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Schwarzbuch des Kommunismus BD II - new Sturmer

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128 Stephane Courtois<br />

stützt durch Joachim Gauck und Herrn Berghof er, dem letzten<br />

kommunistischen Bürgermeister der Stadt. Die vierstündige<br />

Debatte vor dem gebannten Publikum war die beste Diskussionsveranstaltung,<br />

die ich im Zusammenhang mit dem<br />

<strong>Schwarzbuch</strong> erlebt habe. Am intensivsten war der Moment,<br />

als Berghof er das Wort ergriff. Es war das erste Mal seit dem<br />

Sturz <strong>des</strong> DDR-Regimes, daß er zu seinen Mitbürgern sprach.<br />

In den Wochen, die dem Fall der Mauer vorausgegangen waren,<br />

hatte er tatsächlich alles getan, um die repressiven Befehle<br />

der Zentralmacht zu neutralisieren und ein Blutvergießen<br />

in seiner Stadt zu verhindern. Danach war er in der<br />

Anonymität eines Handelsbetriebs untergetaucht.<br />

Wir erlebten ein öffentliches selbstkritisches Geständnis,<br />

allerdings nicht in der traditionell erzwungenen und demütigenden<br />

Art der kommunistischen Regimes, sondern mit<br />

Aufrichtigkeit und Würde. Berghof er berichtete, wie er aus<br />

Idealismus den kommunistischen Jugendverbänden beigetreten<br />

war. Er glaubte an den Sozialismus und <strong>des</strong>sen vom<br />

Regime proklamierten gesellschaftlichen Auftrag. Voller Enthusiasmus<br />

und Disziplin stieg er in der Parteihierarchie nach<br />

oben und galt schließlich als linientreu genug, um an die<br />

Spitze seiner Stadt berufen zu werden. Dann gab er zu, daß<br />

auf sein idealistisches Engagement eine herbe Desillusionierung<br />

folgte: Das starre System, die Unmöglichkeit, die<br />

Lage seiner Mitbürger zu verbessern, und vor allem der<br />

Zwang für jeden, der eine verantwortungsvolle Führungsposition<br />

besaß, mit der Stasi zusammenarbeiten zu müssen.<br />

Die Worte lösten weder ein Geschrei noch Beschimpfungen<br />

aus. In der anschließenden Debatte wurde mir bewußt, daß<br />

die Deutschen den <strong>Kommunismus</strong> nicht nur über die DDR<br />

kennengelernt hatten, sondern auch über die UdSSR, und<br />

zwar in seiner kriminellsten Form, nämlich als Kriegsgefangene<br />

oder deportierte Zivilisten in den Gulag-Lagern. Eine<br />

solch persönliche und über alle Zweifel erhabene Erinnerung<br />

scan & corr by rz 11/2008

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