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Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern

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Produktionsstillstand im Krisenwinter 1946/47<br />

So stiegen die Stückzahlen im November noch einmal <strong>auf</strong> 1.193<br />

Fahrzeuge an, bevor der Aufschwung im Dezember 1946 abrupt<br />

endete. Insofern teilte das <strong>Volkswagen</strong>werk das Schicksal der im<br />

britisch-amerikanischen Besatzungsgebiet gelegenen Industrie.<br />

Nach einer beachtlichen Konjunktur brach deren Produktion in<br />

der Energiekrise des Winters 1946/47 zusammen. Der akute Mangel<br />

an Kohle war nicht vorrangig <strong>auf</strong> Förderprobleme zurückzuführen,<br />

bahnte sich doch gerade im Kohlenbergbau im Oktober 1946<br />

die Wende zum Besseren an. Ein interner Bericht des <strong>Volkswagen</strong>werks<br />

vermerkte hierzu, dass Kohlenvorräte in großen Mengen<br />

zur Verfügung stünden. 250 Allerdings machten sich mit einiger Verspätung<br />

die Folgen der alliierten Bombenangriffe bemerkbar, zumal<br />

der extrem kalte Winter alle Wasserwege blockierte und den<br />

Warentransport <strong>auf</strong> die Reichsbahn konzentrierte. Das zerstörte<br />

Transportsystem kollabierte und lähmte die Versorgung mit Rohstoffen<br />

und Zwischenprodukten. 251<br />

Über die Konsequenzen der ausbleibenden Rohstoff- und Materiallieferungen<br />

beriet das Board of Control am 6. Dezember 1946<br />

und fasste den Entschluss, die Fabrikation bis zum neuen Jahr einzustellen<br />

und im Januar mit 500 Wagen wieder anl<strong>auf</strong>en zu lassen.<br />

Allein diese kurze Stilllegung verursachte Kosten von 1,5 Millionen<br />

Reichsmark, und sie stiegen, weil akuter Kohlemangel der Produktion<br />

erneut ein Ende setzte, noch bevor sie richtig begonnen hatte.<br />

Am 6. Januar 1947 war der Kohlenbestand des <strong>Volkswagen</strong>werks<br />

<strong>auf</strong> 500 Tonnen abgesunken, womit bei einer Fabrikation im bishe-<br />

der wandel zum marktunternehmen<br />

rigen Umfang nicht einmal der Energiebedarf für zwei Tage gedeckt<br />

werden konnte. Neue Kohle für die Produktion war nicht in<br />

Sicht. Die von der Norddeutschen Kohlenverteilungsstelle angelieferte<br />

Menge von knapp 700 Tonnen war zweckgebunden, um das<br />

Werk in Gang zu halten und eine notdürftige Beheizung und Beleuchtung<br />

der Stadt sicherzustellen. In einzelnen Werkshallen<br />

war die Temperatur inzwischen <strong>auf</strong> -7 Grad Celsius abgesunken,<br />

weshalb ein Weiterarbeiten mit Rücksicht <strong>auf</strong> die Gesundheit der<br />

Arbeiter nicht mehr verantwortet werden konnte. Zudem beeinträchtigte<br />

der Frost die Funktionsfähigkeit der Maschinen; einige<br />

Schweißmaschinen waren bereits eingefroren. Bis zum 10. März<br />

1947 stand der Produktionsbetrieb still. 252<br />

Die Krise versetzte den <strong>britischen</strong> Produktionsplanungen einen<br />

Dämpfer. So orientierte sich der von den zuständigen Kontrollbehörden<br />

am 18. März 1947 gefasste Beschluss an den bisherigen<br />

Stückzahlen und gab vor, in den kommenden sechs Monaten mindestens<br />

1.000 Fahrzeuge für die Alliierten zu bauen. Danach sollte<br />

der Ausstoß der Fabrik bis Juli 1948 <strong>auf</strong> 2.500 Wagen erhöht werden,<br />

um die über den absinkenden alliierten Bedarf hinausgehende<br />

Fahrzeugproduktion der deutschen Wirtschaft und dem Export<br />

zuzuführen. 253 Ein entsprechendes Diskussionspapier brachte die<br />

Industry Division im März 1947 in die Beratungen der Bizonalen<br />

Wirtschaftskommission ein. Die Verhandlungen, bei denen die Sicherung<br />

einer maximalen Fahrzeugproduktion in der Vereinigten<br />

Zone <strong>auf</strong> der Tagesordnung stand, stellten die immer noch schwebende<br />

Zukunft des <strong>Volkswagen</strong>werks <strong>auf</strong> eine stabile materielle<br />

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