Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern
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das glück der besiegten<br />
Der rettende Produktions<strong>auf</strong>trag<br />
Zu den eifrigsten Befürwortern dieser Lösung gehörte Colonel<br />
Michael McEvoy, weil er als Verantwortlicher für das in der <strong>britischen</strong><br />
Zone geknüpfte Netzwerk von REME-Werkstätten um die<br />
Dringlichkeit zusätzlicher Transportkapazitäten wusste. Außerdem<br />
hatte der Automobilingenieur Anfang 1939 <strong>auf</strong> der Internationalen<br />
Automobilausstellung in Berlin den <strong>Volkswagen</strong> gesehen<br />
und in guter Erinnerung behalten. Vermutlich instruierte McEvoy<br />
Ende Juli 1945 die REME-Offiziere im <strong>Volkswagen</strong>werk, mit der<br />
Werkleitung ein mögliches Projekt zur Produktion von 20.000<br />
<strong>Volkswagen</strong> für die britische Militärregierung und deutsche Stellen<br />
durchzusprechen. 43 Laut Planung sollte die Produktion im September<br />
1945 mit 500 Wagen anl<strong>auf</strong>en und von Januar bis September<br />
1946 eine monatliche Stückzahl von 2.000 Fahrzeugen erreichen.<br />
Die REME war angewiesen worden, bis zum 6. August 1945 einen<br />
Bericht vorzulegen, der über den Material- und Arbeitskräftebedarf<br />
sowie über die dringend notwendigen Zulieferungen Auskunft<br />
geben und konkrete Vorschläge zur Durchführung des Vorhabens<br />
unterbreiten sollte. Tatkräftige Unterstützung für dieses Projekt<br />
leistete Hirst, der ebenso engagiert wie der Werkleiter Brörmann<br />
für die Produktion der Limousine plädierte. Anstatt mit Worten<br />
zu überzeugen, ließ Hirst <strong>auf</strong> Wunsch von McEvoy eine <strong>auf</strong> dem<br />
Werksgelände herum stehende Limousine khakifarben lackieren<br />
und schickte sie zu Demonstrationszwecken ins Hauptquartier<br />
nach Bad Oeynhausen. Dort stellte McEvoy das Auto vor, und die<br />
Militärbehörde gab Hirst grünes Licht für den Aufbau der Serienfertigung.<br />
Die Entscheidung fiel umso leichter, als die <strong>Volkswagen</strong><br />
18<br />
Produktion aus den von Deutschland <strong>auf</strong>zubringenden Besatzungskosten<br />
bestritten wurde und den <strong>britischen</strong> Staatshaushalt<br />
nicht belastete. 44<br />
Bereits am 10. August 1945 stand die Limousine <strong>auf</strong> der Liste l<strong>auf</strong>ender<br />
Projekte des <strong>Volkswagen</strong>werks, bevor die Militärregierung<br />
in Hannover am 22. August den offiziellen Auftrag erteilte, bis Juli<br />
1946 20.000 <strong>Volkswagen</strong>, 500 Sonderfahrzeuge mit Anhängern für<br />
die Post sowie 200 Anhänger für den Armeebedarf an die Alliierten<br />
auszuliefern. 45 Der Bedeutung des Auftrags für die Fabrik war<br />
sich die Werkleitung bewusst. In einem Rundschreiben forderte<br />
Brörmann alle Beschäftigten <strong>auf</strong>, „to justify the confidence which<br />
the British Mil. Gov. places in our factory“ und schloss mit dem Aufruf:<br />
„We are far ahead of other firms in the British zone. It is up to us<br />
to keep the lead“. 46 Anfang September 1945 setzte Hirst den Werkleiter<br />
über ein neues Programm in Kenntnis, das die Produktion<br />
von 40.000 Limousinen bei einem monatlichen Ausstoß von 4.000<br />
Fahrzeugen avisierte. 47 Einige Tage später erklärte die Militärregierung<br />
dieses Programm für ungültig, weil die Vorbereitungen<br />
für den Produktionsanl<strong>auf</strong> nicht schnell genug vorankamen.<br />
Die Limousinen-Fertigung sollte nunmehr mit 1.000 Wagen im<br />
November 1945 beginnen und ab Januar 1946 <strong>auf</strong> 4.000 Fahrzeuge<br />
pro Monat gesteigert werden. 48