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Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern

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„technisch noch in vorderster Front marschierenden <strong>Volkswagen</strong>“<br />

gefährdeten. Leise Kritik an den <strong>britischen</strong> Produktionsvorgaben<br />

klang in der Feststellung an, die Fertigung habe mehr die Quantität<br />

als die Qualität im Auge. Es dürfe nicht vorkommen, warnte Kales,<br />

dass Anforderungen an die Oberflächengüte aus irgendeinem<br />

Grund missachtet werden, dass ein Teil „statt öldicht verstemmt<br />

nur einige Meißelschläge erhält oder dass ein Zylinder statt zylindrisch<br />

alle anderen Formen hat“. In der Großserienproduktion hielt<br />

der Chefkonstrukteur die „saubere und gewissenhafte Vorbereitung“<br />

für die wichtigste Voraussetzung, angefangen bei der Güte<br />

der Materialien über die Funktionsfähigkeit der Vorrichtungen<br />

und Maschinen bis hin zur genauen Montage jedes Einzelteils. 316<br />

Die Zuversicht, dass der <strong>Volkswagen</strong> trotz seiner zu diesem Zeitpunkt<br />

schlechten Verarbeitung den Vergleich mit der Konkurrenz<br />

nicht zu scheuen brauchte, zogen Treuhänder und Management<br />

aus dem Vertrauen in seine Konstruktion. Seine inzwischen<br />

sprichwörtliche Robustheit war ein Pfund, mit dem das Unternehmen<br />

wuchern konnte. Davon sichtlich beeindruckt, demonstrierte<br />

Berryman drei Ford-Ingenieuren die strukturelle Stabilität der Limousine,<br />

indem er hinter dem Werk über schlaglochgepflasterte<br />

Straßen fuhr. Bis <strong>auf</strong> klappernde Türen überstand der Wagen die<br />

Marterstrecke unbeschadet. 317 Eine Bilanz der ersten internationalen<br />

Automobilausstellung in Paris jedenfalls fiel nach Kales’ Ansicht<br />

positiv für den <strong>Volkswagen</strong> aus. Trotz seiner 10 Jahre alten<br />

Konstruktion könne er sich in jeder Weise mit den französischen<br />

Neuschöpfungen messen, betonte Kales, auch wenn die Limousine<br />

weichenstellungen der briten<br />

einige Schwachstellen <strong>auf</strong>weise. Da aber die Produktion <strong>auf</strong> diese<br />

Ausführung abgestimmt sei, müsse das Unternehmen unter k<strong>auf</strong>männischen<br />

Gesichtspunkten daran festhalten. So erwies sich die<br />

Konstruktion der Lenkung als keineswegs gelungen, weil für das<br />

Lenkgehäuse Blech statt Guss verwendet wurde und die geforderten<br />

hohen Genauigkeiten in der Produktion kaum eingehalten<br />

werden konnten. Infolgedessen ging die Steuerung schwer und<br />

wackelte. 318 Außerdem waren der luftgekühlte, lautstarke Motor,<br />

das fehlende Synchrongetriebe sowie die Seilbremsen kaum Ausweis<br />

einer modernen Fahrzeugtechnik.<br />

Die Liste der <strong>auf</strong>tretenden Mängel blieb lang. Für Reklamationen<br />

sorgte beispielsweise ein lautes „Ticken“ des Ventilstößels <strong>auf</strong> der<br />

rechten Seite des Motors. Weder die Einfahrinspektion noch die<br />

Nachreparatur waren in der Lage, das Problem zu beheben. Undichte<br />

Kraftstoffhähne gehörten zu den unangenehmsten Beanstandungen,<br />

zeigte sich dieser Fehler doch erst nach dem Auftanken.<br />

Im Mai 1947 mussten zehn Kraftstoffbehälter ausgebaut<br />

und abgedichtet, im Juni 15 Kraftstoffhähne ausgetauscht werden.<br />

Der in der Verk<strong>auf</strong>sabteilung tätige Karl Martens vermutete die<br />

Ursache im „Anschlag der Spurstangen“ und forderte die Konstruktionsabteilung<br />

<strong>auf</strong>, hier eine Sofortlösung zu finden. Zu<br />

einem Dauerbrenner unter den Beanstandungen entwickelte<br />

sich der Vergaser, der oftmals schon vor Auslieferung starke Verschmutzungen<br />

zeigte. Bei der Reinigung kam eine „bräunlichschwarze,<br />

schmirgelähnliche Masse“ zum Vorschein, die sich im<br />

Schwimmergehäuse niederschlug und die Düsen verstopfte. Aus<br />

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