Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern
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der letzte schritt zur pole-position<br />
Der glatte Währungsschnitt sorgte freilich für ein kurzfristiges<br />
Liquiditätsproblem, weil das Reichsmark-Vermögen des Unternehmens<br />
im Verhältnis 10:1 abgewertet, die Löhne und Gehälter<br />
aber 1:1 in die neue Währung konvertiert wurden. Dem Kassenbestand<br />
von 495.000 DM standen die monatlichen Lohnzahlungen<br />
von rund 1,5 Millionen DM gegenüber. Die Finanzierungslücke<br />
schloss das Unternehmen durch Kredite, die dank der rapide<br />
wachsenden Einnahmen aus dem Fahrzeugverk<strong>auf</strong> schon im<br />
Herbst wieder abgelöst werden konnten. 407<br />
Auch nach der Währungsreform blieb der freie Verk<strong>auf</strong> der Limousine<br />
<strong>auf</strong> dem Binnenmarkt durch die im Uml<strong>auf</strong> befindlichen Berechtigungsscheine<br />
zunächst eingeschränkt. Die Autoindustrie<br />
hatte sich am 1. Juli 1948 gegenüber der VfW verpflichtet, die<br />
Inhaber solcher Bezugsscheine bevorzugt zu beliefern. Doch<br />
mehrten sich die Beschwerden vor allem gegen das <strong>Volkswagen</strong>werk,<br />
dass diese Vereinbarung nicht eingehalten werde. Tatsächlich<br />
hatte Nordhoff Mitte August 1948 einige Händler angewiesen,<br />
die Inhaber von Bezugsscheinen hintanzustellen. Denn diese Kunden<br />
waren nach der Währungsreform vielfach nicht in der finanziellen<br />
Lage, die Fahrzeuge zu übernehmen. <strong>Volkswagen</strong> ging deshalb<br />
andere Lieferverpflichtungen ein, zumal eine beträchtliche<br />
Anzahl von Käufern, darunter Ärzte, Industriebetriebe und Interessenten<br />
aus freien Berufen, bei der Fahrzeugbewirtschaftung leer<br />
ausgegangen waren. Dem Vorwurf der VfW hielt Nordhoff entgegen,<br />
das <strong>Volkswagen</strong>werk müsse eine größere Menge von Wagen<br />
liefern können, die nicht „mit einer Hypothek der Verwaltung für<br />
Wirtschaft belastet sind“. 408<br />
130<br />
Ungeachtet der Schwierigkeiten, nahm die <strong>Volkswagen</strong> Produktion<br />
1948 einen enormen Aufschwung, und die Belieferung des inländischen<br />
Marktes entwickelte sich zum Hauptgeschäft. Die Währungsreform<br />
markierte im <strong>Volkswagen</strong>werk den Beginn einer neuen<br />
Epoche. Erstmals gewann das Unternehmen direkten Einfluss<br />
<strong>auf</strong> die Verteilung seiner steigenden Automobilfertigung. Während<br />
die Anforderungen der Besatzungsmächte im zweiten Halbjahr<br />
1948 <strong>auf</strong> 8 Prozent der Auslieferungen zurückgingen, entfaltete<br />
sich die Produktion für den zivilen Bedarf. Die Käufer aus der freien<br />
Wirtschaft setzten sich mit einem Anteil von 74 Prozent an die<br />
Spitze, gefolgt von den öffentlichen Einrichtungen mit 15,1 Prozent,<br />
dem Gesundheitswesen mit 8 Prozent und dem Sektor Energie<br />
und Wärme mit 2,9 Prozent. 409<br />
Qualitätspolitik und Kostensenkung<br />
Mit der Währungsreform trat der Wolfsburger Automobilhersteller<br />
in den regulären Wettbewerb ein – eine tiefe Zäsur und ein Novum<br />
für das <strong>Volkswagen</strong>werk, das im Nationalsozialismus als fordistische<br />
Fabrik, nicht aber als Marktunternehmen konzipiert und<br />
errichtet worden war. Für Nordhoff stellte das <strong>Volkswagen</strong>werk<br />
insofern einen Ausnahmefall dar, „als es sich noch niemals gegen<br />
Konkurrenz hat behaupten müssen“, weshalb wohl auch das aus<br />
der Vorkriegszeit stammende Management kein ausgeprägtes Kostenbewusstsein<br />
an den Tag legte. Die Wettbewerbsfähigkeit der Limousine<br />
im Inland und <strong>auf</strong> den Exportmärkten schätzte Nordhoff<br />
differenziert ein: Während er die Konstruktion für „noch immer