisch dazu Gissel-Palkovich: 2002: 25 f.)