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Schwarzbuch des Kommunismus BD II - new Sturmer

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368 Diniu Charlanow u.a.<br />

Ab Mitte der sechziger Jahre waren die politischen Gefangenen<br />

bis zum Sturz <strong>des</strong> Regimes hauptsächlich im Gefängnis<br />

der Stadt Stara Sagora untergebracht. Innerhalb von 20<br />

Jahren saßen dort über 1000 Menschen ein. 1974 besaß diese<br />

Haftanstalt eine einzige Abteilung für politische Gefangene,<br />

1984 waren daraus drei Abteilungen geworden: Ein Zeichen<br />

für die rapide Zunahme dieser normalisierten Repression.<br />

Zwischen 1968 und 1984 setzten sich die Häftlinge von Stara<br />

Sagora folgendermaßen zusammen: 45 Prozent waren wegen<br />

Spionage nach Artikel 104 verurteilt worden, 32,6 Prozent<br />

wegen regierungsfeindlicher Propaganda nach Artikel 108,<br />

20,1 Prozent wegen einer Verschwörung gegen das Regime<br />

nach Artikel 109 und 2,3 Prozent wegen terroristischer Aktivitäten.<br />

Drei Viertel der Gefangenen saßen eine Haftstrafe<br />

zwischen fünf und zwanzig Jahren ab. Die wegen Fluchtversuchs<br />

verurteilten Strafgefangenen werden bei dieser Statistik<br />

<strong>des</strong>halb nicht berücksichtigt, weil sie seit den späten sechziger<br />

Jahren nicht mehr zu den politischen Gefangenen zählten,<br />

sondern als »Abenteurer« eine eigene Kategorie bildeten.<br />

Dies betraf mehrere tausend - vor allem junge - Menschen,<br />

die zu Haftstrafen von weniger als fünf Jahren verurteilt<br />

waren. Wie viele Fälle zerstörten Lebens verbergen sich<br />

hinter diesen Zahlen! Im Oktober 1969 kam es im Gefängnis<br />

von Stara Sagora zu einem blutig unterdrückten Aufstand,<br />

hinter dem in erster Linie junge Häftlinge standen, die vergeblich<br />

auf eine Amnestie nach dem Vorbild von 1964 gehofft<br />

hatten.<br />

Was die juristische Repression angeht, finden sich im Archiv<br />

<strong>des</strong> Innenministeriums ausführliche Berichte über die<br />

politischen Prozesse der Jahre 1945 bis 1988. Eine gründliche<br />

Untersuchung dieser Quellen steht allerdings noch aus. Was<br />

man jedoch jetzt schon sagen kann: Allein im Bezirk Sofia<br />

waren 4995 politische Prozesse über die Bühne gegangen. In<br />

ganz Bulgarien war in 478 Fällen wegen »Aktivitäten gegen<br />

scan & corr by rz 11/2008

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