Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern
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weichenstellungen der briten<br />
Das gescheiterte Exportprojekt<br />
Die zwischen Amerikanern und Briten im Juli 1946 beginnenden<br />
Verhandlungen zur Errichtung der Bizone bahnten schließlich<br />
den Weg zum <strong>Volkswagen</strong> Export. Gegen den Widerstand der<br />
<strong>britischen</strong> Automobilindustrie und des Versorgungsministerium<br />
setzte die Militärregierung im September 1946 die Demontage<br />
des <strong>Volkswagen</strong>werks für vier weitere Jahre aus. 340 Im März 1947<br />
revidierte die Bipartite Control den Industrieniveauplan, so dass die<br />
britische Militärregierung nach dem Wiederanl<strong>auf</strong>en des Produktionsbetriebs<br />
die Weichen für den <strong>Volkswagen</strong> Export zu stellen begann.<br />
341 Im folgenden Monat nahmen die <strong>britischen</strong> Exportpläne<br />
konkrete Gestalt an. Die belgische Regierung hatte Interesse an<br />
der Einfuhr unmontierter <strong>Volkswagen</strong> geäußert, um die Beschäftigung<br />
in der heimischen Autoindustrie zu fördern. Eine Unterredung<br />
zwischen <strong>britischen</strong> und belgischen Vertretern mündete in<br />
dem Vorschlag, 5.500 <strong>Volkswagen</strong> nach Belgien zu exportieren.<br />
Davon waren 500 als Karossen und 5.000 in Blechteilen mit<br />
Motoren, Getrieben und Achsen anzuliefern, wobei die belgische<br />
Automobilindustrie die Montage und die Ausstattung mit Glas,<br />
Textilien, Batterien etc. übernehmen wollte. 342 Der Direktor der<br />
Mechanical Engineering Branch in Minden, E. Harle, hielt dies für<br />
einen lukrativen Handel, weil die Brüsseler Regierung die Zulieferung<br />
hochwertiger Bleche versprochen hatte und das Presswerk<br />
des <strong>Volkswagen</strong>werks über unausgelastete Kapazitäten verfügte.<br />
110<br />
Zur Anbahnung des Exportgeschäfts unterbreitete Harle dem Chef<br />
der Industry Division im Berliner Hauptquartier den Vorschlag,<br />
die Produktion der <strong>Volkswagen</strong> Fabrik <strong>auf</strong> der Grundlage des verfügbaren<br />
Stahls bis zum Limit anzuheben, um die verschiedenen<br />
Interessenten zufrieden zu stellen. Monatlich sollten 1.000 Wagen<br />
für die Militärregierung sowie 1.000 Wagen für den Export gefertigt<br />
und jede darüber hinaus gehende Produktion der deutschen<br />
Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden. 343 Das Versorgungsministerium<br />
erhob Einspruch und wies warnend <strong>auf</strong> die knappen<br />
Stahlressourcen hin, doch waren die Würfel für den Export der<br />
Volkwagen Limousine gefallen. Im Juni 1947 brachten die Briten<br />
mit dem belgischen Importeur Electrobel einen Liefervertrag über<br />
350 Fahrzeuge zu einem Preis von 160 Pfund unter Dach und Fach.<br />
Weil die dafür notwendigen Bleche angeliefert werden sollten,<br />
stellten das Versorgungs- und das Handelsministerium ihre Bedenken<br />
zurück. 344<br />
Der Vorschlag, den <strong>Volkswagen</strong> nicht als komplettes Fahrzeug, sondern<br />
in Baugruppen zerlegt zu exportieren, stieß bei der Werkleitung<br />
<strong>auf</strong> allergrößtes Interesse. Die Vorteile eines solchen Geschäftes,<br />
die der K<strong>auf</strong>männische Direktor Kemmler Mitte Juli 1947 in<br />
einem Schreiben an Hirst erläuterte, lagen <strong>auf</strong> der Hand. Indem<br />
das <strong>Volkswagen</strong>werk die Probleme bei der Beschaffung knapper<br />
Materialien umging, konnte das Exportgeschäft wesentlich früher<br />
anl<strong>auf</strong>en als bei der Lieferung kompletter Fahrzeuge. Devisen<br />
flossen so schneller in den <strong>britischen</strong> Importfonds, aus dem die<br />
Militärregierung Nahrungsmittel und Rohstoffe aus dem Ausland